YPJ: Unser Wille ist stärker als alle Waffen

In einer Erklärung betont die YPJ-Kommandantur, dass sie mit großem Glauben und tiefer Liebe bis zum letzten Tropfen Blut gegen den Angriffskrieg auf Efrîn Widerstand leisten werden.

Die Kommandantur der Frauenverteidigungseinheiten YPJ hat eine Erklärung zu dem Widerstand in Efrîn abgegeben. Im Folgenden geben wir die Erklärung deutschsprachig wieder:

„Seit 44 Tagen wird ein historischer Widerstand geleistet. Dieser Widerstand, der heute in Çiyayê Kurmênc* fortbesteht, ist zweifellos das Erbe des Widerstandes von Kobanê. Dutzende junger Frauen und Männer stellen sich bis zum letzten Atemzug als Schutzschilde gegen die Angriffe des türkischen Besatzerstaates und seinen Terrorgruppen des Islamischen Staat, al-Nusra und al-Qaida. Jeden Tag finden auf die Regionen des Kantons Efrîn barbarische Angriffe statt, die darauf abzielen, die Bevölkerung einem Genozid auszusetzen. Der invasive türkische Staat ist bestrebt, die osmanische Besatzung wiederzubeleben. So wie ihre Ahnen es taten, setzen sie die Plünderungspolitik fort. Diese Realität ist heute in Efrîn sehr deutlich zu erkennen.

Gegen diese Angriffe setzt sich unser historischer Widerstand mit dem Geist von Arîn Mîrkan und Avesta Xabûr fort. Die kurdischen Frauen schreiben mit ihrem Kampfgeist in Efrîn Geschichte. Die Frauenverteidigungseinheiten flößen mit ihrer Kraft und ihrem Widerstand Furcht in den Reihen der Feinde ein. Der Çiyayê Kurmênc in Efrîn ist die Fortsetzung des Epos von Miştenur**. So wie Arîn Mîrkan zur Hoffnung derjenigen wurde, deren Herzen für Freiheit schlagen, indem sie die Banden des IS vernichtete, so führte auch Avesta Xabûr die türkische Besatzerarmee mit großem Mut zu einer Niederlage und schmückte mit ihrem Widerstand den Çiyayê Kurmênc.

Der türkische Besatzerstaat führt seit 44 Tagen unter Einsatz hoch entwickelter Waffentechnologie einen barbarischen Angriffskrieg gegen Efrîn. Trotz dieser barbarischen Angriffe leisten die Kräfte der YPJ und YPG einen historischen Widerstand. Würde ein Staat mit eben dieser Waffentechnologie, die in Efrîn zum Einsatz kommt, angegriffen, würde er keine 44 Stunden durchhalten.

Es ist klar und deutlich zu erkennen, dass der Wille unserer Kämpfer*innen und unseres Volkes stärker ist als jede Art von Waffentechnologie, sei sie technisch noch so hoch entwickelt. Vor den Augen der Welt hat sich unser Widerstand von Efrîn bewährt. Sollte auch nur eine von uns übrigbleiben, werden wir dem türkischen Staat und seinen Banden nicht erlauben, vorzustoßen.

Unser Widerstand, der stets durch Glaube, Liebe und Kampf wächst, wird die Besatzungsabsichten der herrschenden Kräfte zunichtemachen. Jede und jeder sollte wissen, dass die Verbundenheit der Widerstandskämpfer*innen von Efrîn dem Weg von Arîn, Gelhat, Rêvan, Peyman, Destîna, Avesta und Barîn gilt. Wir werden den schmutzigen Plänen der Besatzer nicht weichen.

Als YPJ-Kommandantur grüßen wir die Frauendelegationen aus Şengal, Cizîr, Kobanê, Raqqa, Tabqa, Dêra Zor, Aleppo und Südkurdistan. Auch grüßen wir die Frauen Efrîns, die seit Tagen ihren Platz neben den Kämpfer*innen einnehmen. Wir betonen, unseren Kampf für Freiheit bis zum letzten Tropfen Blut fortzuführen.

Die Welt, in der wir leben, ist zwar Zeugin der ungerechten, barbarischen Angriffe auf Efrîn, doch sie zieht es vor, ihre Augen zu verschließen, uns kein Gehör zu schenken und zu schweigen. Dies zeigt uns, dass das auf weißen Lettern geschriebene Wort Gerechtigkeit aus einer Lüge besteht. Sollte es wahre Gerechtigkeit geben, wären in Efrîn nicht unzählige Frauen und Kinder ermordet worden. Als Bewegung, die an ihre Kraft glaubt, werden wir uns zu keinem Zeitpunkt auf andere verlassen. Wir haben in der Vergangenheit keine Erwartungen an andere gehegt und werden es auch in Zukunft nicht tun. Alle sollen sich im Klaren darüber sein, dass in Efrîn die Gefahr eines Genozids besteht. Diejenigen, die von sich sagen, sie seien Verteidiger der Menschenrechte, sollen ihre Aufgaben erfüllen.

Als Kommandantur der Frauenverteidigungseinheiten YPJ betonen wir unseren Kampf fortzusetzen, bis die Träume unserer Gefallenen erfüllt werden. Unsere erste Pflicht besteht darin, die Flagge der Gefallenen am Himmel zu hissen. Um menschliche Werte und unser Volk zu schützen, werden wir alles in unserer Macht Stehende tun.

Der Sieg gehört denen, die für Freiheit kämpfen. Der Widerstand von Efrîn wird die gesamte Menschheit retten.“

Fußnoten:
*Çiyayê Kurmênc: Kurd Dagh (Berg der Kurden) ist der Name der Region zwischen Dîlok und Aleppo.
**Miştenur: Hügel in Kobanê. Um den Einfall von IS-Terroristen nach Kobanê zu verhindern, führte die YPJ-Kommandantin Arîn Mîrkan am 5. Oktober 2014 eine Selbstopferungsaktion auf dem Hügel Miştenur durch.