„Soziologie der Freiheit“ wird in Frankfurt vorgestellt

Die Buchvorstellung „Soziologie der Freiheit“ von Abdullah Öcalan in Frankfurt findet am Freitag wie geplant statt. Als Referent ist Reimar Heider eingeladen, Öcalan-Übersetzer und Sprecher der Internationalen Initiative „Freiheit für Öcalan".

Trotz Pandemie findet im Gewerkschaftshaus in Frankfurt am Main am Freitag wie geplant die Veranstaltung statt, auf der das Buch „Soziologie der Freiheit“ von Abdullah Öcalan vorgestellt wird. Das teilt das Kurdische Gesellschaftszentrum Frankfurt e.V. mit, das gemeinsam mit der Friedens- und Zukunftswerkstatt e.V. und der Rosa Luxemburg Stiftung Hessen zu der Buchvorstellung einlädt. Referent ist Reimar Heider, Sprecher der Internationalen Initiative „Freiheit für Öcalan – Frieden in Kurdistan“, der das Buch übersetzt hat.

Die Veranstalter bitten darum, eine Maske mitzubringen und bei der Veranstaltung ausreichend Abstand zu halten. Desinfektionsmittel wird bereit gestellt und es wird ausreichend gelüftet. Es stehen 55 Sitzplätze zur Verfügung, eine Anmeldung unter [email protected] wird erbeten.

Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im Gewerkschaftshaus, Wilhelm-Leuschner Str. 69-77, Frankfurt am Main.

Zum Inhalt: „Manifest der demokratischen Zivilisation“

In etwas mehr als drei Jahren (2007–2010) hat Abdullah Öcalan mit dem „Manifest der demokratischen Zivilisation“ ein fünfbändiges Gesamtwerk verfasst, in dem er seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus 35 Jahren radikaler Theorie und revolutionärer Praxis zusammenträgt. Nachdem er in den ersten beiden Bänden die Geschichte der Zivilisation von ihren Anfängen bis zur kapitalistischen Moderne neuinterpretierte, legt der Autor mit dem dritten Band eine Methode für die Lösung der drängendsten Probleme des 21. Jahrhunderts vor: die Soziologie der Freiheit.

Der in der Türkei seit 1999 inhaftierte Öcalan erkennt die Notwendigkeit einer kritischen Reflexion des ›wissenschaftlichen Sozialismus‹, auf den er und die kurdische Freiheitsbewegung sich in der Vergangenheit selbst bezogen hatten. Industrialismus, Kapitalismus und der Nationalstaat können demnach nicht mit den Mitteln eines orthodoxen sozialistischen Konzepts transformiert werden. Deshalb wendet Öcalan sich den originellsten Denkern der Linken zu und debattiert in bemerkenswerter Bandbreite Themen wie Existenz, Freiheit, Philosophie, Anarchismus, Natur und Ökologie. Dabei entwickelt er eine radikale und sehr weitreichende Definition von Demokratie. Diese fußt auf seiner zentralen These, dass es immer und überall parallel zu jeder herrschenden Zivilisation eine ›demokratische Zivilisation‹ gibt, die sich im Widerstreit mit (kapitalistischer) Herrschaft, Patriarchat und Nationalstaat befindet.

Der Übersetzer, Reimar Heider, wird eine Einführung in den dritten Band geben und diesen in Bezug zur aktuellen Situation Öcalans und der kurdischen Freiheitsbewegung setzen. Das Buch ist 2020 beim Unrast Verlag erschienen.

Wer ist Abdullah Öcalan?

Abdullah Öcalan führte von der Gründung der PKK 1978 bis zu seinem Kidnapping in die Türkei 1999 als Vorsitzender der PKK den kurdischen Befreiungskampf an. Er gilt nach wie vor als Vordenker und wichtigster politischer Repräsentant der kurdischen Freiheitsbewegung. Bei den gescheiterten Friedensgesprächen zwischen der türkischen Regierung und der kurdischen Freiheitsbewegung war er Dreh- und Angelpunkt. Seine „Gefängnisschriften”, in denen er den Paradigmenwechsel der PKK von einer marxistisch-leninistischen Partei hin zu einer radikaldemokratischen Basisbewegung anstieß und die politische Philosophie des Demokratischen Konföderalismus bzw. der Demokratischen Autonomie begründete, haben seit 1999 weltweit große Beachtung gefunden.