Kunst und Kultur nach der Besatzung von Efrîn

Der Intellektuellenverband Efrîn setzt seine Kunst- und Kulturarbeit in einem Flüchtlingscamp in Şehba fort. Es wurde eine Bücherei eingerichtet, außerdem werden Kurse angeboten und ein Archiv des Widerstands von Efrîn aufgebaut.

Die Menschen aus Efrîn, die nach der Besatzung des nordsyrischen Kantons durch den türkischen Staat nach Şehba gegangen sind, kämpfen als Flüchtlinge ums Überleben. Gleichzeitig schaffen sie Möglichkeiten, um ihre Sprache und Kultur nicht zu verlieren. Der 2016 in Efrîn gegründete Intellektuellenverband setzt seine Tätigkeiten im Camp Serdem in Şehba fort. Der Verband arbeitet in verschiedenen Bereichen der Kunst und Kultur und hat im Camp eine Bücherei eingerichtet.

Usema Ahmed ist Dichter und Ko-Vorsitzender des Intellektuellenverbands Efrîn. „Wir sind zusammen mit der Bevölkerung nach Şehba gekommen. Zwei Monate lang hatten wir kein eigenes Zentrum und waren unter den Menschen tätig. Dann konnten wir ein neues Zentrum eröffnen. Im Krieg in Efrîn sind sehr viele Menschen gefallen, sowohl aus der Zivilbevölkerung als auch von den Kämpferinnen und Kämpfern. Wir wollen ein Archiv aus dieser Zeit erstellen, das auch Literatur und Filme beinhaltet. Dafür haben wir eine Arbeitsteilung unter uns gemacht“, berichtet der Verbandsvorsitzende von den aktuellen Tätigkeiten.

In den vergangenen fünf Jahren ist die kurdische Sprache in Efrîn weiterentwickelt worden. Insbesondere bei jungen Menschen sei das Interesse an der Sprache gestiegen, sagt Ahmed. „Dieses Interesse wollten wir nutzen und bieten seit vier Monaten einen Kurs an, in dem Geschichten geschrieben werden. 17 Schülerinnen und Schüler nehmen daran teil und alle haben bisher mindestens vier Geschichten geschrieben. Eine Schülerin hat sogar 23 Geschichten geschrieben. Außerdem gibt es einen Kurs für das Schreiben von Szenarien und für Theater. Darüber hinaus arbeiten wir an einem Buch über die Gefallenen des Widerstands von Efrîn.“

Xelîl ist 13 Jahre alt und besucht täglich den Szenario-Kurs. Er ist noch ein Kind, aber er weiß, was er erlebt hat: „Als wir Efrîn verlassen mussten, waren wir sehr traurig. Deshalb beschreiben wir hier unsere Gefühle in Gedichten und Geschichten. Ich schreibe Gedichte. Alle meine Gedichte handeln von Efrîn. In Efrîn habe ich fünf Jahre lang Kurdisch-Unterricht gehabt. Dabei habe ich auch viel über die Geschichte unseres Landes gelernt. Es ist schwer hier, aber wir geben nicht auf. Die Sklaverei werden wir niemals akzeptieren.“

Avesta Ibrahim ist verantwortlich für die Bücherei im Camp. „Die Bücherei ist unter schwierigen Umständen entstanden. Wir haben alle Bücher aus Ruinen und Trümmern zusammengesucht. Uns fehlen vor allem Kinderbücher und kurdische Bücher, danach besteht großer Bedarf.“

Erdalan Ibrahim ist Maler. In seinem Atelier malt er Szenen aus dem Widerstand von Efrîn und bereitet eine Ausstellung vor, in der alle Dimensionen des Kampfes gezeigt werden sollen.