Zum Umgang der PKK mit Kriegsgefangenen

Der türkische Staat beschuldigt die PKK, 13 Soldaten und Polizisten in einem Gefangenenlager in Gare exekutiert zu haben. Dass diese Anschuldigung eine Lüge ist, zeigt die vierzigjährige Praxis der PKK im Umgang mit Kriegsgefangenen.

Bei der Bombardierung eines Gefangenenlagers in Gare durch die türkische Armee sind vergangene Woche 13 Polizisten, Soldaten und MIT-Angehörige ums Leben gekommen. Regierung, Armee und die Medien in der Türkei beschuldigen die PKK. Dass diese Anschuldigung eine Lüge ist, zeigt die vierzigjährige Praxis der PKK.

Die PKK hält sich an die Genfer Konventionen zum Umgang mit Kriegsgefangenen. Das belegen zahlreiche Fälle von freigelassenen Soldaten und Polizisten. Seit den neunziger Jahren sind Hunderte Personen von der Guerilla gefangengenommen worden. Nach Angaben des Menschenrechtsvereins IHD in Amed (tr. Diyarbakir) sind zwischen 1990 und 2012 bei 110 verschiedenen Aktionen insgesamt 335 Personen von der PKK festgesetzt worden. Darunter waren 67 Polizisten, 32 Dorfschützer, 145 Beamte, 15 Politiker, 38 Touristen, zwei Journalisten und 36 andere Zivilisten. Alle wurden durch die Vermittlung von Menschenrechtsorganisationen freigelassen. Im folgenden einige Beispiele:

1992: Erste Gefangennahme

Erstmalig wurden am 10. Oktober 1992 bei einer Straßenkontrolle der Guerilla zwischen Wan und Tetwan ein Unteroffizier, zwei Soldaten und ein Imam festgenommen. Sie wurden später ihren Angehörigen übergeben.

Am 20. August 1993 nahm die PKK 13 Soldaten bei einer Straßenkontrolle in Êlih (Batman) fest. Auch diese Soldaten kehrten gesund zurück nach Hause.

Gesund gepflegt und freigelassen

Im Dezember 1994 wurde der Soldat Ibrahim Yavli in Colemêrg (Hakkari) gefangengenommen, nachdem er bei einem Gefecht verwundet worden war. Bei der Guerilla wurde er gesund gepflegt. Nach zwei Jahren wurde er einer Abordnung der Refah-Partei und zivilgesellschaftlichen Organisationen übergeben.

Pressekonferenz mit acht Soldaten

Die Guerilla überfiel im Juli 1996 den Militärstützpunkt Karakolu in Colemêrg und nahm acht Soldaten gefangen. Die Gefangenen wurden später auf einer Pressekonferenz im Camp Zelê einer Abordnung übergeben. Unter den Vermittlern waren der ehemalige IHD-Vorsitzende Akin Birdal und der RP-Abgeordnete Fethullah Erbaş.

Übergabe von Polizist und Soldat

Im Juli 2005, die AKP war inzwischen seit drei Jahren an der Regierung, nahm die Guerilla den Soldaten Coşkun Kırandi bei einer Straßenkontrolle in Erzîrom (Erzurum) fest. Anfang August wurde er in Dersim einer Delegation übergeben, in der unter anderem der damalige IHD-Vorsitzende in Amed, Selahattin Demirtaş, sowie der Musiker Ferhat Tunç waren.

Am 9. Oktober 2005 wurde der Polizist Hakan Açıl bei einer Straßenkontrolle zwischen Şirnex (Şırnak) und Midyad gefangengenommen. Seine Verlobte wurde laufengelassen. Am 27. Januar wurde der Polizist in Zaxo in Südkurdistan einer Menschenrechtsdelegation und seinem Vater übergeben.

Gefangene und Guerilla verabschieden sich mit Umarmung

Im Oktober 2007 kam es in Oremar an der türkisch-irakischen Staatsgrenze zu einem heftigen Gefecht zwischen der türkischen Armee und den HPG. Dabei gerieten acht Soldaten in Gefangenschaft. Sie wurden später in Çemço in der Zap-Region einer Delegation übergeben, in der sich unter anderem die DTP-Abgeordneten Aysel Tuğluk, Osman Özçelik und Fatma Kurtulan, der südkurdische Innenminister Mahmut Osman befanden. Zum Abschied umarmten sich die freigelassenen Soldaten und die Guerillakämpfer. Als Aufnahmen davon öffentlich wurden, wurden die Soldaten verhaftet, die Delegationsmitglieder wurden angeklagt.

Staat will Gefangene ausschalten

Im September 2011 wurden die Unteroffiziere Abdullah Söpçeler und Zihni Koç sowie der Gesundheitstechnikter Aytekin Turhan in Amed von der Guerilla gefangengenommen. Erstmalig wurden die Gefangenen von Roj TV gefilmt und interviewt. Sie erklärten, dass es ihnen gut geht, sie sehr gut behandelt werden und die Guerilla alles mit ihnen teilt. Ihnen sei zugesichert worden, dass die Guerilla alles ihr mögliche unternehme, damit sie zu ihren Familien zurückkehren können. Sie forderten Menschenrechtsorganisationen zum Handeln auf.

Der türkische Staat reagierte darauf mit einer flächendeckenden Bombardierung des vermuteten Aufenthaltsorts der Guerilla. Wie vergangene Woche in Gare wollte der Staat sie Gefangenen ausschalten und die Tat der PKK anlasten. Die Guerilla übergab die Gefangenen eine Weile später unter Lebensgefahr einer Delegation.

Sofortige Antwort auf Öcalan-Appell

Abdullah Öcalan forderte 2013 im Zuge der vermeintlichen Friedensverhandlungen die HPG zur Freilassung aller Gefangenen auf. Die Guerilla reagierte sofort und übergab acht an verschiedenen Orten entführte Gefangene, darunter Soldaten, Polizisten und ein Landrat, an eine Delegation, in der unter anderem der BDP-Abgeordnete Hüsamettin Zenderlioğlu und der IHD-Vorsitzende Öztürk Türkdoğan waren.

Austritt aus der Armee nach Freilassung

Der gefangengenommene Offizier Yener Soylu trat nach seiner Freilassung aus der Armee aus und erklärte, er habe erst in seiner Gefangenschaft erfahren, dass die PKK nicht anarchistisch, terroristisch und primitiv nationalistisch ist, sondern eine würdevolle Bewegung mit unaufhaltbarer Sehnsucht ist. Die türkische Armee hingegen habe sich niemals an die Genfer Konventionen gehalten und gefangengenommene Angehörige der Guerilla gefoltert.