Bilder-Ausstellung zu Mexmûr: „Skorpione und viel Hoffnung“
In Warstein in Nordrhein-Westfalen werden im Oktober Bilder von jungen Künstlerinnen und Künstlern aus dem kurdischen Flüchtlingslager Mexmûr ausgestellt.
In Warstein in Nordrhein-Westfalen werden im Oktober Bilder von jungen Künstlerinnen und Künstlern aus dem kurdischen Flüchtlingslager Mexmûr ausgestellt.
Die neue Ausstellung der „gallery in tempore“ in Warstein ist mit keiner der bisherigen Ausstellungen vergleichbar. Nicht die Kunst, nicht die Künstler*innen und nicht die Geschichte dahinter. Nicht einmal die Vernissage, also die Ausstellungseröffnung. Denn die findet nicht in der kleinen Galerie statt, sondern in der Neuen Aula, dem Raum für Kultur der Stadt Warstein im Ortsteil Belecke. Erst danach kommen die Gemälde als Dauerausstellung in die Galerie. Der Grund ist denkbar einfach: Die kleine Galerie hat nicht genügend Platz für eine Vernissage, zu der mehr als 20 Interessierte kämen. In der „Neuen Aula“ besteht zudem ein ausgearbeitetes Abstands- und Hygienekonzept.
Yosh Malzon-Jessen, der Initiator der Ausstellung, ist in Bielefeld bei einem Kulturabend auf Acrylmalerei gestoßen, die schnell sein Interesse fand. Er erwarb eines der Bilder, dass von einer jugendlichen Künstlerin aus dem Flüchtlingslager Mexmûr (Machmur) in Südkurdistan stammte. So entstand der Kontakt zu der Bielefelder Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V., die sich seit langem für die Menschen in Mexmûr engagiert.
In der Ausstellungsankündigung heißt es: „Das Lager Machmur liegt etwa einen Kilometer außerhalb der gleichnamigen kleinen Stadt (12.000 Einwohner) und wurde 1998 auf Initiative der UN für geflüchtete Kurden aufgebaut und unter den Schutz und die Kontrolle des UNHCR sowie der irakischen Regierung gestellt. Es handelt sich um eines von sieben Lagern mit kurdischen Flüchtlingen, die Anfang der 1990er Jahre aus ihren Dörfern in der Türkei, im Norden Kurdistans, vertrieben wurden.
Das Lager hat eine autonome Verwaltung, es gibt dort mittlerweile einen Gemeinderat, Schulen und ein Gesundheitszentrum. Jugendliche und junge Erwachsene lernen hier, auch im Rahmen von Traumabewältigung, unter anderem mit der Malerei wieder in ein geordnetes Leben zurückzufinden.
Dort wo vor der Gründung des Lagers nur Skorpione und Schlangen lebten und es keinerlei Infrastruktur gab, stehen nun Bäckereien, Lebensmittelgeschäfte, eine Bibliothek, eine Theaterwerkstatt und Gärten. So ist Machmur ein Beispiel für gelungene Neuansiedlung von Flüchtlingen in einer Region, die ursprünglich kaum lebensfeindlicher sein konnte.
Die Bilder die von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 17 und 27 Jahren gemalt wurden, sind im Gepäck einer Gruppe von Menschrechtlern (ohne Rahmen und in Koffer eingerollt) nach Bielefeld gebracht worden. Von dort wurden sie nach Warstein transportiert, wo sie wieder gerahmt wurden. Sie zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig und kreativ junge Menschen das teils selbst Erlebte auf die Leinwände gebracht haben.
Eine Ausstellung, die andere Maßstäbe hat, als man es gemeinhin bei Vernissagen gewohnt ist. Die Einnahmen aus dem Verkauf kommen vollständig den jeweiligen jungen Künstlern im Lager Machmur zugute.“
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 10. Oktober 2020 ab 14 Uhr in der Neuen Aula am Pietrapaolaplatz in Warstein-Belecke statt.