Iran: Ohne Kopftuch droht „gnadenlose Verfolgung“

Die islamistische Diktatur in Iran droht Frauen, die sich in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch zeigen, harte Strafen an. Diejenigen, „die solche anomalen Handlungen begehen, werden bestraft und ohne Gnade verfolgt“, so die Justiz des Landes.

Die islamistische Diktatur in Iran droht Frauen, die sich in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch zeigen, harte Strafen an. Das Ablegen des Hidschabs komme einer feindseligen Haltung gegenüber dem iranischen System und seinen Werten gleich, sagte Irans Justizchef Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi nach Meldungen mehrerer iranischer Medien.

Diejenigen, „die solche anomalen Handlungen begehen, werden bestraft und ohne Gnade verfolgt“, so der Justizchef weiter. Zudem verletze das Nichttragen des Kopftuches die öffentliche Sittsamkeit und verstoße gegen die Scharia und die Gesetze des Landes. Mohseni-Edschehi ließ allerdings offen, mit welchen Strafen die Frauen zu rechnen haben.

Nun wurde bekannt, dass die Regimebehörden die Verhaftung von zwei Frauen angeordnet haben, nachdem sie von einem Mann wegen einer fehlenden Kopfbedeckung angegriffen wurden. Die beiden Frauen hätten eine „verbotene Handlung“ begangen, teilte die iranische Justiz auf ihrer Webseite „Misan Online“ mit. Gegen den Mann sei ebenfalls ein Haftbefehl ergangen – wegen „Beleidigung und Störung der Ordnung“.

Ein Video von dem Angriff, der sich in der Stadt Maschhad im Nordosten des Landes zugetragen haben soll, verbreitete sich zuvor in Onlinenetzwerken. Die Aufnahmen zeigen zwei Kundinnen in einem Geschäft, die keine vorgeschriebene Kopfbedeckung tragen und von einem Mann nach einem Wortgefecht angegriffen werden. Auf dem Video ist zu sehen, wie der Mann einen offenbar mit Joghurt gefüllten Eimer über die Köpfe der Frauen kippt.

Kopftuchpflicht seit 1979

Vergangenen Donnerstag bezeichnete das Innenministerium das Kopftuch als „eine der zivilisatorischen Grundlagen der iranischen Nation“ und appellierte an Bürgerinnen und Bürger, unverschleierte Frauen zur Rede zu stellen. Laut Ministerium gebe es in dieser Frage weder einen Rückzug noch Toleranz. In der Erklärung hieß es, der Hidschab sei nach wie vor ein wesentliches Element des islamischen Rechts und werde als solches eines der wichtigsten Prinzipien der Islamischen Republik Iran bleiben.

Nach der 1979 eingeführten islamischen Scharia sind Frauen in Iran verpflichtet, ihr Haar zu bedecken und lange, locker sitzende Kleidung zu tragen, um ihre Figur zu verbergen. Wer dagegen verstößt, muss mit Geldstrafen oder Verhaftung rechnen.

Verzicht auf Hidschab Symbol der „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolte

Der demonstrative Verzicht auf ein das Haar bedeckendes Kopftuch ist zu einem zentralen Symbol des Widerstands gegen das Regime in Teheran geworden. Ausgelöst wurden die seit Monaten anhaltenden Proteste der „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolte durch den Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini, die Mitte September in Polizeigewahrsam starb. Die Sittenpolizei hatte die Kurdin aus Seqiz festgenommen, weil sie ihr Kopftuch falsch getragen haben soll. Neben ihrer Teilnahme an Demonstrationen und Protesten zeigen auch immer mehr Frauen in Iran durch den Verzicht auf den Hidschab ihre Ablehnung des Regimes in der Öffentlichkeit.


Titelbild: Frauen im selbstverwalteten Şêxmeqsûd in der nordsyrischen Provinz Aleppo verbrennen bei einem Protest im Oktober 2022 gegen den staatlichen Femizid an Jina Mahsa Amini symbolisch Kopftücher.