Aktionen für Kurdisch als Amts- und Bildungssprache

Seit dem Jahr 2000 ist der 21. Februar der Internationale Tag der Muttersprache. Die UNESCO will damit dazu beitragen, die sprachliche Vielfalt zu erhalten und zu fördern. In der Türkei wurde für Kurdisch als Amts- und Bildungssprache demonstriert.

Internationaler Tag der Muttersprache

Seit dem Jahr 2000 ist der 21. Februar der Internationale Tag der Muttersprache. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) will damit dazu beitragen, die sprachliche Vielfalt zu erhalten und zu fördern. Weltweit existieren laut UNESCO etwa 6.700 Sprachen. Doch rund 40 Prozent der Weltbevölkerung erhalte keine schulische Ausbildung in der Sprache, die sie selbst sprechen und verstehen könnten. Das wirke sich negativ auf Bildungschancen und soziale Teilhabe aus.

Die kurdische Sprache hat im Laufe der Geschichte diverse unterdrückerische Maßnahmen und Assimilationspolitik durch die Nationalstaaten im viergeteilten Kurdistan erfahren. Nicht nur in der Türkei, auch im Iran, Irak und in Syrien wurde die kurdische Sprache systematisch aus dem Bildungssystem ausgeschlossen, im Alltag verboten und mit Strafen belegt. Die Kolonialmächte setzten einen umfassenden und brutalen Mechanismus der Assimilation ein, der die kurdische Sprache stark gefährdete. Die Verbote führten zu einem Rückgang der Kurdisch sprechenden Bevölkerung und zu einer sprachlichen Erosion.

Kundgebung in Riha mit den DEM-Abgeordneten Ömer Öcalan und Ferit Şenyaşar

Trotz der Repression und Unterdrückung haben der nationale Befreiungskampf und der Kampf um die eigene Existenz zu wichtigen Errungenschaften für die kurdische Bevölkerung geführt. In der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) gilt Kurdisch als eine von drei Amtssprachen, in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) sind sowohl Kurmancî als auch Soranî offizielle Sprache. Dennoch erfahren Kurd:innen bis heute eine sprachliche Assimilations- und Ausgrenzungspolitik. Weder im Iran noch in der Türkei wird Kurdisch an Schulen gelehrt.

Diverse politischen Parteien, NGOs, Gewerkschaften und soziale Bewegungen, darunter die DEM und DBP, Eğitim Sen und KESK, die Frauenbewegung TJA sowie Kulturvereinigungen wie etwa die in Amed (tr. Diyarbakır) ansässige Vereinigung für die Erforschung der Sprachen und Kulturen in Mesopotamien (MED-DER) und der Sprach- und Kulturverein Birca Belek in Şirnex (Şırnak) stellten ins Zentrum ihrer Aktivitäten anlässlich des Tages der Muttersprache die Forderung nach einer Einführung von Kurdisch als Amts- und Bildungssprache.

Friedensmütter in Şirnex tanzen zu kurdischer Musik

Alle Sprachen sind gleichberechtigt

Die Organisationen sehen in der verweigerten Erwerbung eines offiziellen Rechtsstatus für die kurdische Sprache eines der konkretesten Beispiele des seit der Staatsgründung allgemein gültigen Konzepts der vorherrschenden Politik, die Kurdinnen und Kurden ihrer Existenz, Kultur und Identität zu berauben, und durch Assimilation und Integration die absolute Herrschaft über sie herzustellen. Sie fordern aber auch die Integration der Sprachen aller anderen Minderheiten im Land in den Schulalltag. „Eine gleichberechtigte gemeinsame Bildung für alle Kinder und Jugendlichen in unserer Gesellschaft muss ermöglicht werden“, forderte etwa der DEM-Abgeordnete Ömer Öcalan bei einer Aktion in Riha (Urfa). Schließlich seien alle Sprachen gleichberechtigt, sagte der Politiker auf Kurdisch, Arabisch und Türkisch.