Viertägiges Kulturprogramm
Das Medya Volkshaus in Nürnberg lädt ein zu den 13. Kurdischen Kulturtagen vom 8. bis 11. Mai im städtischen Kulturzentrum Villa Leon. Wieder gelang es dem Kulturkomitee ein abwechslungsreiches und spannendes Programm aufzustellen, das die Breite kurdischen Lebens widerspiegelt.
Den Anfang macht der aus Cizîr stammende Musiker Hîvron (Nusret Imir), der mit einem Eröffnungskonzert eine Auswahl seiner Lieder vorstellen wird. Diese sind teils Kompositionen seiner eigenen Gedichte, aber auch Interpretationen kurdischer Poeten, wie zum Beispiel Ehmedê Xanî und sein kurdisches Epos Mem û Zîn.
Weiter geht es am nächsten Tag mit dem kurdischen Spielfilm „Gava Şitil Mezin Dibin“ (Wenn die Sämlinge wachsen), der zweimal hintereinander im Filmhaus K4 gezeigt wird. Es ist das mehrfach ausgezeichnete Werk des Regisseurs Rêger Azad Kaya von der Filmkommune Rojava, der den Film allen im Krieg getöteten Zivilist:innen widmete. Die Handlung spielt in Kobanê und zeigt anhand des Alltags der Protagonisten die Realität der Revolution in Rojava zwischen dem Versuch zu überleben und einer unerschütterlichen Hoffnung, eine neue Gesellschaft aufzubauen.
Am Freitag dann findet eine Podiumsdiskussion über Menschenrechte, Freiheit und Demokratie im Mittleren Osten statt. Nach einer musikalischer Darbietung des Medya Volkshauses erörtern Osman Baydemir (ehm. HDP-Abgeordneter und Bürgermeister von Amed, heute im Exil), İbrahim Çiçek (Autor der Zeitschrift “Marxistische Theorie”) und Şehbal Şenyurt Arınlı (Menschenrechtsaktivistin, Filmemacherin und Schriftstellerin) jeweils aus ihrer Perspektive aktuelle Fragen zur Lösung der „kurdischen Frage“. Die Moderation übernimmt Ercan Ayboğa (Rosa-Luxemburg Stiftung, Autor und langjähriger Aktivist der ökologischen Bewegung Kurdistans)
Ein Open-Air-Konzert am Samstag mit Ali Tekbaş, Sänger der ehemaligen Musikgruppe Lawje, und Sherif Omerî, Rapper aus Qamişlo, bildet den Abschluss des viertägigen Events, das immer ein Publikum aus dem gesamten süddeutschen Raum anzieht. Es ermöglicht das Kennenlernen kurdischer Kultur, konfrontiert mit der Komplexität kurdischen Lebens zwischen Heimat und Exil und bietet den Rahmen für Begegnung und Austausch mit internationalen Gästen.
Gewidmet sind die diesjährigen Nürnberger Kurdischen Kulturtage der in Qamişlo als Kunst- und Kulturgemeinschaft gegründeten Gruppe Hûnergeha Welat („Atelier der Heimat“), die sich neuer revolutionärer Kunst jenseits von Kitsch und Kommerz verschrieben hat. Bekannt wurde Hûnergeha Welat vor allem durch Musikvideos über die Revolution von Rojava und den Widerstand der Freiheitsguerilla.
Hûnergeha Welats Bekenntnis „Unsere Lieder dienen als Schutzschild, der die kurdische Kultur am Leben erhält und bewahrt. Denn Kultur repräsentiert die Lebensweise einer Gesellschaft“ kann auch als Maxime für die Kurdischen Kulturtage in Nürnberg verstanden werden, meinen die Verantwortlichen des Kulturkomitees.