Die kurdische Künstlerin Zehra Doğan hat den mit 5.000 Euro dotierten Carol-Rama-Preis der diesjährigen Artissima erhalten. Die 31-Jährige wurde für ihre Interpretation des „Ideals unkonventioneller weiblicher Kreativität und künstlerischer Freiheit“ ausgezeichnet, hieß es in der Begründung der Jury. Als Journalistin gehörte Doğan zu den Gründerinnen von JINHA, der weltweit ersten feministischen Nachrichtenagentur, die ausschließlich von Frauen betrieben und inzwischen verboten wurde. Als Künstlerin malte sie die kurdische Stadt Nisêbîn (türk. Nusaybin) im Belagerungszustand und musste deshalb ins Gefängnis.
Der von der Turiner Artissima, eine der wenigen reinen Messen für zeitgenössische Kunst, zusammen mit der Stiftung Sardi per l‘Arte Foundation getragene, nach der autodidaktischen Malerin Carol Rama, die sich vorwiegend mit erotischen Motiven beschäftigte, benannte Preis wurde im Rahmen der mittlerweile 27. Ausgabe der Kunstmesse zum ersten Mal verliehen. Allerdings handelt es sich um eine Umwandlung der seit 2014 in der Sektion „Back to the Future“ vergebenen Auszeichnung. Die internationale Jury setzt sich aus Luca Massimo Barbero, dem Direktor des Instituts für Kunstgeschichte der Giorgio Cini-Stiftung in Venedig, Bart van der Heide, Direktor des Museion-Museums in Bozen, und Kathryn Weir, Direktorin vom Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina in Neapel, abgekürzt auch MADRE, zusammen.
Das Werk Kurdistan 2 auf Acryl, für das Zehra Doğan ausgezeichnet wurde
Ein Teil der 27. Artissima findet in diesem Jahr vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie virtuell statt, der andere physisch in Museen. Noch bis zum 9. Dezember werden die Werke von 30 Kunstschaffenden unter dem Titel „Artissima XYZ“ online gezeigt. Zehra Doğan ist mit ihrem in diesem Jahr entstandenen Werk Kurdistan 2 vertreten, für das sie von der Artissima ausgezeichnet worden ist.
Zehra Doğan