TJA: Wir werden niemals zurückweichen
Filiz Buluttekin, Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung TJA, berichtet über den Stand der Kampagne „Wir verteidigen uns selbst“ und kündigt deren Ausweitung an.
Filiz Buluttekin, Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung TJA, berichtet über den Stand der Kampagne „Wir verteidigen uns selbst“ und kündigt deren Ausweitung an.
Die Kampagne der Bewegung Freier Frauen (Tevgera Jinên Azad, TJA) unter dem Motto „Em xwe diparêzin“ (Wir verteidigen uns selbst) läuft seit dem 15. September. Sie richtet sich gegen die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan, gegen Feminizid, Repression und die Angriffe auf unterschiedliche Identitäten und die Muttersprache. Trotz Corona-Pandemie konnte sich die Kampagne in dieser Zeit entwickeln und hat ein breites Repertoire von politischen Interventionen bis hin zu Bildungsarbeit eröffnet. Ziel der Frauenbewegung ist es, nun die Kampagne auszuweiten.
„Es gibt einen Riesenbedarf“
Die TJA-Aktivistin und abgesetzte Ko-Bürgermeisterin des Stadtteils Amed-Sûr (türk. Diyarbakır-Sur), Filiz Buluttekin, hat sich in der Tageszeitung „Yeni Özgür Politika“ zum Verlauf der Kampagne geäußert. Sie berichtet über die praktische Arbeit: „Wir haben die Menschen überall zu Hause besucht. Dabei haben wir gemerkt, wie notwendig es ist, dass wir zueinanderkommen. Wir haben uns organisiert, haben uns gegenseitig Kraft gegeben und zusammen unsere Stimme erhoben. Manchmal waren wir entsetzt über das, was Frauen durchgemacht haben. Wir haben versucht, Lösungen zu finden. Durch die Schließung der Fraueneinrichtungen in den letzten Jahren sind die Frauen der patriarchalen Mentalität ausgeliefert. Und die Regierung spricht die Männer für ihre Taten frei. Sie sieht Gewalt als gerechtfertigt an. An diesem Punkt haben wir mit der Kampagne angesetzt, weil wir wussten, dass es ein großes Bedürfnis der Frauen ist, mit anderen zusammenzukommen.“
„Wir haben gesehen, dass wir Alternativen haben“
Die Arbeit während der Kampagne bestand darin, Frauen durch Veranstaltungen, Seminare und Broschüren von Haus zu Haus, von Viertel zu Viertel über gesellschaftlichen Sexismus, Spezialkrieg und Selbstverteidigung aufzuklären. Buluttekin fährt fort: „Wir haben genug, es reicht. Mit der Kampagne sehen die Frauen, dass sie nicht allein und nicht ohne Alternativen sind. Das ist sehr wichtig. Wir stellten fest, dass die Frauen, die wir trafen, die Politik der kommunalen Zwangsverwaltung sehr genau verfolgten. Sie sagten, sie seien auf unserer Seite im Kampf gegen das Regime und sie unterstützten das Modell der Doppelspitze. Wir haben uns gegenseitig Kraft gegeben. Wir haben auch darüber diskutiert, wie wir wachsen, wie wir praktisch handeln können. Es handelt sich um eine Kampagne, die unglaublich positiv aufgenommen wird.“
„Ohne Organisierung können wir nicht wachsen“
Über die weitere Entwicklung der Kampagne sagt Buluttekin: „Die Notwendigkeit, weitere Fraueneinrichtungen aufzubauen, den Lebensraum der Frauen zu erweitern und Räume zu schaffen, in denen sich Frauen ohne Angst ausdrücken können, wurde durch unsere bisherige Arbeit deutlich. Es handelt sich um eine lang angelegte Kampagne. Durch noch mehr Vermittlungsarbeit werden wir den Kampf verstärken. Wir werden auf die Straßen gehen. Wir werden Tags in sozialen Medien erstellen und das Bewusstsein für Gewalt schärfen. Unsere Panels und Workshops werden fortgesetzt. Am wichtigsten ist, dass wir uns niemals zurückziehen. Wir gehen weiter von Haus zu Haus. Wir organisieren uns selbst. Wir wissen, dass wir ohne Organisation nicht wachsen können. Leider befinden wir uns in der Pandemie, aber wir werden unsere gesamte Arbeit in den Stadtteilen fortsetzen."