Zozan Çewlik, eine der Kommandantinnen im Hauptquartier des Volksverteidigungszentrums, hat sich gegenüber ANF zu der Eskalation in Südkurdistan geäußert. Dabei schildert sie, was sich bei dem Vorfall zwischen der Guerilla und den Sondereinheiten Barzanîs am 4. November in Gare abgespielt hat. Für einen möglichen Krieg zwischen der Guerilla und den Peschmerga könne die PKK nicht verantwortlich gemacht werden, so Zozan Çewlik.
Die Guerillakommandantin verweist auf die Erklärung der HPG zu dem Vorfall und führt weiter aus: „Es kommt jedoch weiter zu irreführenden Äußerungen aus der Regionalregierung zu der Operation im Guerillagebiet. Daher halten wir als Volksverteidigungszentrum es für sinnvoll, erneut klarzustellen, wie es zu diesem Vorfall gekommen ist, was wir davon halten und wie unsere weitere Haltung aussehen wird.
Bewegung der Operationskräfte von zwei Seiten
Zu dem Vorfall kam es so: Am 4. November um elf Uhr setzten sich in Çemanke im Distrikt Dihok operationelle Kräfte der PDK von zwei Seiten in Richtung des Gare-Gebirges in Bewegung. Eine Einheit kam aus Çemanke, die andere aus Ertuş, also über Geliyê Qiyametê und die als Tepê Aslan bekannte Route. Diese Kräfte rückten in Richtung von Guerillacamps vor, obwohl ihnen und der Bevölkerung bekannt ist, dass es sich um Guerillagebiet handelt. Jetzt werden die PKK und die Guerilla dafür beschuldigt, aber das entspricht nicht der Wahrheit. Bei den Einheiten handelte es sich um operationelle Kräfte. Unsere Kräfte in der Region haben zunächst eine Warnung erteilt. Eigentlich hat sich die Guerilla sehr besonnen verhalten. Wir wollen wirklich keinen internen Krieg, wir wollen nicht gegen die Peschmerga kämpfen, darauf wird bei allen unseren Verteidigungskräften extrem geachtet. Die Operationskräfte sind bis zu einem Guerillapunkt vorgerückt. Obwohl mit ihnen Kontakt aufgenommen und sie verwarnt wurden, sind sie weiter gefahren und ins Guerillagebiet eingedrungen.
Die Guerilla musste sich verteidigen
Daher musste die Guerilla sich verteidigen. Es kam zu einem etwa fünfminütigen Kontakt. Weil sich die PDK-Einheiten bereits auf Guerillagebiet befanden, ist eine zuvor zu Schutzzwecken gelegte Mine detoniert. Damit es zu keinen Kampfhandlungen kommt, hat das Hauptquartier den Kräften vor Ort den Befehl erteilt, sich nicht auf ein Gefecht einzulassen. So konnten Kämpfe verhindert werden. Wie so oft versuchen bestimmte Verantwortliche aus der Regionalregierung, den so stattgefundenen Vorfall zu verdrehen und der PKK die Schuld dafür zuzuschreiben.
Selbstverständlich bedauern wir diesen Vorfall. Wir bedauern es auch, dass Kräfte in die Region verlegt und Operationen im Guerillagebiet durchführen, denn wir wollen nicht, dass sich die Geschichte wiederholt. Wie unser Volk und die gesamte Öffentlichkeit wissen, sind wir als PKK und Guerilla nie für Krieg gewesen. Unser Volk und unser Anführer sind zurzeit in großer Gefahr. Was für den türkischen Staat zählt, sind die Spaltung der Kurden und ein Völkermord. Damit es nicht wieder zu einem innerkurdischen Krieg kommt, haben Abdullah Öcalan, unsere Bewegung und unser Hauptquartier Appelle veröffentlicht. Die aktuelle Zeit erfordert eine Einheit unter den Kurden gegen Besatzung, Verleugnung und Genozid. Die Öffentlichkeit kennt die Haltung der PKK und der Guerilla dazu.
Wir wollen keinen inneren Krieg
Die Guerilla ist entstanden, um das kurdische Volk vor der Auslöschung zu bewahren. Gerade die Bevölkerung Südkurdistans sollte wissen, dass wir nicht nur das Volk in einem Teil Kurdistans verteidigen. Wir kämpfen im Interesse unseres Volkes und unseres Landes. Wer immer unsere Werte und unser Land angreift, steht uns gegenüber. Wir planen auch jetzt nicht, die Peschmerga oder irgendeine andere Kraft Südkurdistans anzugreifen.
Obwohl auch in Behdînan und anderen Gebieten ähnliche Versuche wie in Gare stattfinden, hoffen wir, dass vor allem die Regionalregierung Schlüsse aus diesem Vorfall zieht. Wir wollen weder die PDK noch eine andere Kraft angreifen. Wir wollen keinen inneren Krieg. Die PDK stellt jedoch im Moment Sondereinheiten für eine Operation gegen die PKK zusammen. Es sollte allen Seiten klar sein, dass wir reagieren werden, wenn die Spezialkräfte der PDK sich nähern sollten. Ein Angriff ist von uns nicht vorgesehen, das wäre nicht in unserem Interesse und wir finden es auch nicht richtig.
Sollte es zu einer Operation gegen die Guerillagebiete kommen, ist Mesûd Barzanî dafür verantwortlich. Für einen möglichen Krieg zwischen Guerilla und Peschmerga, PKK und PDK, kann die PKK nicht verantwortlich gemacht werden. Wenn sich eine Operation im Guerillagebiet abzeichnet, wird die Guerilla reagieren und sich verteidigen. Das sagen wir in der Hoffnung, dass die Regionalregierung ihre Haltung ändert und von provokativem Verhalten absieht.“