Gewinner:innen des Konstantin-Andok-Literaturpreises bekanntgegeben

Im April werden die Preise für die ersten drei Plätze des Konstantin-Andok-Literaturpreises 2023 an Olivier David, Rike Reiniger und Christian Wittmann vergeben.

Wie das Soli-Netz-Team vom Konstantin-Andok-Literaturpreis berichtet, stehen die Gewinner:innen des 2023 erstmals gestifteten Preises fest. Fast 200 Einsendungen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum kamen zusammen. Fünfzehn davon schafften es in die Endrunde. Ein überwältigendes Ergebnis für den jungen Preis, erklärte das Team.

Am 27. April sollen in einer Online-Veranstaltung die Preise für die ersten drei Plätze vergeben werden. Der Konstantin-Andok-Literaturpreis 2023 geht, in alphabetischer Reihenfolge, an Olivier David, Rike Reiniger und Christian Wittmann.

In der Ausschreibung hieß es: „Öffentlichkeit ist ein zentraler Wert der Demokratie. Sie gibt uns die Möglichkeit, Interessen zu formulieren und für deren Durchsetzung zu streiten. In einer Zeit, in der aufgeheizte Debatten in sozialen Netzwerken auf einen autoritären Kapitalismus treffen, ist dieser Wert in Gefahr. Das hat zu der paradoxen Lage geführt, dass an allen Ecken und Enden nur Streit zu herrschen scheint, tatsächlich aber der Diskurskorridor immer enger geworden ist.“

„Onlyaso“

Der Journalist und Schriftsteller Olivier David aus Hannover wird prämiert für seinen Essay „Onlyaso“. Der Beitrag geht der Bedeutung der Klassenherkunft für das Leben nach und beschreibt anhand von Fußballfankultur und Politszene den Versuch, in der eigenen Vergangenheit nach Spuren von Widerständigkeit und Gegenkultur zu finden. Es geht um eine Literatur der Wut. Hier öffnet sich ein Lebensraum, der geprägt ist von Graffiti-Kultur und der nicht Halt macht vor Fragen von Ersatzfreiheitsstrafen, Wohnungslosigkeit oder »Defensiver Architektur«. Und alles ruft: „Hier bin ich“ – und – „JA ich bin SO!“

„Risse in den Wörtern“

Die Bochumer Dramatikerin und Regisseurin Rike Reiniger erhält den Preis für ihr Theaterstück „Risse in den Wörtern“. Der Bühnenmonolog thematisiert die Situation des suspendierten Bundeswehrsoldaten Sascha, der sich vor einer Untersuchungskommission für eine Dienstpflichtverletzung rechtfertigen muss, der er sich während seines Afghanistan-Einsatzes schuldig gemacht hat. Nach einem Gefecht, in dessen Verlauf ein deutscher Soldat und ein Taliban-Kämpfer ums Leben kommen, liegt der tote Taliban auf Anordnung des verbündeten afghanischen Dorfvorstehers unbestattet auf dem Marktplatz im Dreck. Sascha begreift das als Verletzung der Menschenwürde und beerdigt gegen den Befehl den toten Taliban.

„Sein letztes Geschenk“

Christian Wittmann, freier Autor und Fotograf aus Luckau (Brandenburg), wird ausgezeichnet für seine Erzählung „Sein letztes Geschenk“. Der Text setzt sich aus der Perspektive eines OP-Pflegers ‚hautnah‘ und gleichzeitig schonungslos reflektierend mit dem Thema Organspende auseinander. Tastende Worte der sensiblen Annäherung stehen dabei neben medizinisch-nüchternen Begriffen in einer Intensität, die fast unerträglich ist; schildern sie doch Eingriffe, die sich unserem Erfahrungshorizont in der Regel vollkommen entziehen und von denen wir selten so genau wissen wollen. Mit Wittmann geht es auf eine Reise an die Schmerzgrenzen der Persönlichkeit. Die Leser:innen werdeb tief in das Geschehen hineingesogen – bis dahin wo es weh tut – eiskalt.

In Erinnerung an Konstantin Gedig

Der Preis erinnert an Konstantin Gedig, geboren am 10. Februar 1995 in Norddeutschland. Konstantin hatte sich 2016 den gegen den Islamischen Staat (IS) kämpfenden vorwiegend kurdischen Volksverteidigungskräften YPG in Rojava/Nordsyrien angeschlossen. Er wurde Sanitäter und nahm den Kampfnamen Andok Cotkar an. Konstantin-Andok fiel am 16. Oktober 2019 in Serêkaniyê / Ras-al-Ayn bei einem Gefecht mit den Aggressoren des NATO-Mitgliedsstaats Türkei durch einen Luftangriff.

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