Amed: Die Guerillaoffensive am 1. Juni war der erste Schritt der Erneuerung

Dilêr Amed, einer der Kommandanten der HPG, spricht über die Bedeutung der Guerillaoffensive am 1. Juni 2004 und unterstreicht, dass diese Offensive einmal mehr die Kampfkraft der Guerilla unter Beweis gestellt habe.

Der 1. Juni stellt einen wichtigen Jahrestag für die kurdische Freiheitsbewegung dar. Nach der Verschleppung von Abdullah Öcalan im Jahr 1999, den Versuchen der inneren Liquidierung der Guerilla und einer andauernden Kriegspolitik des damals neuen AKP/MHP-Regimes stellte die Guerilla am 1. Juni 2004 in einer Offensive ihre Kampfkraft unter Beweis und zwang das Regime zurück an den Verhandlungstisch. Dilêr Amed, ein Kommandant der Volksverteidigungskräfte (HPG), ordnet die Offensive anlässlich des Jahrestags historisch ein.


„Der revolutionäre Volkskrieg vom 1. Juni hat für die Guerilla und das Volk einen besonderen Stellenwert“, betont Dilêr Amed. „Insbesondere durch das Komplott gegen Rêber Apo [Abdullah Öcalan] im Jahr 1999 wurde versucht, das kurdische Volk praktisch zu neutralisieren. Es ging beim internationalen Komplott darum, dem kurdischen Volk den Lebenswillen zu nehmen und ihm ein Leben in Sklaverei aufzuzwingen. Als Antwort darauf schuf Rêber Apo ein neues Paradigma. Ziel dieses Paradigmas war es, dass sich die Gesellschaft selbst von der Herrschaftsmentalität befreit und zu einem sozialen Leben zurückkehrt. Die faschistischen Kräfte wollten die Befreiung der Gesellschaft nicht tolerieren und griffen zu allen möglichen schmutzigen Methoden. Aber sie haben nicht mit der engen Verbindung zwischen dem kurdischen Volk, der Guerilla und Rêber Apo gerechnet, der das internationale Komplott zum Scheitern brachte. Er gab dem türkischen Staat immer wieder neue Gelegenheiten. Aber der türkische Staat nutzte diese nicht auf aufrichtige Weise und versuchte stattdessen, die kurdische Freiheitsbewegung und das kurdische Volk zu vernichten. Die Offensive vom 1. Juni war Ausdruck einer professionellen Haltung, sich dem Vernichtungsplan entgegenzustellen.“

Der 1. Juni hat starke Hoffnungen geweckt“

Amed erläutert: „Der Paradigmenwechsel hat sowohl Innovationen im militärischen Bereich als auch ideologische und philosophische Durchbrüche gebracht. Die Offensive vom 1. Juni war der erste Schritt dieser Erneuerung.“ Er fährt fort: „Natürlich müssen auch die Anstrengungen unserer Genoss:innen benannt werden, die in dieser Zeit echte Pionierarbeit geleistet haben und zwischenzeitlich gefallen sind: Engin Sincer, Adil Bilikî, Serxwebûn Amed, Rûbar Mardîn, Sorxwîn, Nûcan, Delîla, Gulbahar, Ferhat Kurtay sind einige dieser Freund:innen. Die Offensive vom 1. Juni legte die Professionalität, die Kampfkraft und die Verbundenheit der HPG mit Rêber Apo in aller Deutlichkeit an den Tag. Sie zeigte, dass die Kräfte hinter dem Komplott niemals in der Lage sein würden, ihr Ziel zu erreichen. Sie schuf im kurdischen Volk eine noch stärkere Identifikation mit der Guerilla als auch größere Hoffnungen in die Zukunft. Das neue apoistische Paradigma wurde von der Gesellschaft angenommen, und der Glaube an die militärische Kraft der Guerilla wuchs.“

Der Aufbruch vom 1. Juni führte zu unvergleichbarem Widerstand“

Amed sieht in die Gegenwart: „Wenn heute in den Stellungen und Tunneln ein beispielloser professioneller Widerstand gegen alle Arten verbotener Waffen, einschließlich chemischer Waffen, geleistet wird, so ist dies auf den Aufbruch vom 1. Juni zurückzuführen.“ Der Guerillakommandant schließt mit den Worten: „In der Geschichte unserer Bewegung gibt es viele Beispiele für Widerstand. Wir könnten vom großen Widerstand im Kerker von Amed oder vom Aufbruch vom 15. August 1984 oder von den vielen Menschen, die im Widerstand gefallen sind und uns dadurch den Weg zum Sieg geöffnet haben, sprechen. Der Kampf und der Widerstand gegen die verbotenen Waffen und die Hochtechnologie, die der türkische Faschismus einsetzt, stellen jedoch ein Novum dar. Während wir in der Vergangenheit unsere Lehren aus den Guerillakämpfen in Vietnam-China und Kuba-Angola wie auch in anderen Ländern der Welt gezogen haben, ist das professionelle Niveau, das wir heute erreicht haben, ein Vorbild für viele nationale Befreiungsbewegungen und es gibt denen, die für Freiheit und Demokratie eintreten, Hoffnung. Man muss die historische Bedeutung der 1. Juni-Offensive als Voraussetzung für das Erreichen dieses Niveaus an Stärke, Professionalisierung und Kampfkraft bei der Guerilla kennen. Die Offensive vom 15. August 1984 war der erste Schuss, der in die Finsternis, den Kolonialismus und die Rückständigkeit für das kurdische Volk abgefeuert wurde; die Offensive vom 1. Juni 2004 drückt die Haltung und den Kampf gegen das Komplott und den Versuch, es in unsere Reihen auszudehnen, die kurdische Kollaboration und die Zerstörung der Zukunft unseres Volkes aus.“