Mustafa Karasu hat sich als Mitglied des Exekutivrats der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) in einer Sondersendung bei Medya Haber zu aktuellen Themen geäußert. In der ausführlichen Analyse ging es unter anderem um den Widerstand der Guerilla in den südkurdischen Regionen Zap, Metîna und Avaşîn und die Gefahr eines innerkurdischen Krieges. Die vom Barzanî-Clan dominierte „Demokratische Partei Kurdistans" (PDK) scheint der türkischen Armee zur Hilfe zu kommen und hat Kampfeinheiten in die Region Bradost an der irakisch-iranischen Grenze verlegt. Am 14. September fand ein erster Angriff auf Guerillastellungen der PKK statt. Laut Angaben aus dem Gebiet kam es zu Gefechten. Am 17. September wurde bekannt, dass die Bevölkerung mehrerer Dörfer dazu aufgefordert wurde, das Gebiet umgehend aus Sicherheitsgründen zu verlassen. Mustafa Karasu erklärte zu diesen Entwicklungen:
Widerstand gegen kolonialistische Völkermörder
„Der Widerstand in Zap, Metîna und Avaşîn ist ein Widerstand gegen den völkermordenden Kolonisator. Er muss als Teil des allgemeinen Kampfes des kurdischen Volkes gesehen werden, das eine große Opferbereitschaft gegen die völkermordende Macht zeigt. Diese Haltung wird sich fortsetzen und noch effektiver werden. In dieser Hinsicht ist es für den kolonialen Feind nicht möglich, irgendwelche Ergebnisse zu erzielen. Im Gegenteil, die Aufopferung und Militanz stärkt die Widerstandskraft des kurdischen Volkes. Wir haben die Haltung der PDK nun schon mehrfach bewertet. Als kurdische Partei muss ihr Handeln als Verrat betrachtet werden. Es ist nicht möglich, dies abzumildern oder gar eine Rechtfertigung dafür zu finden. Die Haltung dazu muss klar und unmissverständlich sein. Es wird nicht genug gegen die Haltung der PDK unternommen. Das zeigt eine Schwäche des kurdischen Volkes.
Das kurdische Volk muss gegen den Verrat Stellung beziehen
Um die Freiheit zu erlangen, muss das kurdische Volk gegen den Verrat Stellung beziehen. Ohne eine klare Haltung gegen den Verrat, ohne eine klare Haltung des kurdischen Volkes, kann der Kampf um die Freiheit nicht erfolgreich sein. Wie ich schon sagte, ist es eine Schwäche des kurdischen Volkes, keine angemessene Haltung gegen die PDK einzunehmen. Es gibt immer noch Ansätze, die so aussehen, als würden sie versuchen, die Haltung der PDK zu normalisieren. Aber ohne Wirkung, denn die breite Mehrheit des kurdischen Volkes sieht diesen Verrat. Diejenigen, die schweigen, tun es, weil sie selbst von der Haltung der PDK profitieren. Das Problem ist nicht der Schutz der errungenen Positionen. Dem kurdischen Volk ist es in jahrelangem Kampf gelungen, seine Identität und Existenz in der Welt, im Nahen Osten, zu schaffen und zu schützen. Die PDK wird nicht in der Lage sein, dies zu zerschlagen und zu zerstören.
Die erkämpften Errungenschaften des kurdischen Volkes verteidigen
Es sind die Jahrzehnte des Kampfes, die zu den kurdischen Errungenschaften geführt haben. Ohne unseren Kampf wäre die Realität von Südkurdistan nicht entstanden. Ich sage nicht, dass unser Volk in Südkurdistan nie gekämpft hat, natürlich hat es das, aber dieser Kampf hat zu Errungenschaften und Positionen geführt, die das Ergebnis des durch unseren Kampf geschaffenen Umfelds sind. Diese Realität muss gesehen werden. Die Realität der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] müssen richtig verstanden und geschützt werden. Die Errungenschaften des kurdischen Volkes können bewahrt werden, wenn sie verteidigt werden.
Der türkische Staat kann ohne die PDK keinen Erfolg haben
In Silopî hat das kurdische Volk klar Stellung gegen den Verrat der PDK bezogen. Der türkische Staat hat die Menschen angegriffen. Innerhalb des türkischen Staates ist bekannt, dass sie ohne die Kollaboration und den Verrat der PDK in Kurdistan keinen Erfolg haben können. Das ist auch der Grund, warum der türkische Staat in Nordkurdistan noch überlebt. Es ist wegen der PDK. Es ist die PDK, die den türkischen Staat unterstützt, um seine Angriffe zu ermöglichen. Die Vertreter des türkischen Staates neigen dazu zu sagen: ,Wir sind nicht gegen die Kurden, wir haben Beziehungen zur PDK.' Damit täuschen sie die kurdische Gesellschaft und die Welt. Wenn sie die PKK auflösen würden, würden auch die PDK und andere Organisationen nicht mehr existieren. In dieser Hinsicht ist das, was die PDK getan hat, offensichtlich, und man muss die richtige Haltung dagegen einnehmen. Als Rêber Apo in den ersten Tagen unserer Bewegung die Realität in Kurdistan analysierte, sagte er, dass die Kurden nicht wissen, wie sie sterben, selbst wenn sie sterben. Jetzt wissen wir, wie die Kurdinnen und Kurden verlieren und wie sie gewinnen werden.“
Eine ausführliche Version des TV-Interviews ist in englischer Übersetzung auf der Internetseite der KCK veröffentlicht worden.