Studierende in Iran haben im Netz zu neuen landesweiten Protesten aufgerufen. In einem von zahlreichen Vereinigungen am Mittwoch geteilten Aufruf fordern die Verbände, am Samstag mit verschiedenen Aktionen gegen den repressiven Kurs des Regimes und die strengen Kleidervorschriften zu demonstrieren. Mit Versammlungen, Sitzstreiks und Protestslogans solle auf die jüngsten Drohungen seitens der Führung in Teheran reagiert werden, heißt es in dem Appell. Der Protest richte sich gleichermaßen gegen die Welle von Giftgasanschlägen an Mädchenschulen, zu denen es seit Monaten landesweit kommt.
Vor rund einer Woche kündigte das iranische Regime an, die Kopftuchpflicht an Schulen und Universitäten wieder strenger durchzusetzen. Schülerinnen und Studentinnen, die sich nicht wie vorgeschrieben verschleiern, sollen nicht am Unterricht teilnehmen dürfen. In einigen Hochschulen gehe der Sicherheitsapparat zur Durchsetzung der Kopftuchpflicht bereits rigoros vor. Studentinnen würden am Betreten der Universitäten gehindert und am Eingang fände eine Geschlechtertrennung statt. Gleichzeitig will die Polizei Verstöße gegen Kleidungsvorschriften künftig mittels Videoüberwachung und Gesichtserkennung ahnden.
Die Regelung ist im Iran zwar nicht neu. Viele Frauen und Mädchen ignorieren aber seit Beginn der „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolte im vergangenen Herbst demonstrativ die Kopftuchpflicht – auch an Schulen und Universitäten. Im September war die 22-jährige Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam Opfer eines staatlichen Femizids geworden, nachdem die iranische Sittenpolizei sie festgenommen hatte. Sie soll ihr Kopftuch nicht vorschriftsgemäß getragen haben. Dies hatte im ganzen Land zu Protesten gegen das Regime geführt, die in einen Volksaufstand mündeten. Viele Frauen und Mädchen hatten auf den Straßen ihre Kopftücher angezündet.
„Gnadenlose Verfolgung“ für Ablegen des Hidschabs
Seit dem Beginn des persischen Neujahres vor rund drei Wochen hat die iranische Führung bereits mehrfach angekündigt, die Missachtung der islamistischen Kleidervorschriften härter zu bestrafen. Irans Justizchef Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi hatte das Ablegen des Hidschabs als „feindselige Haltung gegenüber dem iranischen System und seinen Werten“ bezeichnet und denjenigen, „die solche anomalen Handlungen begehen“, mit „gnadenloser Verfolgung“ gedroht. Nach der 1979 eingeführten islamischen Scharia sind Frauen in Iran verpflichtet, ihr Haar zu bedecken und lange, locker sitzende Kleidung zu tragen, um ihre Figur zu verbergen. Wer dagegen verstößt, muss mit Geldstrafen oder Verhaftung rechnen.
Foto: Universität Al-Zahra, Teheran, April 2023 | 1500 Tasvir