Jahrtausendalte Tradition des Mittleren Ostens: Nanê Tenûrê

Nanê Tenûrê wird nach jahrtausendealter Tradition gebacken. Schon die Sumerer kannten auf Lehm und Stein gebackenen Getreidebrei. In Adana versuchen Frauen, die in den 90er Jahren aus Kurdistan vertrieben wurden, diese Brotkultur am Leben zu erhalten.

Das Wort Nan stammt aus dem Kurdischen und bedeutet „Brot“. Im Persischen heißt es „Naan“. Später verbreitete sich der Name auch in den Nachbarsprachen. Tenûr oder auch Tandur bedeutet Lehmofen, in dem das Fladenbrot Nanê Tenûrê nach Jahrtausendealter Tradition gebacken wird. Schon die Sumerer kannten Getreidebrei, der auf Stein und Lehm gebacken wurde. Diese traditionelle Brotkultur ist aus der kurdischen Küche nicht wegzudenken.

In Ceyhan in der Provinz Adana haben wir Frauen besucht, die im Exil versuchen, die kurdische Brotkultur am Leben zu erhalten. Es sind Frauen, deren Dörfer in den 1990er Jahren von türkischen Militärs niedergebrannt wurden. Eine von ihnen ist Maşallah Altun. Seit ihrem 19. Lebensjahr backe die heute 36-Jährige jede Woche das traditionelle Fladenbrot. Ihr Handwerk habe sie von ihrer Mutter erlernt. Es liegt ihr sehr am Herzen, dass dieses Stück kurdischer Kultur nicht in Vergessenheit gerät.

Nanê Tenûrê wird traditionell aus gesäuertem Teig durch Hinzufügen von Hefe hergestellt. Der Teig muss ein paar Stunden gehen, bevor daraus kleine Kugeln geformt werden. Diese werden dann erst flachgeklopft, bevor sie mit den Händen hin und her geschwungen werden, als wären sie ein Stück Tuch. Anschließend werden die Fladen an die Innenwände des Lehmofens gepappt. Weil Nanê Tenûrê im Vergleich äußerst lange haltbar ist, wird direkt eine große Ration gebacken und gelagert.

Maşallah Altun sagt zwar, dass die Zubereitung äußerst mühsam und auch gefährlich sei, sie diese Arbeit aber sehr gerne auf sich nehme. Weder sie selbst noch ihre Familie wolle auf Brot aus dem Supermarkt umsteigen, dafür liebe man den Geschmack von Nanê Tenûrê zu sehr. „Dieses Brot ist Teil unserer Kultur. Unsere Großmütter gaben die Tradition an unsere Mütter weiter, und unsere Mütter an uns. Ich wünsche mir, dass diese Kultur noch lange Zeit weiterleben wird“, sagt Maşallah.