Kommentar: Widerstand bringt Erfolg

Das Komplott gegen Abdullah Öcalan richtet sich nicht nur gegen die Kurden, kommentiert Berçem Jiyarê Axpâr, sondern gegen alle Menschen in der Region. Daher sei der Kampf dagegen entscheidend für die Zukunft aller Völker.

22 Jahre ist der Beginn des Komplotts mit der Abreise Öcalans aus Syrien her. Ich gedenke der Gefallenen des damaligen Protests voller Respekt. Auch wenn die Beteiligten am Komplott nun, nach 22 Jahren, dechiffriert und geschwächt sind, setzen sie doch ihre Angriffe fort. Öcalan ist zu einem Symbol des freien Willens der Völker geworden. Das kurdische Volk kämpft zusammen mit der Bevölkerung der Region gegen die Kräfte des Komplotts und damit gegen den Faschismus. Ihr Kampf ist ein Kampf für die gesamte Menschheit.

Das Komplott vom 9. Oktober 1998 zielte auf die Vernichtung von Abdullah Öcalan und der kurdischen Freiheitsbewegung ab. Damit sollte die hundert Jahre alte antikurdische Völkermordpolitik zu Ende gebracht werden. Abdullah Öcalan ging jedoch mit großem Weitblick vor und zeigte eine beispiellose Widerstandshaltung, an der diese schmutzigen Pläne scheiterten. Die Haltung der Guerilla, des kurdischen Volkes und seiner Freund*innen, stärkten den Widerstandsgeist von Öcalan und verhinderten den Erfolg des Komplotts.

Die Freiheitsbewegung hat in den vergangenen 22 Jahren mit den Konzepten des demokratischen Konföderalismus, der demokratischen Nation und der Strategie der legitimen Selbstverteidigung ihren Widerstand deutlich entwickelt und ausgeweitet. Der Freiheitskampf hat die arabische Bevölkerung und die gesamten Völker des Mittleren Ostens, die verschiedenen Glaubensrichtungen und insbesondere die Frauen stark beeinflusst. Die kurdische Frage ist eine der zentralen Fragen der Region und der Welt –, sie stellt das Hauptelement der Demokratisierung des Mittleren Ostens dar.

Demgegenüber haben die Kräfte hinter dem Komplott ihre Strategie aktualisiert. Der für Nordkurdistan vom türkischen Nationalen Sicherheitsrat in Bewegung gesetzte „Vernichtungsplan“, die Besetzung von Efrîn, Serêkaniyê, Girê Spî und Südkurdistan stellen einen neuen Ausdruck des Komplotts dar. Die USA steht weiterhin an der Spitze des Komplotts und versucht, schamlos aus dem Leid der Kurd*innen Profit zu schlagen. Sie leisten dem faschistischen türkischen Staat offen und heimlich Unterstützung bei ihrem Krieg gegen die Kurd*innen. Die kurdische Freiheitsbewegung ist darum bemüht, in allen vier Teilen Kurdistans unter großen Opfern erkämpfte Errungenschaften den Menschen zur Verfügung zu stellen. Die AKP/MHP-Faschisten versuchen, die freien Kurd*innen auf ihre Linie zu ziehen und benutzten insbesondere die Dienstleistungen als einen Knüppel gegen sie. Da das nicht funktionierte, greift das Regime auf allen Ebenen Kurd*innen an.

Der Dritte Weltkrieg neigt sich dem Ende zu und die nationalstaatlichen Systeme werden entsprechend der Interessen des globalen Kapitals neugestaltet. Der türkische Staat versucht, alle durch den Kampf der Kurd*innen geschaffenen Werte zu vernichten und ihnen jeglichen Status zu entziehen. Die Isolation von Abdullah Öcalan und die Angriffe überall hängen damit zusammen. Der türkische Staat will die Freiheitsbewegung liquidieren und die Vernichtung der Kurd*innen abschließen. Die Angriffe auf die Demokratische Partei der Völker (HDP) sind ein Teil dieses Plans. Solange diese Vernichtungspolitik anhält, kann die Türkei nicht demokratisiert werden. Die Unterdrückung der Kurd*innen bedeutet die Unterdrückung aller Menschen in der Türkei und Nordkurdistan.

Das faschistische Regime versucht seit Jahren, die HDP von der Linie der demokratischen Nation abzubringen und zur Aufgabe zu zwingen. Da sie das nicht schaffen, greifen sie blindwütig an und drohen mit einem Verbot. Die HDP ist aufgrund der Repressionsschläge ohnehin de facto bereits verboten. Mit einer offiziellen Schließung würde vielleicht auch denen, die das wahre Gesicht des Faschismus immer noch nicht sehen, die Augen geöffnet. Das Demokratiespiel des faschistischen Regimes würde so sein Ende finden. Aber die demokratischen Kräfte werden ihren Kampf zur Verteidigung demokratischer Werte unter allen Bedingungen fortsetzen.

Das Regime ist am Ende des Wegs angekommen. Wenn diese faschistische Regierung unter dem Widerstand unseres Volkes und der demokratischen Gesellschaft in der Türkei zusammenbricht, dann bricht auch das ganze Komplott zusammen.

Das Komplott vom 9. Oktober ist kein Komplott gegen die Kurd*innen allein. Es richtet sich gegen alle Völker in der Türkei und im Mittleren Osten. Diese Realität ist in den letzten zweiundzwanzig Jahren für alle auf schmerzlichste Weise deutlich geworden. Der Krieg in der Türkei und der Region ist ein Ergebnis dieser Intrige. Das faschistische Regime in der Türkei ist ebenfalls ein Produkt dessen. In diesem Sinne ist der Kampf gegen das Komplott der Kampf um die Existenz der Völker der Region.