Wahlkampfhilfe für YSP von Frauen aus Iran und Rojhilat

Mit einem Animationsfilm unterstützt ein iranisch-kurdisches Künstlerinnenkollektiv den Wahlkampf der Grünen Linkspartei. Der Clip zeichnet den kurdischen Widerstand nach und endet mit der Botschaft: „Wir sind die Weggefährtinnen von Jina Amini.“

Ein Künstlerinnenkollektiv von Frauen aus Iran und Rojhilat unterstützt mit einem Animationsfilm den Wahlkampf der Grünen Linkspartei (YSP). Am 14. Mai wird in der Türkei ein neues Parlament gewählt, gleichzeitig findet die Präsidentschaftswahl statt. Der Clip wurde am Freitag auf dem Twitteraccount für den Online-Wahlkampf der Partei veröffentlicht und ist bereits tausendfach geteilt worden. Die Namen der Künstlerinnen werden anonym gehalten, um sie vor Verfolgung durch das iranische Regime zu schützen. 

Der Handlungsort des Animationsfilms ist, so scheint es, ein Wald voller toter Bäume. Aus einem Laubblatt formt sich eine Frau, die Jina Mahsa Amini zum Verwechseln ähnelt. Als „neues Leben“ wird sie aus der einzigen Knospe geboren, der durch Regentropfen zum Sprießen ermutigt wird.

Die Frau in einem weißen Kleid trägt ihr langes Haar zu einem Zopf geflochten und hält eine lilafarbene Fahne in die Höhe. Sie beginnt durch den Wald zu rennen, und an jeder Stelle, die sie berührt, lässt sie Keime des Lebens sprießen. Frauen mit hochgestreckten Fäusten sind zu sehen, sie rufen „Jin, Jiyan Azadî“.

Die Heldin begegnet auch Kawa, dem Schmied, der nach der Newroz-Legende den persischen Tyrannen Dehak besiegte und so der jahrhundertelangen Unterdrückung des kurdischen Volkes ein Ende bereitete. Sie läuft vorbei an Frauen und Männern, die den traditionellen Govend tanzen. Bald darauf stoppt sie ihren „Marsch für die Freiheit“ abrupt.

Aus der Ferne beobachtet sie eine Gruppe schwarzer Einsatzkräfte in Kampfmontur. Offenbar handelt es sich um „Sicherheitskräfte“ des iranischen Regimes. Sie holt tief Luft, bevor sie ein schrilles Trillern anstimmt: Mit dem „Tililî“ gedenken kurdische Frauen traditionell ihrer Toten, trällern ihn aber auch als Schlachtruf. Sie überrennt die Truppe, die vor Angst erstarrt zu sein scheint. Sie zersplittert die „Feinde“, die nach ihrem Schlag in alle möglichen Richtungen fliegen.

Dann erreicht sie einen frühlingshaft frisch ergrünten Baum und hält ihre lila Flagge hoch, um der Bevölkerung die Botschaft der Freiheit zu übermitteln. Im gleichen Moment steigen weiße Friedenstauben in den Himmel auf. Erst jetzt wird klar, dass sich der Widerstand in einem einzigen Baum abspielte. Er wird zum Logo der YSP, das aussieht wie ein Baum und ein Mensch. Es symbolisiert die Vergangenheit durch die Wurzeln, die Gegenwart durch seinen Stamm und die Zukunft mit seinen Ästen. Am Ende wird die Botschaft eingeblendet: „Wir sind die Weggefährtinnen von Jina Amini“.

„Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution größte Bedrohung des Regimes seit dessen Bestehen

Jina „Mahsa“ Amini war Kurdin und stammte aus Seqiz in Rojhilat (Ostkurdistan). Mitte September wurde sie während eines Familienbesuchs in der iranischen Hauptstadt Teheran von „Sittenwächtern“ des Mullah-Regimes festgenommen – weil sie gegen die Kleidervorschriften des islamistischen Systems verstoßen haben soll. In Gewahrsam wurde sie so schwer misshandelt, dass sie bereits zwei Stunden nach ihrer Festnahme hirntot war und komatös in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Die sich an ihrem Tod entzündete Protestwelle, die in die „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution mündete, stellt die bislang größte Bedrohung des klerikalfaschistischen Regimes seit dessen Bestehen dar. Der Sicherheitsapparat reagiert mit äußerster Härte: Nach Angaben der NGO Iran Human Rights mit Sitz in Norwegen wurden mindestens 537 Menschen von iranischen Regimekräften im Zusammenhang mit der Revolte getötet, darunter dutzende Minderjährige.