Hommage an Öcalan in Mönchengladbach

Mit einem Wandbild in Mönchengladbach haben ein lokaler Künstler und Aktivist*innen von YXK und #RiseUp4Rojava ein Zeichen für die Freilassung des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan gesetzt.

An einer Mauer in der nordrhein-westfälischen Stadt Mönchengladbach prangt seit kurzem ein schwarz-weißes Konterfei des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan. Ein lokaler Künstler malte dort das lächelnde Gesicht des PKK-Gründers an eine gelbe Wand.

Das Werk – initiiert von Aktivist*innen des Verbands der Studierenden aus Kurdistan (YXK) und der örtlichen Kampagne #RiseUp4Rojava – ist eine Hommage an Öcalan, der sich trotz jahrelanger erschwerter Isolation auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage einsetzt.

Dem Wandbild folgte in der Mönchengladbacher Innenstadt eine Flyer-Aktion, um ein Zeichen für die Freilassung Öcalans zu setzen. Mit Flugblättern informierten die Aktivist*innen Interessierte über die Person Öcalan und über einen Aufruf an die Europäische Kommission sowie das Antifolterkomitee (CPT) des Europarats, eine Inspektion in dem Inselgefängnis im Marmarameer vorzunehmen. Auf Imrali, einem rechtsfreien Raum, kommt es seit Öcalans Inhaftierung im Februar 1999 zu systematischen Menschenrechtsverstößen. Zuletzt war ein fast siebenmonatiges Kontaktverbot zu Öcalan und seinen Mitgefangenen diese Woche durchbrochen worden.

Wer ist Abdullah Öcalan?

Abdullah Öcalan, geboren 1949, studierte politische Wissenschaften in Ankara. Er initiierte 1978 die Gründung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und führte als ihr Vorsitzender bis zu seiner Verschleppung im Februar 1999 den kurdischen Befreiungskampf aktiv an. Seit seiner völkerrechtswidrigen Entführung aus Kenia am 15. Februar 1999 befindet er sich in einem Gefängnis auf der türkischen Insel Imrali im Marmarameer, mehr als zehn Jahre davon als einziger Gefangener. Trotz der unmenschlichen Isolationshaft setzt er sich auch aus der Haft heraus im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage ein. Er gilt weiterhin als führender Stratege und einer der wichtigsten politischen Repräsentanten des kurdischen Volkes.

In Isolationshaft auf der Insel Imrali verfasste Öcalan mehr als zehn Bücher, welche die kurdische Politik revolutionierten. Mehrfach initiierte er einseitige Waffenstillstände und lieferte konstruktive Vorschläge für eine politische Lösung der kurdischen Frage. Das Gesellschaftsmodell Rojava orientiert sich an seinen Vorstellungen. Schon 2005 präsentierte Öcalan einen radikalen Gegenentwurf zur nationalstaatlichen Lösung der kurdischen Frage. Mit dem Modell des „Demokratischen Konföderalismus“ erschaffte er - inspiriert von dem libertären amerikanischen Theoretiker Murray Bookchin - eine Utopie eines nicht-nationalstaatlichen, multiethnischen Organisationsmodells für eine demokratische, ökologische und geschlechterbefreite Gesellschaft.