Wiederaufbau von Minarett und Kirchen in Mossul

Nach Jahren der Vorbereitung beginnt in Mossul die Rekonstruktion eines Minaretts und zweier Kirchen. Dahinter steckt die Unesco-Initiative „Revive the Spirit of Mosul”. Die Bevölkerung der Stadt ist als Akteurin des Wandels am Wiederaufbau beteiligt.

Nach drei Jahren intensiver Vorbereitung beginnt in Mossul demnächst der Wiederaufbau eines Minaretts und zweier Kirchen. Rekonstruiert werden das zur Al-Nuri-Moschee gehörende Al-Hadba-Minarett sowie die lateinischen Al-Saa‘a- und die syrisch-katholischen Al-Tahera-Kirchen. Das Aufbauprojekt ist Teil der Unesco-Initiative „Revive the Spirit of Mosul“ (Den Geist von Mossul wiederbeleben) deren Ziel ist, die kulturelle und religiöse Vielfalt der nordirakischen Stadt wiederherzustellen. Die Bevölkerung Mossuls ist als Akteurin des Wandels am Wiederaufbau beteiligt.

Drei Jahre herrschte die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) über Mossul. Neun Monate lang dauerte der Kampf um die Rückeroberung. Als die Terroristen im Juli 2017 besiegt wurden, waren tausende Menschen durch Luftschläge oder Artilleriebeschuss gestorben und die Stadt vielerorts völlig zerstört oder unbewohnbar. Allein die Altstadt von Mossul, ein schwer zugängliches Labyrinth aus Gassen und historischen Häusern, war zu achtzig Prozent zerstört.

Mit der 2018 ins Leben gerufenen Initiative der Unesco sollen die historischen Stätten Mossuls aus ihren Ruinen auferstehen und die berühmten Häuser der Altstadt - 120 an der Zahl sowie die örtliche Schule - wieder bewohnbar gemacht werden. Dafür sammelte die Kulturorganisation der Vereinten Nationen über 100 Millionen Euro. Als erster Partner hatten sich die Emirate dem Projekt zur Restaurierung und Rekonstruktion der historischen Wahrzeichen von Mossul - der Al-Nuri-Moschee und des Al-Hadba-Minaretts - angeschlossen. Das Projekt wurde später um die beiden Kirchen ergänzt. Die Europäische Union finanziert die Initiative ebenfalls mit.

Die Vorbereitungen zum Wiederaufbau ab Herbst 2018 erfolgten durch internationale und lokale Fachleute sowie mit Hilfe Studierender der Archäologie, Architektur und Ingenieurwissenschaften der Universität Mossul. Rund 3.100 Arbeitsplätze konnten durch das Projekt für Mossul geschaffen werden. Bei der Beseitigung von Trümmern und Schutt unter der Gebetshalle der Al-Nuri-Moschee hatte das Team sogar eine außergewöhnliche archäologische Entdeckung gemacht: vier Räume aus der Zeit der Atabeg-Dynastie (11. bis zum 13. Jahrhundert), die vermutlich für Waschungen genutzt wurden. Die Datierung der Räume war aufgrund der Funde von Münzen aus dieser Zeit möglich.

Minarett auch als „Schiefer Turm von Mossul“ bekannt

Der Bau der Al-Nuri-Moschee war 1172 von dem Herrscher Nureddin al-Zenki in Auftrag gegeben worden. Das Minarett Al-Hadba („Die Gekrümmte“, scherzhaft auch „Der schiefe Turm von Mossul“ genannt), das rekonstruiert wird, ist auf der 10.000-Dinar-Banknote abgebildet.

Von der Kanzel der Moschee hatte der IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi im Juni 2014 ein „Kalifat“ in Teilen Syriens und des Irak ausgerufen. Die irakische Armee warf der Terrormiliz vor, die Moschee vor ihrer Vertreibung aus Mossul im Juni 2017 gesprengt zu haben. Der IS wiederum macht einen US-geführten Luftangriff für die Zerstörung verantwortlich. Mitte Dezember 2018 wurde der Grundstein für den Wiederaufbau der Moschee gelegt. 2023 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Die Struktur der 1873 fertiggestellten Al-Saa‘a-Kirche wurde während der IS-Besetzung beschädigt, das dazugehörige Kloster verwüstet und geplündert. Ihr Markenzeichen ist eine im Turm untergebrachte Uhr, ein Geschenk der Kaiserin Eugenie von Frankreich an die Dominikaner von Mossul. Auch ein Großteil der Arkaden und Außenmauern der von 1859 bis 1862 erbauten Al-Tahera-Kirche wurde zerstört.