80-Jähriger aus belagertem Dorf als „Terrorist“ verhaftet

In dem durch einen Folterskandal bei der türkischen Militärpolizei bekannt gewordenen Dorf Timoq in Êlih dauert die Belagerung weiter an. Zwei Bewohner wurden bereits verhaftet, nun muss auch ein dritter ins Gefängnis. Der Mann ist 80 Jahre alt.

Nach zwei Verhaftungen von kurdischen Folteropfern der türkischen Militärpolizei aus dem belagerten Dorf Timoq in der Provinz Êlih (tr. Batman) befindet sich seit Montag nun auch ein dritter Bewohner der Ortschaft hinter Gittern. Der Betroffene heißt Beşiri Yıldırım und ist 80 Jahre alt. Angeblich liege ein konkreter Verdacht für eine Straftat vor.

Beşiri Yıldırım ist eine von fünfzehn Personen, die am 31. März im Zuge einer überfallartigen Durchsuchung in ihrem Dorf Timoq (türkischer Name: Gömüşörgü) von der Militärpolizei gewaltsam festgenommen worden waren. Zwar gehörte er zu der zehnköpfigen Gruppe, die noch am selben Tag wieder freigelassen wurde. Allerdings waren polizeiliche Meldeauflagen gegen die Bewohner verhängt worden. Die restlichen Männer verblieben vorerst in Gewahrsam auf der örtlichen Jandarma-Station, wo sie nach Angaben des Menschenrechtsvereins IHD schwer gefoltert wurden.

Mit Sadullah Karabaş und Yahya Karabaş befinden sich zwei von ihnen bereits in Untersuchungshaft. Die dubiosen Vorwürfe der Gendarmerie und Staatsanwaltschaft gegen Letzteren lauten auf „illegaler Waffenbesitz“, „Besitz und Beschaffung von Sprengstoff“ – weil in der Nähe seines Hauses Explosivmittel gefunden worden seien, sowie „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ – gemeint ist die PKK. Das wird nun auch Beşiri Yıldırım zum Vorwurf gemacht. Die Festnahme des Seniors erfolgte auf Anweisung der ermittelnden Staatsanwaltschaft im Polizeipräsidium von Batman, nachdem er dort zur Erfüllung der Meldeauflage vorstellig wurde. Anschließend wurde Yıldırım dem Haftrichter vorgeführt, der Haftbefehl erteilte.

Wie derweil die aktuelle Lage in Timoq aussieht, ist unklar. Seit dem Überfall wird das Dorf von der Militärpolizei belagert, am 5. April erließ das Gouverneursamt der Provinz Êlih zusätzlich ein siebentägiges Zutrittsverbot. Selbst einer Untersuchungsdelegation der Demokratischen Partei der Völker (HDP), der auch die Abgeordnete und Frauenratssprecherin Ayşe Acaran Başaran angehörte, war der Zutritt zu der Ortschaft untersagt worden. Obwohl die Anordnung seit über einer Woche außer Kraft ist, dauert die Blockade weiter an. Seit zwölf Tagen läuft in der Region zudem eine Militäroperation im Umland von Timoq, das im Kreis Hezo (Kozluk) liegt.