Festival: Familientreff und Kultur in Landgraaf

Zum 29. Mal hatte die kurdische Community in Europa am Samstag zum internationalen Kulturfestival eingeladen, diesmal im niederländischen Landgraaf. Die Veranstaltung stand unter dem Eindruck des kurdischen Widerstands gegen die türkische Besatzung.

Zum 29. Mal hatte die kurdische Community in Europa am Samstag zum internationalen Kulturfestival eingeladen, diesmal im niederländischen Landgraaf. Tausende Menschen aus zahlreichen Ländern waren angereist, um sich an dem „Fest der Völker“ zu beteiligen und ihren Anspruch nach „Freiheit für Abdullah Öcalan, Status für Kurdistan“ zu vermitteln. Es war ein Fest der farbenfrohen Kultur Mesopotamiens, eine Mischung aus Kunst und Kultur, Musik, Folklore und Politik und reflektierte die Forderungen der kurdischen Gesellschaft nach Frieden und Demokratie für den Mittleren Osten.

Hervorstechend auf dem Festival war, dass neben kurdischen Organisationen auch viele fortschrittliche und revolutionäre türkische Kräfte sowie internationalistische Gruppen und Initiativen vertreten waren. Gut sichtbar mit ihren Informations- und Verkaufsständen waren etliche Vereine, die Bücher, Zeitschriften, CDs und allerlei Köstlichkeiten verkauften. Autorinnen und Autoren wie Helîm Yûsiv, Deniz Bilgin und Kawa Nemir präsentierten und signierten ihre Bücher. Die Bühne war geschmückt mit einem riesigen Transparent mit der Aufschrift „Free Öcalan“ und dem Konterfei des kurdischen Vordenkers. Überall auf dem Festplatz hatte das Organisationskomitee Fahnen in den Farben grün, rot und gelb angebracht.

„Freiheit für Abdullah Öcalan, Status für Kurdistan“ war auch das Motto des Festivals

Gewidmet wurde das Kulturfestival in diesem Jahr dem kurdischen Revolutionär Sinan Dersim (bürgerlich Dalokay Şanlı), der im Oktober vergangenen Jahres bei einem türkischen Luftangriff in Südkurdistan ums Leben kam. Sinan Dersim hielt sich viele Jahre in Europa auf und setzte sich für den Ausbau der kurdischen Einrichtungen und ein organisiertes Netzwerk innerhalb der kurdischen Gesellschaft in der Diaspora ein. Außerdem war er Mitglied des Kommandorats der Volksverteidigungskräfte (HPG) und des Exekutivrats der HBDH (Vereinte Revolutionäre Bewegung der Völker). An sein Leben und Wirken und das aller anderen Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes erinnerte Yüksel Koç, Ko-Vorsitzender des Europadachverbands KCDK-E, zu Beginn seiner Eröffnungsrede. Der Politiker bezeichnete das Festival als eine „Willenserklärung des kurdischen Volkes“ und verurteilte die Besatzungsangriffe der Türkei in Kurdistan. Staaten und Regierungen, die Ankara in seinem „genozidalen Handeln“ gegen die kurdische Gesellschaft unterstützen, nannte Koç „Komplizen“ und warf ihnen „Kriegskumpanei“ vor. Ausdrückliche Grüße gingen raus an Abdullah Öcalan und die politischen Gefangenen, die den Widerstand gegen das türkische Regime anführen würden.

Fatoş Göksungur, die weibliche Hälfte der genderparitätischen Doppelspitze beim KCDK-E, sprach von einem „Vernichtungs- und Besatzungskonzept“ gegen die Kurdinnen und Kurden, zu dessen Akteuren nicht ausschließlich die Türkei zähle. „Nicht vor Kurdistan, seiner Bevölkerung und Unterstützer:innen sollten sich die NATO, USA und Länder in Europa fürchten, sondern vor der Mentalität des IS, der von uns dem Erdboden gleichgemacht wurde, und dem kapitalistischen System. Wir Kurdinnen und Kurden werden unseren demokratischen und legitimen Kampf bis zum Ende fortsetzen”, sagte Göksungur.

Der Vorsitzende des Nationalkongress Kurdistan (KNK), Ahmet Karamus, verurteilte die militärische und politische Unterstützung des Westens für den „Krieg der vier Besatzerstaaten gegen das kurdische Volk“. Der Politiker wies auf fortgesetzte Chemiewaffenangriffe durch die türkische Armee in Südkurdistan hin und prangerte die Ignoranz der Staatengemeinschaft angesichts dieser Kriegsverbrechen an. „Wir benötigen dringender denn je eine geschlossene Einheit. Nur ein innerkurdisches gemeinsames Handeln führt uns zum Sieg.“

Der jemenitische Journalist und Präsident der Internationalen Allianz für Rechte und Freiheiten (AIDL), Mohamed al-Shami, bezeichnete den kurdischen Befreiungskampf als „Widerstand für alle Völker“. Es sei ein gutes Gefühl, für Abdullah Öcalan, der die „Fahne der Freiheit“ als erster emporschwang, „hier und heute“ zu sprechen. „Wir werden dem kurdischen Volk stets zur Seite stehen und es bei seinem Kampf unterstützen“, sagte al-Shami. Eine Herzensangelegenheit seiner Organisation sei es, die Ideen und Botschaften der kurdischen Befreiungsbewegung in die arabischen Länder zu tragen und dort zu verbreiten.

Das Festival wurde von einem reichen Kunst- und Kulturprogramm begleitet. Es gab Ausstellungen und Diskussionsrunden, Folklore-Darbietungen und Botschaften politischer Bewegungen, die verlesen wurden. Für Musik und Tanz sorgten unter anderem die Band Nanobeat, eine Symbiose von traditioneller kurdischer und orientalischer Musik mit Elementen der internationalen Rock- und Popmusik, die Sängerin Yalda Abbasi aus Ostkurdistan, Diyar Dersim, Şivan Perwer und Hozan Canê.