Revolutionärer Volkskrieg gegen die Besatzung von Rojava
In Rojava hat bereits eine Revolution stattgefunden, jetzt wird zum revolutionären Volkskrieg gegen die türkische Besatzung mobilisiert. Was beinhaltet diese Strategie?
In Rojava hat bereits eine Revolution stattgefunden, jetzt wird zum revolutionären Volkskrieg gegen die türkische Besatzung mobilisiert. Was beinhaltet diese Strategie?
Der türkische Staat hat am 1. Juni 2022 eine neue umfassende Invasion in Nordsyrien angekündigt und greift die Region ohne Unterbrechung an. Die türkischen Angriffe auf Rojava sind ein Angriff auf den Kampf des kurdischen Volkes um seine Existenz. Das Invasionsgesuch für Rojava, das auf einer Sitzung der Vereinten Nationen im September 2019 vorgestellt wurde, machte die Agenda der türkischen Regierung sichtbar. Das Schweigen der UNO zu diesem Invasionsantrag deutet darauf hin, dass es Kräfte gibt, die hinter dem Plan einer dreißig Kilometer breiten Besatzungszone in Syrien stehen.
Vorbereitungen für einen langfristigen Volkskrieg
Die Völker Nordostsyriens mobilisieren sich gegen diesen umfassenden Besatzungsplan. Sie haben erklärt, dass sie ein neues Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî nicht dulden und auch keine Gelegenheit dazu geben werden. In der Region werden große Vorbereitungen im Rahmen des Revolutionären Volkskriegs getroffen. Diese Strategie ist im Wesentlichen ein Krieg, an dem das Volk beteiligt ist und den es führt. In der Vergangenheit wurde die als langfristiger Volkskrieg definierte Strategie durch die Revolutionen in Vietnam und China inspiriert. In nationalen Befreiungskämpfen wie in Algerien machten die aktive Beteiligung der Bevölkerung, die Beendigung der Souveränität der kolonialistischen Besatzerstaaten durch den über einen langen Zeitraum geführten Krieg und ihr Sieg diese Strategie zu einer grundlegenden Strategie des Kampfes für unterdrückte Völker: Die kolonialisierte Nation, die sich in einer schwachen Position befindet und nicht organisiert ist, organisiert sich während des langen Kriegsprozesses und erhebt Anspruch auf ihr Land. Die Kolonialmacht hingegen wird allmählich schwächer werden und schließlich wird die kolonialisierte Nation in der Lage sein, die Kolonialmacht durch einen Aufstand aus dem Land zu vertreiben.
Dimensionen eines revolutionären Volkskriegs
Der langfristige Volkskrieg bestand aus mehreren Phasen: Strategische Verteidigung, strategisches Gleichgewicht und strategische Offensive. Die Phasen des strategischen Gleichgewichts und der strategischen Offensive waren die Strategie des nationalen Befreiungskampfes, an dem das Volk in vollem Umfang beteiligt war. Schließlich wurde der Prozess mit einem Volksaufstand abgeschlossen und der Kolonialismus besiegt. Die Beteiligung der Bevölkerung ist auch für die Strategie des revolutionären Volkskriegs von wesentlicher Bedeutung. Ohne diese Beteiligung kann keine Revolution stattfinden. Revolutionen sind das Werk der Völker. Der Befreiungskampf gegen den Kolonialismus kann nur auf der Grundlage dieser Prinzipien geführt werden und erfolgreich sein.
Auch der revolutionäre Volkskrieg hat Dimensionen. Diese Dimensionen bestehen aus professionellen Streitkräften, bewaffneten Selbstverteidigungskräften und der Bevölkerung. Die städtischen Zentren sind die Orte, auf die sich der revolutionäre Volkskrieg konzentriert und an denen er geführt wird, auch und vielleicht sogar mehr als in ländlichen Gebieten. Hier führen die professionellen Streitkräfte, die Selbstverteidigungskräfte und die Bevölkerung den Kampf gemeinsam und koordiniert. Während professionelle bewaffnete Verbände dem Feind wirksame Schläge versetzen, beteiligen sich die Selbstverteidigungskräfte am Kampf, indem sie an unerwarteten Orten hinter den Frontlinien zuschlagen. Mit der wirksamen Beteiligung der Bevölkerung wird der Feind besiegt. Der Erfolg wird durch die Beteiligung der Menschen erreicht. Grundlegender Ansatz ist dabei die Vermeidung des Fehlers aus der Vergangenheit, die Bevölkerung aus dem Kampf auszuschließen.
Von der Ärztin bis zum Händler – alle nehmen teil
Die Bevölkerung darf dabei nicht als eine von den Kampfverbänden und Selbstverteidigungskräften getrennte Dimension behandelt werden. Die bewaffneten Kräfte kommen ohnehin aus dem Schoß des Volkes. Bei Verbänden wie den YPG und YPJ handelt es sich um professionelle Vollzeitkräfte. Sie üben keine andere Tätigkeit aus. Außerdem gibt es semiprofessionelle Selbstverteidigungskräfte wie die HPC. Sie beteiligen sich neben ihrer eigenen Arbeit an der Verteidigung der Menschen und ihrer Region. Die breite Masse der Bevölkerung hingegen ist bei der Arbeit, zu Hause, in der Ausbildung. Die Beamtin ist in ihrer Abteilung, der Handwerker an seinem Arbeitsplatz, Bauern sind auf ihren Feldern. Sie nehmen am revolutionären Volkskrieg teil, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Darin liegt ihre Stärke begründet.
Auswirkungen von vierzig Jahren Guerillakampf
Seit fast 40 Jahren wird in Kurdistan ein Guerillakrieg geführt, es wurde eine hocheffektive Guerillaarmee aufgebaut. Ein begrenzter Teil der Bevölkerung beteiligt sich als „Miliz" an diesem Kampf. Hinzu kommt die Erfahrung aus dem Widerstand für Selbstbestimmung in Nordkurdistan, der hauptsächlich von Jugendlichen und professionellen Kämpferinnen und Kämpfern geführt wurde. Eine direkte und ausreichende Beteiligung der Bevölkerung an diesem Prozess hat nicht stattgefunden. Es bestand eher die Erwartungshaltung, dass die Guerilla den Feind besiegen würde.
In Rojava hat bereits eine Revolution stattgefunden. Fast alle Städte in Rojava wurden der Kontrolle des syrischen Regimes entzogen und die Bevölkerung übernahm die Verwaltung selbst. Wir haben gesehen, wie enthusiastisch sich die Menschen der Revolution angeschlossen und an der Verteidigung des Landes gegen den IS beteiligt haben.
Fortsetzung folgt