Archäologische Stätte bei Ain Issa entdeckt

In der Nähe der nordsyrischen Kleinstadt Ain Issa ist eine historische Stätte entdeckt worden. Nach Angaben des Kulturkomitees im Kantonalrat von Girê Spî sind die bisherigen Funde auf byzantinische Zeit zu datieren.

Etwa zwei Kilometer vor der umkämpften Kleinstadt Ain Issa in Nordsyrien wurde eine neue archäologische Stätte entdeckt. Nach Angaben des Kulturkomitees des Kantonalrats von Girê Spî sind die bisherigen Funde auf byzantinische Zeit zu datieren. Bisher wurden Säulenfragmente und Fundamentstrukturen gefunden. Der tägliche Beschuss durch die türkische Armee und ihre Söldnertruppen macht den Schutz und die Erforschung solcher archäologischen Stätten schwer. Internationale Unterstützung für archäologische Funde bleibt aus Rücksichtnahme auf die Türkei aus.

Archäologische Stätte bei Ain Isa | Foto: anha

Ain Issa: An der Grenze der Großreiche

Die Region um Ain Issa stellt einen besonderen Schmelztigel dar. In der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends war die Region zwischen dem östlichen Reich der Sassaniden und dem Oströmischen Reich (Byzanz) umstritten und trägt Spuren beider Kulturen. Während das Oströmische Reich christlich orientiert war, hingen die Sassaniden dem Zoroastrismus an. Der Zoroastrismus ist eine um den Gott Ahuramazda entwickelte Religion, die bis heute in Ostkurdistan und im Iran sowie im Exil praktiziert wird. Im Zoroastrismus sind verschiedene religiöse Aspekte aus Kurdistan, Persien bis nach Indien vereint.

Aufgrund der Lage und der Fruchtbarkeit der Region ist das Gebiet seit dem Neolithikum ein wichtiger Siedlungsort, in dem verschiedene Kulturen zusammentreffen und Synergien entwickeln. Daher sind Rojava und Nordsyrien übersät mit historischen Stätten von unschätzbarer zivilisationsgeschichtlicher Bedeutung.


Bewegte Geschichte der Region

Das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen ist typisch für die Region Nordsyrien und lässt sich im archäologischen Befund nachweisen. Bereits unter der Herrschaft des Kalifen Umar Ibn al-Hattab zwischen 634 und 644 und damit kurz nach Mohammeds Tod (632) wurde das Gebiet von den arabischen Heeren erobert und die byzantinisch-sassanidische Zeit in der Region endete. Das bedeutete jedoch kein Ende der vielen Identitäten in der Region. Trotz Sondersteuern konnte sich dort auch unter islamischer Herrschaft christliches Leben entfalten. Für den Zoroastrismus war das schwieriger, da dessen Anerkennung als „Buchreligion“ problematisch war. Durch die Kanonisierung der Avesta, der heiligen zoroastrischen Schriften, konnte allerdings in manchen Bereichen eine gewisse Akzeptanz erzeugt werden.

Die Region grenzte lange Zeit an Byzanz und war im Mittelalter aufgrund der Nähe der Kreuzfahrerstaaten ein Gebiet des Austauschs. Heute wird das interkulturelle Zusammenleben in der basisdemokratischen Selbstverwaltung durch den demokratischen Konföderalismus verwirklicht. Die Region um Ain Issa ist jedoch permanent von Vertreibung und Zerstörung bedroht, da das demokratische Projekt der Selbstverwaltung ein Dorn im Auge autoritärer Regime wie der türkischen und syrischen Regierung ist.