On Deculturalisation: Erlös geht an Erdbebenopfer

Mit der Aktivierung des Werks ANKEBUT der kurdischen Künstlerin Zehra Doğan ist das Observatory On Deculturalisation in Winterthur eröffnet worden. Der Erlös aus der Veranstaltung geht an die Erdbebenopfer in Kurdistan, Türkei und Syrien.

Im Oxyd in Winterthur ist die experimentell angelegte Ausstellungs- und Forschungsplattform Observatory On Deculturalisation eröffnet worden. In dem zweimonatigen Programm werden Werke von Künstlerinnen aus der Türkei, Kurdistan, Syrien, Iran, Armenien und anderen Ländern vorgestellt. Die Einnahmen aus der Eröffnungsveranstaltung werden für die Erdbebenopfer in Kurdistan, Türkei und Syrien an den Kurdischen Roten Halbmond gespendet.

Bei den beteiligten Künstlerinnen handelt es sich um Zehra Doğan, Larissa Araz, Paloma Ayala, Chiara Bersani, Reshma Chhiba, Chloé Dall’Olio, Parastou Foruhar, Nicola Genovese, Roman Selim Khereddine, Kani Marouf, Maria Matiashova, Reut Nahum, Valentina Triet und Marilyn Umurungi.

Die Ausstellungs- und Forschungsplattform Observatory, On Deculturalisation. Chapter 1 geht von der Arbeit der italienischen feministischen Kunsthistorikerin Carla Lonzi (1931-1982) und ihrer Verwendung des Begriffs „deculturalizzazione" aus. Erstmals erschienen ist dieser 1973 im Text „Let's Spit on Hegel” im Kontext des feministischen Kollektivs Rivolta Femminile in Mailand. Er verhandelt all jene Praktiken und Aktionen, die sich den Paradigmen der patriarchalen Kultur widersetzen. Das kuratorische Kollektiv Zaira Oram geht von Lonzi aus, um den Begriff der Dekulturalisierung weiter zu erforschen und zu erweitern: Das erste Kapitel der Untersuchung stellt eine Beobachtung künstlerischer Praktiken vor, die die Entkulturalisierung durch Sound, Film, Performance, Workshops und öffentliche Vorträge umsetzen.

Bei der Eröffnung am Donnerstag gab es eine Aktivierung des Werks ANKEBUT von Zehra Doğan und anschließend den „Observatory Table“ mit Marilyn Umurungi, Larissa Araz, Chloé Dall’Olio und Zaira Oram. Neben Gesang wurden vom kurdischen Frauenverein zubereitete Speisen angeboten.

Zehra Doğan nahm an der Veranstaltung nicht teil, weil sie Angehörige bei dem Erdbeben verloren hat. Ihr neues Werk ANKEBUT (Weibliche Spinne) verkörpert den weiblichen Widerstand: Ein Netz aus menschlichem Haar ist auf Speichen gewebt. Die Aktion entfaltet sich mit der Übertragung eines Liedes einer ezidischen Frau namens Sorgul. Das Lied gilt als Liebeslied und wird seit vielen Jahren in verschiedenen Sprachen überliefert. In dieser Interpretation ist es ein Klagelied, das die Verfolgung und Massaker an den ezidischen Kurd:innen beschreibt. Das Werk wird zum Verkauf angeboten, der Erlös geht an die Erdbebenopfer.