Podiumsdiskussion zu Rojava an Universität Vechta

An der Universität Vechta hat eine Veranstaltung mit dem Titel „Das Modell Rojava – Aktuelle Ereignisse und die Folgen für die zivile Bevölkerung“ stattgefunden. Auch wurde vermittelt, warum in Bezug auf Rojava von einer Frauenrevolution gesprochen wird.

Am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, fand an der Universität Vechta eine Veranstaltung mit dem Titel „Das Modell Rojava – Aktuelle Ereignisse und die Folgen für die zivile Bevölkerung“ statt. Die Verantwortung, die Frauen in allen Bereichen der gesellschaftlichen Selbstorganisierung, Verteidigung, Wirtschaft und Diplomatie übernehmen, wurde anhand der Biografien von Havrin Khalaf, Mutter Aqide und Amara Renas verdeutlicht. Diese drei Frauen stehen symbolisch für alle, die im völkerrechtswidrigen, mit patriarchaler Gewalt geführten Angriffskrieg der Türkei und ihrer islamistischen Verbündeten Ermordeten. Im Gedenken an diese Frauen und in Solidarität mit der Verteidigung der Frauenrevolution in Rojava und allen weltweiten Kämpfen gegen Gewalt gegen Frauen wurde zum Abschluss der Veranstaltung ein gemeinsames Soli-Foto erstellt.

In den zwei Vorträgen ging es zum einen um die Geschichte der Entstehung der selbstverwalteten Demokratischen Föderation Nord- und Ostsyrien, die Umsetzung der politischen Konzepte des Demokratischen Konföderalismus und die Machtkonstellationen, die seit dem 9. Oktober 2019 im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen das multiethnische, multireligiöse Gebiet im Norden Syriens mündeten. Die humanitären Folgen des weiter bestehenden Krieges und Möglichkeiten der Unterstützung wurden besprochen. Vor allem wurde jedoch auch vermittelt, warum in Bezug auf Nord- und Ostsyrien von einer Frauenrevolution gesprochen wird: Die Frauenbefreiung als Grundlage jeder gesellschaftlichen Befreiung, die autonome Organisierung der Frauen, die gleiche Beteiligung der Frauen in allen Gremien der Selbstverwaltung, die überall verwirklichte Leitung als Doppelspitze, die antipatriarchale Forschung und Bildung und die Jineolojî (Frauenwissenschaft).

Anhand der Biografien von Havrin Khalaf, Mutter Aqide und Amara Renas wurde die große Verantwortung der Frauen für alle Bereiche des gesellschaftlichen Selbstorganisierungsprozesses deutlich: Die leitende Rolle von Havrin Khalaf in der Koordinierung der Wirtschaft und Energieversorgung der Selbstverwaltung und ihre talentierte politisch-diplomatische Arbeit im Wirken hin zu einer demokratischen Friedenslösung für Syrien. Die jahrzehntelange, gesellschaftliche Basisarbeit unter der Repression des syrischen Staates, in der Mutter Aqide seit den 1980er Jahren trotz Verhaftung kontinuierlich aktiv war. Als nach der Revolution 2012 die Gesellschaft begann, sich offen selbst zu organisieren, hat Mutter Aqide sich als Mitglied des Frauengerechtigkeitsrates gemeinsam mit anderen Frauen dafür eingesetzt, dass sie ihre Angelegenheiten und Probleme als Frauen, als Dorfgemeinschaften, als Gesellschaft selbst lösen. Amara Renas hat sich, ausgelöst durch die Verbrechen des „Islamischen Staates“ (IS) gegen Frauen, entschieden sich aus Nordkurdistan/Türkei den Frauenverteidigungseinheiten YPJ anzuschließen. Sie war aktiv an der Niederschlagung des IS beteiligt und hat zuletzt die selbstverwaltete Gesellschaft gegen die Invasion der mit der Türkei verbündeten islamistischen Milizen mit der Waffe verteidigt.

Die Geschichte und Bedeutung des Internationalen Aktionstages gegen Gewalt gegen Frauen, der in der Frauenbewegung Lateinamerikas und der Karibik seinen Ursprung nahm und an die Ermordung der drei Mirabal-Schwestern am 25. November 1960 durch die Soldaten des Diktators Trujillo in der Dominikanischen Republik erinnert, wurde erläutert. Unter dem Motto „Gewalt gegen Frauen ist politisch“ finden dieses Jahr in vielen Ländern Aktionen statt, die an diesem Tag den Kampf der Frauen in Nord- und Ostsyrien würdigen.

Die Veranstaltung wurde im Rahmen einer Vortragsreihe der Arbeitsgruppe Gendersensible und Rassismuskritische Bildung durchgeführt und vom AStA der Universität Vechta unterstützt.