Zivilistin in Efrîn verschleppt

Im nordsyrischen Kanton Efrîn ist eine Zivilistin von Dschihadisten verschleppt worden. Seit der Besatzung der Region durch die Türkei wurden mehr als 6000 Entführungen registriert.

In der 2018 von der Türkei besetzten Region Efrîn im Nordwesten Syriens werden weiterhin Menschen verschleppt. Aus dem Dorf Kefersefrê im Kreis Cindirês wird die Entführung von einer Frau gemeldet. Ayşe Xelîl Kedro wurde offenbar von der Miliz „Samarkand-Brigaden“ entführt. Die von der Türkei kontrollierte Dschihadistengruppe ist bekannt für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das Schicksal von Ayşe Xelîl Kedro bleibt unterdessen weiter unklar. Seit ihrer Verschleppung am vergangenen Wochenende sei bei der Familie noch keine Lösegeldforderung eingegangen.

Ayşe Xelîl Kedro, Quelle: Aktivistennetzwerk Afrin (AAN)

Nach Angaben der „Menschenrechtsorganisation Efrîn“ wurden in den letzten zwei Jahren mehr als 6.000 Fälle von Entführungen in der Region registriert. Bei etwa 3.300 der Fälle gibt es aktuell keine Informationen darüber, wo die Opfer festgehalten werden und wie ihr Zustand ist. Immer wieder tauchen die Leichname von Entführten am Straßenrand auf. Viele von ihnen sind gezeichnet von Folter.

Die von Ankara gesteuerten Besatzungstruppen nutzen Entführungen zur Lösegelderpressung. Die Methode ist zu einer lukrativen Einnahmequelle geworden. So wurden bisher mindestens 500 Fälle von Lösegeldübergaben bekannt. Was schwankt, sind die geforderten Summen. Pro-türkische Milizen verlangen je nach Zahlungskraft der Opferangehörigen zwischen 3.000 und 100.000 Euro.

UN: Kriegsverbrechen und Folter in Efrîn

Der UN-Menschenrechtsrat veröffentlichte vergangenen Herbst einen Bericht über die Lage in Syrien, in dem auch die verheerende menschenrechtliche Situation in Efrîn beschrieben wird. Der Rat dokumentierte, dass die bewaffneten Gruppen die Provinz de facto in geografische Einflusszonen aufgeteilt haben. Die Anwohner hätten immer wieder chaotische Sicherheitsbedingungen, ein allgemeines Fehlen von Rechtsstaatlichkeit und wiederholte Fälle von Entführungen, Folter, Erpressung und Morden beschrieben. „Solche Menschenrechtsverletzungen durch Fraktionen der syrischen Nationalarmee während des Berichtszeitraums folgten einem anhaltenden und klar erkennbaren Muster. (...) Die Opfer von Entführungen durch bewaffnete Gruppen und/oder kriminelle Banden waren oft kurdischen Ursprungs, ebenso wie Zivilisten, die als wohlhabend angesehen wurden, darunter Ärzte, Geschäftsleute und Kaufleute. Die Opfer verschwanden regelmäßig auf Reisen, vor allem an Kontrollpunkten, oder wurden nachts aus ihren Häusern entführt.“

Weiter wiesen die UN darauf hin, dass insbesondere kritische Aktivist*innen und Personen, die als der Selbstverwaltung nahestehend betrachtet werden, immer wieder „festgenommen, inhaftiert und gefoltert werden“.