Ein 14-Jähriger aus Şemzînan (tr. Şemdinli) ist wegen Präsidentenbeleidigung festgenommen worden. Dem Jugendlichen S.T. wird vorgeworfen, in digitalen Netzwerken Recep Tayyip Erdoğan beleidigt zu haben. Das Ermittlungsverfahren ist anhängig vor der Strafabteilung des Amtsgerichts Isparta im Südwesten der Türkei. Vermutlich wurde der Junge denunziert.
Wie die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) meldet, habe das Gericht im Fall des Jugendlichen eine Knochenalterbestimmung angeordnet. Mit der Methode wird die biologische körperliche Reife ermittelt. Diese Prozedur ist nicht ungewöhnlich bei den türkischen Strafverfolgungsbehörden und findet in der Regel bei Minderjährigen mit kurdischem Hintergrund Anwendung.
Laut MA wurde S.T. am Freitagmorgen für die Knochenalterbestimmung in ein Krankenhaus in der Provinzhauptstadt Colemêrg (Hakkari) gebracht. Ob der Junge nach der Prozedur wieder freigelassen wird, war zunächst unklar. Was der Junge im Netz über Erdoğan geschrieben haben soll, ist ebenfalls nicht bekannt.
Höchststrafe für Präsidentenbeleidigung: Vier Jahre und acht Monate
Die Höchststrafe für Präsidentenbeleidigung liegt in der Türkei bei vier Jahren und acht Monaten. Unter der Regierung von Erdoğan gibt es inzwischen jährlich tausende Ermittlungsverfahren. Der AKP-Chef gilt als der am schnellsten beleidigte Präsident der Welt. Allein zwischen 2016 und 2019 wurden in der Türkei 9.276 Menschen zu Haft- oder Geldstrafen verurteilt, weil sich Erdoğan von ihren Äußerungen beleidigt fühlte.