„Shengal ‒ die Kraft der Frauen“

In „Shengal ‒ die Kraft der Frauen“ erzählen Frauen und Männer aus dem Şengal-Gebiet, wie sie nach der Befreiung vom sogenannten Islamischen Staat (IS) beginnen, auf den Ruinen des Krieges ein neues Gesellschaftsmodell aufzubauen.

Die Volksbühne Basel lädt ein, ab dem 15. Oktober in der Druckereihalle des Ackermannshof in einen kaum bekannten Emanzipationsprozess unserer Gegenwart einzutauchen.

In „Shengal ‒ die Kraft der Frauen“ erzählen Frauen und Männer aus dem Şengal-Gebiet (das letzte noch bestehende Siedlungsgebiet der ezidischen Bevölkerung), wie sie nach der Befreiung vom sogenannten Islamischen Staat (IS) beginnen, auf den Ruinen des Krieges ein neues Gesellschaftsmodell aufzubauen. Kein einfaches Unternehmen, aber eines, das großen Mut und Hoffnung macht. „Ohne Widerstand zu leisten, wären viele von uns, die den Genozid erlebten, verrückt geworden. Später wurden wir immer wieder gefragt, ob wir Rache nehmen wollen. Das machen wir nicht. Andere Menschen anzugreifen, ist bei uns Sünde. Wenn jemand einen Fehler macht, hast du doch nicht das Recht ihn zu töten. Der Mensch kann sich verändern, daran glaube ich. Ich glaube an ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Menschen und Religionen", berichtete Dijwar aus Şengal 2019.

Die Regisseurin Anina Jendreyko ist mit ihrem Team in den letzten Jahren mehrmals in den Şengal gereist, hat Material gesammelt und sich in eine enge Zusammenarbeit mit ezidischen Frauen begeben. Sie beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den Ereignissen in den kurdischen Gebieten (Türkei, Iran, Irak, Syrien), arbeitete und lebte auch dort. Unterstützt wird sie von kurdischen Musikerinnen und Musikern, die den Dengbêj, einen besonders emotionalen Sprechgesang, aus dem Şengal nach Basel bringen, und die, wie das ganze Ensemble, eine eigene biografische Verbindung zu der Region haben.

Als im August 2014 der IS den Şengal überfällt, mit dem Ziel die ezidische Bevölkerung auszulöschen, ziehen sich die Peschmerga der südkurdischen Regierungsparteı PDK und der irakische Staat zurück und überlassen die Ezid*innen ihrem Schicksal. Kämpfer*innen der kurdischen Befreiungsbewegung gelingt es, einen Korridor durch das vom IS besetzte Gebiet freizukämpfen und den drohenden Völkermord zu verhindern: Durch diesen Korridor können an die 150.000 ezidische Frauen, Männer und Kinder flüchten.

Die Rettung löste innerhalb der ezidischen Bevölkerung einen intensiven innergesellschaftlichen Diskurs aus. Die bis dahin nach innen orientierte und patriarchal strukturierte Gesellschaft befindet sich seitdem in einer tiefgreifenden Veränderung. Im Mittelpunkt stehen die ezidischen Frauen. Sie sind der Motor des gesellschaftspolitischen Aufbruchs.

Die Inszenierung spiegelt ein zeitgeschichtliches Zeugnis eines Aufbruchs wider, der weit über den Şengal hinaus reicht. Durch die künstlerische Arbeit des Ineinanderflechtens der Live-Musik der ezidisch-kurdischen Musiker*innen, der im Şengal gedrehten Video- und Tonaufnahmen sowie des Textes und Spiels der Schauspieler*innen löst sich die objektive Distanz auf und schafft eine subjektive Verbindung zwischen vermeintlich fremden Welten.

Die Premiere findet am 15. Oktober 2020, 19.30 Uhr in der Druckereihalle/Ackermannshof, St. Johanns-Vorstadt 19-21, Basel statt. Weitere Vorstellungen sind am 17., 18., 20., 21., 22., 23. und 24. Oktober jeweils um 19.30 Uhr. Tickets können unter [email protected] / 078 671 18 81 bestellt werden. Die Abendkasse öffnet ab 19 Uhr.