Der Ko-Vorsitzende der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) Cemil Bayik hat sich im kurdischen Sender Stêrk TV zu der für Syrien diskutierten „Sicherheitszone“ und der Expansionspolitik der Türkei geäußert. Der türkische Staat wartet auf ein Signal aus den USA und aus Russland. Momentan sieht es nicht so aus, als ob sich die Wünsche der Türkei erfüllen werden. Zwischen dem syrischen Regime und der Leitung von Nord- und Ostsyrien haben Gespräche stattgefunden.
Cemil Bayik erklärte dazu im Fernsehsender Stêrk TV:
„Wo der türkische Staat ist, werden die Probleme größer. Die Probleme in Südkurdistan, dem Irak und in Syrien werden aufgrund der Besatzung durch das Erdoğan-Bahçeli-Regime größer. Das ist offen sichtbar. Es handelt sich um eine faschistische Regierung, die auf Expansion abzielt. Diese Regierung setzt auf eine einzige Sprache, eine Fahne, ein Vaterland und eine Religion. Weil sie sich mit Gewalt an der Macht hält, setzt sie auf Krieg, sowohl im Inland als auch außerhalb der Türkei. Für keine der offenen gesellschaftlichen Fragen kann sie eine Lösung produzieren. Über den Krieg sollen diese Probleme gedeckelt werden. Und welche Taktik wird dabei genutzt? Erdoğan und Bahçeli treten ständig vor die Kamera und stoßen Drohungen aus. Auf diese Weise soll die Bevölkerung der Türkei manipuliert werden. Sie soll weiter hinter der Regierung stehen, damit diese an der Macht bleiben kann. Erdoğan schleicht überall herum, es gibt in der Türkei nichts mehr, was er nicht verkauft hätte. Er spricht überall vor, entschuldigt sich und sagt: ‚Wenn ihr mir helft, gebe ich euch alles, was ihr wollt.' Auf diese Weise hält er sich an der Macht. Es wird immer enger für ihn, daher will er Hilfe von außen. Der Gesellschaft gegenüber stellt er sich jedoch völlig anders dar.
Erdoğan vertritt Islamisten auf internationaler Ebene
‚Die gesellschaftlichen Probleme lassen sich nur über den Islam lösen', sagt Erdoğan. Auf diese Weise will er die Bevölkerung manipulieren. Die Menschen hören ihm zu und denken, dass sich ihre Probleme auf diese Weise lösen lassen. Das Volk wird jedoch dadurch betrogen. Der Charakter dieser Regierung ist faschistisch und besteht aus Lügen und Betrug. Die Türkei ist auch der Grund für die Probleme in Syrien. Alle dschihadistischen Milizen dort sind an die Türkei angebunden, es sind die Dschihadisten Erdoğans. Erdoğan steht hinter dem sogenannten Islamischen Staat, al-Nusra und al-Qaida. Er verwaltet sie alle. Er versorgt sie mit Waffen und Geld. Er vertritt sie auf internationaler Ebene. Insofern ist die in Syrien geplante ‚Sicherheitszone' nur Gerede.
Alle reden im eigenen Sinne und wollen ihre eigenen Ziele damit durchsetzen. Die Türkei will eine ‚Sicherheitszone' unter eigener Kontrolle. Die USA wollen etwas anderes, die Staaten der internationalen Koalition gegen den IS wieder etwas anderes. Auch Russland sagt etwas anderes. Niemand weiß, wie der Stand der Dinge ist. Aus diesem Grund sollte die syrische Bevölkerung nicht darauf hören. Sie sollte sich selbst verteidigen. Kein Staat der Welt wird es für sie tun. Alle Staaten denken nur an den eigenen Profit. Für ihre eigenen Interessen machen sie den Völkern etwas vor. Die Menschen sollten nicht auf diese Machenschaften hereinfallen, sondern selbst handeln. Es können mit allen Seiten Kontakte geknüpft werden, aber man darf sich nicht hereinlegen lassen. Die Menschen in Syrien sollten sich vielmehr darauf konzentrieren, wie sie ihr Land, ihre Freiheit, ihren Willen und ihre Geschwisterlichkeit verteidigen und die Besatzer aufhalten können.
Das Adana-Abkommen
Vor kurzem hat Russland das Adana-Abkommen [von 1998 zwischen der Türkei und Syrien gegen die PKK] zur Sprache gebracht. Der Grund dafür ist klar. Mit diesem Abkommen ist der internationale Komplott eingeleitet worden. Wollen sie den Komplott auf diese Weise wiederholen? Manche sagen, dass die Türkei und Syrien entsprechend dieses Abkommens eng kooperieren müssen. Andere sagen, dass laut dieses Abkommens sowohl die Türkei als auch Syrien gegnerischen Kräften keine Unterstützung leisten dürfen. Die Türkei hilft jedoch allen dschihadistischen Milizen. Es sind der IS, al-Nusra und al-Qaida, die Syrien zerstört haben. Hinter ihnen steht die Türkei. In Syrien ist niemand gegen die Türkei ausgebildet und bewaffnet worden. Insofern hat die Türkei das Adana-Abkommen längst einseitig aufgekündigt.
Wir wissen jedoch genau, was dahinter steckt. Mit dem Adana-Abkommen ist der internationale Komplott umgesetzt worden. Es handelte sich um ein Abkommen zur Vernichtung der PKK. Deshalb ist der Vorsitzende Apo gefangen genommen worden. Das ist allgemein bekannt und erklärt auch, warum Russland es jetzt zur Sprache bringt. In diesem Zusammenhang bedroht Erdoğan Syrien, Rojava und Südkurdistan. Er spricht ganz offen davon, wie er die Bevölkerung in Südkurdistan angreift. Hinter allen Problemen steckt also die Türkei. Sie will sowohl Rojava als auch den Süden besetzen. Der Nationalpakt Misak-ı Milli soll in seinen alten Grenzen wiederbelebt werden. Alle damaligen Territorien sollen im Dienst der Türkei stehen, alle in diesen Gebieten lebenden Völker sollen Türken sein. Sowohl die Araber als auch die Kurden sollen zu Türken gemacht werden. Das ist die Politik Erdoğans.“