Vor 106 Jahren begann mit der Deportation der armenischen Elite aus Konstantinopel der Genozid, der von Armeniern als Aghet bezeichnet wird und dem Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Türkei erkennt den Völkermord bis heute nicht an. Im Osmanischen Reich lebte in den kurdischen Provinzen der heutigen Osttürkei, insbesondere in der Region zwischen Wan, Mûş und Bedlîs, ein großer armenischer Bevölkerungsanteil.
Nach dem Beginn der Massendeportation wurden auch die in Mûş lebenden Armenier:innen gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben und ihr gesamtes Hab und Gut wurde von der osmanischen Regierung beschlagnahmt. Das armenische Kulturerbe in der Stadt ist seither alles andere als geschützt. Mit einem Stadterneuerungsprojekt, das 2011 von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet wurde, zerstörte die Wohnungsbaubehörde TOKI viele armenische Häuser im Bezirk Kale. An der Stelle der historischen armenischen Gebäude wurden 864 Wohnhäuser und 107 Büros errichtet.
Inzwischen gibt es nur noch ein armenisches Haus, das gegen die Zerstörung widersteht. Ercan Çete, der heutige Eigentümer des Hauses, ist mit dem Abriss nicht einverstanden und fordert die Erhaltung. „Dieses Haus ist älter als 180 Jahre. Ich glaube, dass es etwa 300 Jahre alt sein könnte", sagt Çete. „Als sie zu mir kamen, um eine Vereinbarung zu treffen, sagte ich, dass dieses Haus Geschichte ist, ich werde es euch nicht geben. Dieser Ort sollte als Teil unserer Geschichte erhalten bleiben. Ich konnte offiziell dokumentieren, dass dieses Haus ein historisches Bauwerk ist, aber selbst danach versuchte die Behörde, eine Vereinbarung mit mir zu treffen, um das Haus abzureißen. Es geht dabei nicht nur um mich. Die Kultur- und Tourismusbehörde muss dieses Haus erhalten. Dies ist ein historischer Ort."