Krieg und die Politik der verbrannten Erde
Im Dorf Sergelê bei Amêdî ist nach weiteren Bombardements der türkischen Armee erneut ein Buschfeuer ausgebrochen. Wie die in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) ansässige Nachrichtenagentur RojNews mit Verweis auf die Friedensinitiative Community Peacemaker Teams (CPT Iraqi Kurdistan) berichtete, sei die Ortschaft im Gouvernement Duhok am Donnerstag mehrmals unter Beschuss gesetzt worden. Das dadurch ausgebrochene Feuer fresse sich derzeit durch höher gelegene Wald- und Feldflächen am Dorfende und es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis die Flammen das Ortszentrum erreichen. Da erhoffte Hilfe von den Behörden bisher ausblieb, werde eine große Brandkatastrophe befürchtet. Die Bewohnenden von Sergelê schlagen Alarm und fordern die Ausrufung des Katastrophen- oder Notzustands.
Laut Kamaran Osman, dem Sprecher der CPT-Sektion für die KRI, seien im Vorfeld der Angriffe rund 45 Panzer und andere Militärfahrzeuge der türkischen Armee um Sergelê zusammengezogen worden. „Unmittelbar nach der Truppenkonzentration wurde das Dorf in drei Angriffswellen bombardiert.“ Ob Menschen infolge der Bombardierungen oder durch das Buschfeuer verletzt wurden, darüber liegen der Organisation von Osman bisher keine Hinweise vor. Die Nachrichtenagentur RojNews hat inzwischen keinen Kontakt mehr zu ihren Quellen in Sergelê.
In Sergelê, das etwa zehn Kilometer östlich von Amêdî liegt und als Ausgangspunkt der seit langem von der Türkei angekündigten „Sommeroffensive“ gegen die PKK dient, hatte es erst Anfang der Woche gebrannt. Zuvor waren Luftschläge türkischer Kampfflugzeuge beobachtet worden. Löschmaßnahmen durch die Behörden in dem von der Türkei-nahen Barzanî-Partei PDK (Demokratische Partei Kurdistans) regierten Gouvernement Duhok gab es wie jetzt keine; die Dorfbevölkerung bekämpfte die Flammen auf eigene Faust.
Flammen über Sergelê (c) RojNews
Wie die Volksverteidigungskräfte (HPG) heute zudem mitteilten, kommt es in Sergelê zu Auseinandersetzungen zwischen der kurdischen Guerilla und türkischen Besatzungstruppen. Am Morgen griffen Kämpferinnen der Verbände freier Frauen (YJA Star) den Truppenaufmarsch in dem Ort mit schweren Waffen an. Zwei Soldaten wurden getötet und sechs weitere verletzt, außerdem wurden Waffen und Munition vernichtet, hieß es. Am Vormittag folgte ein weiterer Angriff, der Widerstand der Guerilla gegen die türkische Invasion gehe weiter. In Hewlêr (Erbil) und Bagdad halten sich die politisch Verantwortlichen indes nach wie vor bedeckt.