Jugend bei der Bundestagswahl
Die Bundestagswahl 2025 wird für viele Menschen ein besonderer Moment – denn sie wählen zum ersten Mal in Deutschland und beteiligen sich aktiv an der politischen Gestaltung. Doch fühlen sie sich von der Politik ausreichend vertreten? Wie informieren sie sich, und welche Themen sind ihnen besonders wichtig? Im Gespräch mit Aylin Rescho und Kolya Tariq Moustafa, den beiden Leiter:innen des Jugendforums „Politik für Morgen“ in Minden, sprechen wir über politische Partizipation, Herausforderungen und die Verantwortung der Jugend für die Zukunft.
Wann und mit welchem Grund entstand das Jugendforum?
Aylin Rescho: Unser Jugendforum entstand 2021 aus der Notwendigkeit heraus, eine Plattform für die Interessen der Jugendlichen in unserer Stadt zu schaffen. Der Jugendbeirat wurde leider abgelehnt, und wir sahen die Notwendigkeit, eine alternative Möglichkeit zu finden, um die Wünsche und Anliegen der jungen Generation zu vertreten und umzusetzen.
Welches Ziel hat das Jugendforum?
Aylin Rescho: Unser Ziel ist es, Jugendliche für politische Themen zu begeistern und sie zu ermutigen, sich aktiv in die Politik einzubringen. Wir möchten in politischen Diskussionen die Perspektive der Jugend einbringen und somit einen aktiven Beitrag zur politischen Gestaltung leisten. Wir wollen Teil der Politik sein und nicht nur zusehen.
Aylin Rescho (l.) und Kolya Tariq Moustafa © privat
Warum ist es für dich als ezidische Kurdin wichtig, dich politisch einzusetzen?
Aylin Rescho: Als ezidische Kurdin ist es mir wichtig, mich nicht nur für Menschen mit den gleichen Wurzeln einzusetzen, sondern für alle, die Unterstützung benötigen. Internationale Solidarität ist für mich von großer Bedeutung. Selektive Solidarität ist nicht angebracht, da wir alle füreinander einstehen sollten, unabhängig von Herkunft oder Hintergrund.
Wie war es für euch, das erste Mal wählen zu gehen?
Kolya Tariq Moustafa: Da viele unserer Mitglieder schon mehrere Jahre vor dem Erreichen des Wahlalters politisch interessiert waren, war es eine Art Ermächtigung. Endlich konnte man mitbestimmen. Auch wenn die Wahloptionen nicht perfekt sind, ist es besser, die Option zu haben, als keine zu haben.
Wie ernst nehmt ihr das Wählen, und welchen Einfluss glaubt ihr hat eure Stimme?
Kolya Tariq Moustafa: Das Wählen gehen ist keine „Ob“-Frage, sondern „Wann?“. Ja, Demokratie ist mehr als nur Wählen, aber das ist die Möglichkeit zu beeinflussen, wie sich unsere Welt die nächsten vier Jahre entwickelt. Eine einzelne Stimme mag zwar wenig erscheinen, aber gerade bei der geringen Wahlbeteiligung zählt jede Stimme mehr denn je.
Welche Themen sind euch bei Wahlen am wichtigsten und warum?
Kolya Tariq Moustafa: Natürlich ist die momentane Lage extrem wichtig, aber auch die Zukunftsperspektive. Wer gibt uns diese? Und gefällt uns diese? Außerdem müssen die Basisprinzipien immer wieder gewählt werden – insbesondere Menschenrechte. Diese rücken oft in den Hintergrund, stehen aber im Fokus unserer Mitglieder.
Auf welche Weise habt ihr euch über das Wahlprogramm der antretenden Parteien informiert?
Kolya Tariq Moustafa: Alle unsere Mitglieder sind auf Social Media aktiv und bekommen dort viele Informationen, aber nicht alle. Zusätzlich hat fast jedes Mitglied den Wahl-O-Mat genutzt und viele haben sich Langformat-Videos über die Wahlprogramme angeschaut.
Denkt ihr, dass sich die Politik genug für die Anliegen junger Menschen einsetzt?
Kolya Tariq Moustafa: Die Politik macht momentan definitiv nicht genug für die Jugend – und damit deren Zukunft. Natürlich gibt es akute Krisen, aber diese müssen mit langfristigen Lösungen angegangen werden, nicht mit kurzfristigen und unrealistischen Maßnahmen – wie dem Vertrauen in Monopole.
Titelfoto © Jan Marius Komorek | Creative Commons CC BY 2.0