„Ankaras Puppenkiste“ auf Deutschland-Tour

Die Studierendenverbände YXK und JXK veranstalten unter dem Titel „Ankaras Puppenkiste“ eine bundesweite Vortragsreihe. Interessierte erhalten Einblicke in die Tiefen der langjährigen deutsch-türkischen Beziehungen und den Krieg gegen die Kurden.

Die kurdischen Studierendenverbände YXK und JXK nehmen mit einer öffentlichen Vortragsreihe die deutsche Türkeipolitik und ihre Auswirkungen auf Kurdistan in den Blick. Ab April sind dazu bundesweit mehrere Vorträge unter dem Titel „Ankaras Puppenkiste“ an einer Reihe von Universitäten angekündigt. Interessierte sollen Einblicke in die Tiefen der langjährigen deutsch-türkischen Beziehungen, den kurdisch-türkischen Konflikt und den systematischen Krieg der Türkei gegen die Kurden erhalten.

Zum Inhalt der Veranstaltungsreihe heißt es:

„Im Jahr 2013 keimte in der Türkei die Hoffnung auf Frieden und demokratischen Wandel. Die Verhandlungen zwischen der türkischen Regierung und dem kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan führten zu einem Waffenstillstand zwischen der türkischen Armee und der PKK. Dieser wurde jedoch 2015 seitens der Regierung aufgekündigt, nachdem die AKP von Präsident Erdogan begann, im politischen Prozess an Macht zu verlieren und die Gesellschaft in den kurdischen Städten demokratische Strukturen nach den Ideen Öcalans errichtete.

Um diesen Prozess umzukehren wurde Abdullah Öcalan unter totale Isolation gestellt. Die türkische Armee begann einen brutalen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung, in dem tausende Zivilist*innen ihr Leben verloren und ganze Städte dem Erdboden gleich gemacht wurden.

Die Repressionen Deutschlands zu Gunsten Erdogans

Auch in Deutschland machte sich der türkische Kurswechsel bemerkbar. Durch seinen unmoralischen „Flüchtlingsdeal“, bei dem Erdogan die europäische Angst vor der Einwanderung syrischer Kriegsflüchtlinge nutzte, um seinen Krieg gegen die kurdische Freiheitsbewegung zu finanzieren, machte sich Deutschland erpressbar. Die türkische Politik gewann zunehmend Einfluss auf die deutschen Staatsorgane und die traditionelle Zusammenarbeit in der Unterdrückung kurdischer Freiheitsbestrebungen erreichte ein neues Level. Selbst kulturelle Institutionen, die jahrzehntelang für Vielfalt und Integration in Deutschland sorgten, wurden Opfer dieser Politik. Kurdische Presse, Studierenden- und Kulturverbände und sogar ein Buchverlag wurden nach türkischem Vorbild mit Repressionen überzogen. Jegliche Forderungen für die Freiheit von Abdullah Öcalan und auch sein bloßes Abbild wurden kriminalisiert.

Deutschland-Türkei: Eine Langzeitbeziehung

Diese Zusammenarbeit gipfelte im völkerrechtswidrigen Überfall der türkischen Armee auf die kurdische Region Efrîn im benachbarten Syrien. Neben islamistischen Banden bestehend aus ehemaligen Kämpfern von Al-Qaida und dem IS, wurde die türkische Armee hierbei auch von deutschen Aufklärungsflügen und massiven Waffenlieferungen aus deutscher Produktion unterstützt. Die ganze Welt schaute zu, wie hunderttausende Menschen vertrieben, Dörfer und Städte geplündert und Frauen und Mädchen versklavt und vergewaltigt wurden. Statt Erdogan vor ein Kriegsgericht zu stellen oder zumindest Sanktionen gegen die Türkei zu verhängen, wurde dem mittlerweile alleinigen Herrscher der Türkei noch im gleichen Jahr in Deutschland der rote Teppich ausgerollt und Tee serviert.

Schon wieder ließ die deutsche Regierung sich erpressen und verschloss die Augen vor der Realität. Denn wie schon vor 140 Jahren der Bau der Bagdadbahn durch deutsche Unternehmen die schwächelnde Wirtschaft des Osmanischen Reiches ankurbelte, soll heute deutsches Geld und Know-How dafür sorgen, dass das innertürkische Schienennetz komplett modernisiert wird. Bei der Vergabe des attraktiven 35 Mrd. Euro schweren Auftrags buhlen derweil deutsche Unternehmen gegen chinesische Industriekonzerne. Um die Wirtschaftsgiganten im eigenen Land gnädig zu stimmen, sollte die Bundesregierung also auf Maßnahmen verzichten, die den launischen Präsidenten in Ankara beim Bau seiner Schienen gen China blicken lassen würden. Diese Rechnung sichert der Türkei freie Fahrt auf dem politischen Spielfeld, doch wurde diese Rechnung ohne die freiheitlichen Kräfte der jeweiligen Länder gemacht.

Erdogans Verzweiflung gegen den Widerstand

Der heldenhafte Hungerstreik der kurdischen HDP-Abgeordneten Leyla Güven und den Tausenden, die mit ihr bereit sind, ihr Leben für eine freie und gerechte Gesellschaft zu geben, bewegt schon heute die Massen – in der Türkei und auch in Deutschland.

Kein Wunder, denn die Umsetzung der einzigen Forderung Leyla Güvens, nämlich die Aufhebung der menschenrechtsverachtenden Totalisolation von Abdullah Öcalan, würde die Aufnahme des 2015 abgebrochenen Friedensprozess mit der kurdischen Freiheitsbewegung bedeuten.“

Termine und nähere Informationen unter: Ankaras Puppenkiste auf Deutschland-Tour