Der 1. Mai, der bereits seit über 130 Jahren traditionell als internationaler Arbeiterkampftag gefeiert wird, steht kurz bevor. Insbesondere die tradierte Demonstration und die anschließenden Feierlichkeiten in Berlin gehören alljährlich zu den wichtigsten Momenten für politische Bewegungen sowie die Gesellschaft vor Ort. So heißt es in dem offiziellen Aufruf: „Lasst uns einen Ausdruck der Solidarität finden, der zum kämpfen mitreißt und erinnert an die historische Kontinuität [..] internationaler Kämpfe der Arbeit. [..] Finden wir also neue Perspektiven des Protests, schützen wir uns gegenseitig, laden wir alle PassantInnen ein, sich in unsere Reihen einzufinden.“
Die Vorbereitungen für den Tag laufen bereits seit ein paar Monaten und befinden sich jetzt in der letzten heißen Phase. Das „Bündnis Revolutionärer 1. Mai Berlin“ sah und sieht sich vor allem in diesem Jahr mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert, die es zu lösen galt. Aus diesem Anlass hat ANF ein Interview mit Aktivist*innen der „Freien Kurdischen Gemeinde Berlin e.V.“ (FKG), die Teil des Bündnisses ist, geführt.
Der revolutionäre 1. Mai in Berlin wird nun bereits seit Jahren von einem Bündnis aus verschiedensten politischen Gruppen organisiert; mit was für einem Anspruch seid ihr in die Vorbereitungen gegangen?
Für uns ist es, genau wie für alle anderen in unserem Bündnis, eine Selbstverständlichkeit, dass am 1. Mai auf die Straße gegangen wird. Es ist ein internationalistischer Kampftag der Arbeiter*innen, der gleichzeitig ein Kampftag für die gesamte Gesellschaft darstellt. Deswegen war es für uns sehr wichtig, dass wir uns an der Vorbereitung und Organisation beteiligen. Es ist immer schade zu sehen, wenn am 1. Mai jeder ein eigenes Süppchen kochen will, statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Für uns war es dementsprechend eine wichtige Erfahrung, diesen gemeinsamen Weg in diesem Jahr als Bündnis zu gehen. Es stellt eine hervorragende Situation dar, Kämpfe miteinander zu verbinden. Es gelang uns dieses Jahr auch wieder, die Vorbereitungsphase für uns zu nutzen, um einen intensiveren Austausch und eine langfristige Zusammenarbeit zu starten.
Ihr habt ja bereits kurz angeschnitten, was insbesondere ihr als FKG erreichen wollt. Könnt ihr trotzdem noch einmal genauer die Ziele, die ihr verfolgt, beschreiben? Was für einen Eindruck wollt ihr bei den Menschen hinterlassen, die euch am 1. Mai auf der Straße sehen werden?
Wir hatten bereits herausgestrichen, wie wichtig für uns insbesondere der Austausch mit anderen politischen Organisationen hier in Berlin im Allgemeinen ist. Dafür sind die Vorbereitungen für den 1. Mai eine willkommene Gelegenheit. Andererseits geht es uns aber vor allem auch darum zu betonen, warum wir diesen Tag als so wichtig empfinden. Wir wollen insbesondere für die kurdische Gesellschaft einen Raum bieten, sich bei den Protesten auszudrücken. Der internationalistische Kampftag ist selbstverständlich auch in Kurdistan seit Jahrzehnten der Tag, an dem hunderttausende von Menschen auf die Straße gehen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Vor allem in den letzten Jahren geschah das unter der Vorreiterrolle der Jugend- und der Frauenbewegungen, die sich gegen den ihnen vorgeschriebenen Platz in der Gesellschaft gewehrt haben. Für uns gilt es, dieses Bild auch in den Protesten hier in Berlin widerzuspiegeln. Die aktuellen Entwicklungen in der Türkei, die immer weiter verschärfte Isolation der Menschen, die sich für eine demokratische Entwicklung des Landes einsetzen, werden wir genauso scharf verurteilen, wie wir die Entkriminalisierung fortschrittlicher Bewegungen, wie zum Beispiel der Arbeiterpartei Kurdistans, fordern werden.
Es geht uns darum den Menschen zu vermitteln, dass wir für Kämpfe auf die Straße ziehen, die nicht unendlich weit von ihnen weg sind, sondern die genau vor ihrer Nase stattfinden. Eine Auseinandersetzung mit der kurdischen Frage kann eben nicht nur in Kurdistan stattfinden. Gleichzeitig wollen wir durch unseren Protest auch zeigen, dass der erste Mai nicht nur ein Tag der deutschen Linken ist, sondern ein fortschrittlichen Kampftag, an dem sich eine gesamte Gesellschaft beteiligen kann. Wir wollen Menschen von jung bis alt, egal aus welchen Verhältnissen sie kommen, dazu mobilisieren, sich uns anzuschließen. Ein entsprechendes Bild werden wir in der Demonstration am 1. Mai abgeben.
Ihr meintet ja, dass das Bündnis sowie auch ihr bei den Vorbereitungen einen hohen Anspruch an den Tag gelegt habt. Auf was für Schwierigkeiten seid ihr gestoßen? Was bereitet euch am meisten Kopfschmerzen?
Nun ja, die lange Vorbereitungsphase, in der all die richtungsgebenden Diskussionen geführt werden mussten, sind größtenteils ja bereits vorbei, weswegen wir einen großen Teil der Kopfschmerzen schon los sind. In den letzten zwei Wochen gibt es noch viel Hektik, die letzten Details zu klären und all das Geplante auch in die Tat umzusetzen, aber darum machen wir uns nicht mehr viel Sorgen. Da haben wir aus all den Jahren bereits viel Erfahrung gezogen, die uns unnötige Probleme vermeiden lässt. Und auch das Bündnis im Allgemeinen enthält so viele Menschen und Organisationen, die eine sehr große Erfahrung mit sich bringen, was alles einfacher macht. In der gesamten Vorbereitungsphase gab es auch nie wirkliche Probleme, dafür aber viele Herausforderungen. Dabei ist beispielsweise auch die aktuelle Situation mit Covid-19 zu nennen. Es war überaus schwierig und hat sehr lange gedauert, ein dahingehendes Konzept auszuarbeiten, für das wir als Bündnis auch Verantwortung übernehmen konnten. Was uns aber nun sehr gut gelungen ist.
Wir möchten uns bei euch dafür bedanken, dass ihr die Zeit für das Interview gefunden habt und wünschen euch viel Erfolg. Gibt es noch etwas, dass ihr sagen möchtet?
Wir bedanken uns selbstverständlich bei euch. Das einzige, was sich für uns jetzt noch sagen lässt: Kommt alle am ersten Mai um 17 Uhr am Hermannplatz mit uns auf die Straße. Schließt euch dem internationalistischen Block an. Lasst uns gemeinsam die Bedingungen für eine neue, eine bessere Welt aufbauen!