Besê Hozat: Den Faschismus überall angreifen

Die Ko-Vorsitzende der KCK, Besê Hozat, beschreibt die Stadtguerillaaktionen und den Widerstand in den Städten als Ausdruck einer neuen Kampfphase gegen den türkischen Faschismus und ruft die demokratische Opposition zum Protest auf den Straßen auf.

Besê Hozat, Ko-Vorsitzende der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans), hat sich gegenüber ANF zu den aktuellen Entwicklungen im Widerstand gegen das AKP-Regime geäußert. Hozat benennt insbesondere die Aktionen der „Zivilen Verteidigungseinheiten“ (YPS) und des linken Guerillabündnisses HBDH in der Türkei als Ausdruck einer neuen Phase des Kampfes.

Das Regime will die Gesellschaft gefangen nehmen

Hozat beschreibt Erdoğan als Krisenopportunisten, der jede Notlage dazu gebrauche, sein faschistisches System weiter zu institutionalisieren, die Gesellschaft zur Kapitulation zu zwingen und die demokratische Opposition zu zerschmettern: „Er versucht, die Gesellschaft durch seine Gewaltpolitik zu erziehen und das ganze Land in ein Gefängnis zu verwandeln. Selbst die geringste Kritik an der Regierung oder der kleinste Widerspruch zum Regime wird zur Frage von Leben und Tod. So soll der Willen der Gesellschaft und der demokratischen Kräfte gebrochen werden. Die Angriffe auf die kurdische Bevölkerung sind ausgeweitet worden, aber auch andere Teile der Opposition werden heftig angegriffen. In einer Zeit, in der die Menschen nicht auf die Straße gehen und die demokratische Opposition nicht wirkungsvoll agieren kann, findet die schwerste Repression statt. Durch das Vollzugsgesetz bleiben die Demokraten im Gefängnis, während die Verbrecher, die beim Aufbau des Faschismus dienlich sein können, freigelassen werden.

Eine antifaschistische Front ist notwendig

Der Hauptgrund, warum die faschistische AKP/MHP-Regierung so lange an der Macht bleiben konnte, ist das Fehlen einer organisierten und wirkungsvollen demokratischen Opposition. Die gesellschaftlichen Kämpfe sind gespalten und schwach. Es muss eine antifaschistische Front aufgebaut werden. Die großen Schwächen, die der Bildung einer solchen Front bisher im Weg standen, sind für das System so wichtig wie die Luft zum Atmen. Diese Situation muss schnellstens überwunden werden. Eine antifaschistische Front gegen die Angriffe des Faschismus ist zwingend notwendig. Wenn sich alle antifaschistischen Kräfte vereinen und ihre Kampfkraft zusammentun, dann werden sie mit Sicherheit erfolgreich sein und der AKP/MHP-Faschismus wird zusammenbrechen.“ Hozat betont, dass die Gesellschaft bereit dafür sei, nun müssten die Frauenbewegung, die Jugend, die demokratischen Kräfte, die Umweltbewegung und alle anderen antifaschistischen Kräfte zusammenkommen und einen Anfang machen.

Kampf gegen Faschismus findet auf der Straße statt

Hozat kritisiert: „Ein von der Aktion, vom praktischen Kampf getrennter und allein in trockener Theorie bestehender Antifaschismus ist zum Scheitern verurteilt, das ist offensichtlich. Wenn große Worte keine großen Handlungen hervorbringen, wenn sie nicht von den Hinterzimmern auf die Straße getragen werden, dann haben sie keinen Wert. Der Faschismus geht einfach weiter. Daher muss die demokratische Opposition auf die Straße gehen. Der Kampf gegen den Faschismus findet auf der Straße statt. Der Widerstand muss sich von Straße zu Straße, von Platz zu Platz ausweiten. Die demokratischen Kräfte müssen an der Seite und an der Spitze des Volks in den Kampf ziehen. Jede Straße und jeder Platz müssen politisiert werden. Die Straßen und die Plätze sind ohnehin Orte von einzigartiger Bedeutung für die demokratische Politik.

Das kurdische Volk verfügt über einen großen Erfahrungsschatz

Die Kurdinnen und Kurden leisten seit Jahrzehnten einen gewaltigen Widerstand gegen den Kolonialfaschismus. Sie haben jede Straße, jedes Dorf und jeden Platz zu einem Ort des Aufstands gemacht. So wie das kurdische Volk über ein tiefes Bewusstsein über den Charakter des Kolonialfaschismus verfügt, so besitzt es auch eine ebenso große Kampferfahrung. In diesem Sinne haben das kurdische Volk, insbesondere die kurdischen Frauen und die Jugend, und die anderen in Kurdistan lebenden Völker ein hohes Potential, den Kampf gegen den AKP/MHP-Faschismus voranzubringen. Es ist vollkommen klar, dass die organisierten Strukturen dieses Potential auf starke Weise mobilisieren müssen. Dies ist auch der Grund für die starke Repression. Nur ist das kurdische Volk willens und entschlossen, wie schon in der Vergangenheit die Repression zu überwinden und den Kampf auf eine neue Ebene zu bringen.

Die Guerilla fügt dem Feind bedeutende Schläge zu

Während der türkische Staat im Rahmen der psychologischen Kriegsführung wieder und wieder verkünden lässt, er habe die Guerilla besiegt, fügt diese den Besatzungstruppen bedeutende Schläge zu. Die Guerilla ist in allen Gebieten Kurdistans mobilisiert und führt Aktionen durch, die den türkischen Staat erschüttern. Die Guerilla ist eine opferbereite Kraft. Wenn die richtigen Methoden angewendet werden, kann sie keine Kraft stoppen Die Guerilla wird heute wie gestern und morgen gegen den Kolonialismus Widerstand leisten.

Die Aktionen in Städten sind sehr wertvoll

Die Aktionen der HBDH-Milizen und der YPS in den Städten sind in dieser Zeit, in der die Angriffe des faschistischen AKP/MHP-Regimes eskalieren, von größtem Wert. Sie machen dem Regime Angst. In einer Türkei, in der die Menschen in jedem Haus, in jedem Viertel und in jeder Straße terrorisiert werden, zeigen diese Aktionen, wie schwach und unfähig das faschistische System den Freiheitskämpfer*innen gegenübersteht. Wenn der Faschismus die Menschen und die Gesellschaft überall angreift, werden die Freiheitskämpfer*innen den Faschismus überall angreifen. Auch die Bevölkerung wird überall Widerstand leisten und den Kampf ausweiten.

Die Zeichen einer neuen Kampfphase

Die Aktionen der HBDH-Milizen und der YPS in den Städten sind Zeichen einer neuen Phase des Kampfes. Der Kampf gegen den Faschismus weitet sich aus und wird breiter, die Aktionsformen gewinnen an Vielfalt und Reichtum. Die Gesellschaft ist nicht Unterstützerin des Widerstands, sie nimmt aktiv an ihm teil. Die Bevölkerung kommt immer mehr in die Lage, mit allen Mitteln zu kämpfen. Das ist eine sehr bedeutende Entwicklung. Außerdem finden sich die Völker der Türkei und Kurdistans in einer gemeinsamen Kampffront wieder, dies drückt die Vereinigte Revolutionäre Bewegung der Völker (HBDH) deutlich aus. Sie hat das Wort zur Tat gemacht. Der gemeinsame revolutionäre Kampf der Völker wird den Zusammenbruch des AKP/MHP-Faschismus beschleunigen und den Grundstein für eine demokratische Republik und ein autonomes und freies Kurdistan legen.“