Kurdisch-Schweizerische Gemeinschaftsskulptur bei Denkmaltagen

Bei den europäischen Denkmaltagen in Bern wurden Lehmkunstwerke aus dem Projekt „We are visible | Em diyar in“ ausgestellt. Im November soll das Projekt im Areal der Gedenkstätte in Kobanê zu Ende geführt werden, um seinen Bestimmungsort zu finden.

Der Verein Mesela setzt sich für den Kulturaustausch zwischen der Schweiz und dem Nahen Osten ein. Mit dem Projekt „We are visible | Em diyar in“ gestaltete der vom Künstler Werner Neuhaus und der Kulturvermittlerin Özlem Yasar gegründete Verein in einer Zeitspanne von zwei Jahren mit der Bevölkerung in Südkurdistan und in der Schweiz Ziegelsteine, um die kurdischen und schweizerischen Traditionen des Ziegel-Herstellens zu verbinden. Damit antwortet das Projekt „auf das Bedürfnis der kurdischen Bevölkerung zusammen mit Künstler/innen der Betroffenheit über das aktuelle Geschehen in Rojava und dem sich stetig wiederholenden Genozid gegen das kurdische Volk ästhetische Erfahrungen entgegenzusetzen und eine gebührende Form des Gedächtnisses zu erarbeiten“.

Einige dieser Lehmkunstwerke, die jüngst auf dem Heimet Wanner hergestellt wurden, sind nun bei den 28. Europäischen Tagen des Denkmals im Schloss Burgdorf in Bern ausgestellt worden. Im November soll das Projekt „We are visible | Em diyar in“ dann im Areal der Gedenkstätte in Kobanê zu Ende geführt werden, um seinen Bestimmungsort als Gemeinschaftsskulptur zu finden. An dem Museum, das als historisches Gedächtnis die Erinnerungen an den Kampf Kobanês gegen den sogenannten IS wachhalten soll, wird seit 2019 gearbeitet. Im Rahmen der Denkmaltage wurden auch zwei Dokumentationen über das Projekt gezeigt.

Özlem Yasar und Werner Neuhaus berichten auf Schloss Burgdorf über ihr Projekt

„We are visible | Em diyar in“ zielt auf eine interkulturelle Zusammenarbeit bildender Kunstschaffender mit Jugendlichen und Erwachsenen aus dem südkurdischen Silêmanî. Die Projektgruppe besteht aus Ortsansässigen und Geflüchteten aus Rojava, Şengal und dem Iran, die in einem gemeinsamen Prozess eine Gemeinschaftsskulptur erarbeitet. Der Ablauf des Arbeitsprozesses ist in weiten Strecken identisch ist mit dem traditionellen Lehmbau, der im ländlich mesopotamischen Raum auch heute noch praktiziert wird. Mesopotamien, der Ort wo Geschichte beginnt, gilt als Wiege der Zivilisation. An den Ufern von Euphrat und Tigris wuchsen im 4. Jahrtausend v. Chr. die ersten Städte der Menschheitsgeschichte aus dem Boden. „We are visible | Em diyar in“ soll einerseits die Projektteilnehmenden in ihrer Kreativität bestärken – wie aber auch der durch die Geschichte von Zerstörung und Vertreibung gebeutelten Region ein sichtbares, vitales Zeichen der Gemeinschaft und der Zusammengehörigkeit entgegensetzen.

Verein fördert Austausch und Vernetzung

Der Verein Mesela in Lützelflüh-Goldbach wurde 2019 gegründet, als Rojava akut von der Türkei bedroht und angegriffen wurde, und hat zurzeit rund 25 Mitglieder. Die Gemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, mittels Kunst einen Dialog mit Menschen in Rojava und im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal zu schaffen. Der Verein fördert nicht nur den Austausch und die Vernetzung von Künstler:innen in der Schweiz und im Nahen Osten und vernetzt das Wissen und die Fähigkeiten von Fachkräften aus Kunst, Architektur und Restauration. Er setzt seine Kulturprojekte auch unter Einbezug der lokalen Bevölkerung im Nahen Osten und in der Schweiz um und realisiert in den Regionen, in der er aktiv ist, Ausstellungen. Der Projektleiter von Mesela in Rojava ist der Journalist und Kriegsreporter Nazım Daştan.

An den Denkmaltagen soll den Menschen gezeigt werden, wo es überall in ihrer Umgebung bedeutende Denkmäler gibt. Dieses Jahr lautete das Thema „Gewusst wie“ mit dem Schwerpunkt handwerkliche Tätigkeiten. Das Schloss Burgdorf wurde im Jahr 1200 eröffnet und war damit als Denkmal mit nationaler Bedeutung dabei. Es thematisierte die Instandsetzung der größten Entdeckung des Schlosses, dem Schiltensaal. Im vergangenen Jahr war das Projekt „We are visible | Em diyar in“ schon einmal bei den Tagen des Denkmals in dem Schloss präsent. Auf dem Areal der Kulturfabrik wurden zudem Bilder der Gedenkstätte in Kobanê ausgestellt.