Aktivist Veli Encü inhaftiert

Nach seiner Festnahme am 22. Mai ist Veli Encü, der beim Roboskî-Massaker 19 Angehörige verlor, nun wegen „Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation“ inhaftiert worden.

Ein türkisches Gericht in der nordkurdischen Stadt Cizîr (Cizre, Provinz Şirnex/Şırnak) hat Untersuchungshaft gegen den Aktivisten Veli Encü angeordnet. Wie es heißt, wurde Encü wegen dem Vorwurf „Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation“ aufgrund einer angeblichen Denunziation inhaftiert.

Veli Encü, der beim Roboskî-Massaker im Dezember 2011 insgesamt 19 seiner Angehörigen, darunter auch seinen Bruder Serhat Encü verlor, war am Mittwoch bei einer Hausdruchsuchung von der Jandarma festgenommen worden. Bei zeitgleichen Razzien wurden auch der ehemalige Ko-Vorsitzende der HDP in Dêrgûl (Kumçatı), Mehmet Demir, der HDP-Mitarbeiter Mazlum Güzel, Salih Kerçin und Şehmus Kerçin festgenommen. Salih Kerçin kam frei, die anderen vier wurden bereits an das Typ-T-Gefängnis von Şirnex überstellt.

Veli Encü ist zugleich Bruder des inhaftierten ehemaligen HDP-Abgeordneten Ferhat Encü und bekommt die türkische Willkürjustiz immer wieder zu spüren. Der Aktivist setzt sich für die Aufklärung des Massakers in seinem Dorf ein. Bereits mehrfach ist Encü deshalb willkürlich festgenommen worden.

Verantwortliche des Massakers noch immer nicht bestraft

Am 28. Dezember 2011 wurden im türkisch-irakischen Grenzgebiet nahe des Dorfes Roboskî 34 kurdische Zivilisten im Alter von zwölf bis 25 Jahren bei einem Angriff der türkischen Luftwaffe getötet. Es handelte sich um Grenzhändler, die mit 50 Mauleseln und ihren Waren auf dem Rückweg aus Südkurdistan waren. Der Grenzhandel ist für die Bewohner von Roboskî die einzige Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dem Militär meldeten die jungen Männer am besagten Tag noch vor dem Grenzübertritt, dass sie Schmuggel betreiben werden. Um 21.39 Uhr wurden sie mit ihren Mauleseln von türkischen Kampfjets regelrecht zerfetzt. Nur vier Menschen überlebten den Angriff.