USA geben geraubte „Gilgamesch-Traumtafel“ an Irak zurück

Die USA haben eine während des zweiten Golfkriegs geraubte antike Keilschrift-Tafel mit Zeilen aus dem Gilgamesch-Epos an den Irak zurückgegeben.

Die USA haben eine geraubte Keilschrift-Tafel mit Zeilen aus dem Gilgamesch-Epos an den Irak zurückgegeben. Bei einer Zeremonie in Washington wurde das jahrtausendealte Raubgut offiziell übergeben. Die „Traumtafel“ soll nach Angaben der UNESCO 1991 während des Golfkriegs bei einer Museumsplünderung im Irak gestohlen und später illegal in die USA verkauft worden sein.

Das Gilgamesch-Epos ist fast 5.000 Jahre alt und damit die älteste bekannte Dichtung überhaupt. Das Epos über den rastlosen König stammt aus der Zeit, als die Sumerer im Zweistromland die ersten Städte der Menschheit gründeten und die Schrift erfanden. Die Götter stellen König Gilgamesch den Halbwilden Enkidu zur Seite. Gemeinsam töten die beiden ein Waldungeheuer und den Himmelsstier. Enkidu muss zur Strafe sterben. Verzweifelt reist Gilgamesch bis ans Ende der Welt, um unsterblich zu werden – ohne Erfolg. Geläutert kehrt er schließlich in seine Heimat Uruk zurück.

Das Epos behandelt die Urthemen der Dichtung: Liebe, Macht, Tod und die Frage nach dem Sinn des Lebens. Gilgamesch lernt, dass der Mensch nur durch seine Taten unsterblich wird. Dieser älteste schriftlich erhaltene Mythos ist auf zwölf Steintafeln in altbabylonischem Akkadisch, Hurritisch und Hethitisch überliefert. Dabei handelt es sich um elf Tafeln mit dem Text des Epos, denen eine weitere Tafel mit der akkadischen Übersetzung eines Teiles der sumerischen Dichtung Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt angehängt wurde; der Ausschnitt, der vom Schicksal der Toten in der Unterwelt berichtet. Mit 3.500 Jahren gehört die nun zurückgegebene Tafel zu den ältesten erhaltenen Fragmenten des Epos – geschaffen in Uruk, eine der drei ältesten Metropolen der Menschheit im alten Mesopotamien, die 280 Kilometer entfernt vom heutigen Bagdad liegt. Sie schildert unter anderem, wie König Gilgamesch von Uruk seiner Mutter Ninsun von zwei Träumen erzählt und sie um Rat fragt, wie diese zu verstehen seien. Ninsun prophezeit ihm die Ankunft eines Freundes: Enkidu.

Das US-Justizministerium beschlagnahmte die wertvolle „Traumtafel“ 2019. Fünf Jahre zuvor hatte die amerikanische Kunsthandwerksgeschäfts-Kette „Hobby Lobby“ bei einer Versteigerung 1,67 Millionen Dollar für das Artefakt bezahlt, um es später im Bibel-Museum in Washington auszustellen. Dass es sich um gestohlenes Kulturgut handelt, wusste das Auktionshaus angeblich nicht. Audrey Azoulay, Generaldirektorin der UNESCO, erklärt zur Rückgabe der Tafel an den Irak: „Diese außergewöhnliche Restitution ist ein großer Sieg über diejenigen, die das Erbe verstümmeln. Sie wird den Menschen im Irak helfen, sich mit einer Periode ihrer Geschichte auseinanderzusetzen.“ Die Traumtafel soll nun im Irakischen Nationalmuseum in Bagdad ausgestellt werden. 

17.000 illegal entwendete Artefakte aus Mesopotamien in den USA

Die USA wollen dem Irak gut 17.000 illegal entwendete und geschmuggelte Artefakte aus mesopotamischer Zeit aushändigen, darunter bis zu 4.000 Jahre alte Statuen und Schnitzereien. Iraks Regierungschef Mustafa al-Kadhimi hatte nach einem Besuch Ende Juli bereits einige kostbare Gegenstände auf seinem Rückflug aus Washington mitgenommen. Es handelt sich um die bislang größte Rückerstattung von Altertümern an den Irak. Vorangegangen waren monatelange Bemühungen der irakischen Behörden und der irakischen Botschaft in Washington.