„Wenn wir uns organisieren, verändern wir die Welt“
In Hamburg beteiligten sich Tausende Frauen an Kundgebungen, Aktionen und Demonstrationen, die von einem großen Bündnis zum feministischen Streik organisiert wurden.
In Hamburg beteiligten sich Tausende Frauen an Kundgebungen, Aktionen und Demonstrationen, die von einem großen Bündnis zum feministischen Streik organisiert wurden.
Mittags startete eine Kundgebung auf dem Rathausmarkt mit Redebeiträgen, einer Trommelgruppe, Infoständen und der Rojava-Ausstellung „Frühling der Frauen“. Es wurden von dort aus verschiedene Aktionen durchgeführt wie die „solidarische Mittagspause", bei der alle Frauen, die nicht ihre Arbeit niederlegen konnten, mittags einen Kaffee mit den streikenden Frauen trinken konnten. Außerdem wurden kurzerhand Straßen und Plätze umbenannt. In Solidarität mit der kurdischen Politikerin Leyla Güven, die seit November im Hungerstreik ist, wurde eine Straße nach ihr benannt. Auch an die Revolutionärin Sakine Cansiz, die vor sechs Jahren in Paris vom türkischen Geheimdienst ermordet worden ist, wurde mit einer Platzumbenennung erinnert.
Um 17 Uhr startete die Demo „Ohne uns steht die Welt still“ mit dem „globalen Aufschrei“, der bundesweit mit Trillerpfeifen, Töpfen etc. durchgeführt wurde. Die Demonstration kam auf halber Strecke mit der Demonstration des Pflegebündnisses zusammen. Insgesamt waren 10.000 Menschen auf den Straßen.
Bis jeder Tag 8. März ist!
In dem Aufruf zur Demonstration hieß es unter anderem: „Seit Jahren beobachten wir mit Sorge den weltweiten Aufstieg rechtsnationaler Parteien und Regierungen. Dabei hören wir schon jetzt ständig sexistische, homo- und transfeindliche Kommentare, erfahren Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung. Am 8. März werden wir auf die Straße gehen, um das sichtbar zu machen, was sonst im Privaten verschwindet und einen kollektiven Ausdruck für unsere Erfahrungen zu finden, die sonst vereinzelt bleiben. Wir werden für eine Gesellschaft eintreten, in der alle haben, was sie brauchen und in der alle ohne Angst verschieden sein können. Denn wir wollen keine gleichberechtigte Teilhabe an einem System, das auf Konkurrenz, Diskriminierungen und Ausbeutung von Mensch und Umwelt beruht. Wir kämpfen für einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel! Lasst uns, wie unsere Vorgänger*innen und Mitstreiter*innen, für ein gutes Leben für alle kämpfen: Bis jeder Tag 8. März ist! Schließt euch an!“
"Wir haben keine andere Wahl, als diese Verbindungen wieder aufleben zu lassen"
Die feministische Kampagne „Gemeinsam Kämpfen!“ sowie der Frauenrat Rojbîn beteiligten sich mit einem Infostand und jeweils einem Redebeitrag an der Kundgebung und Demonstration. Im Aufruf der Kampagne „Gemeinsam Kämpfen!“ zum 8. März heißt es: „Der Staat, der Kapitalismus und das Patriarchat haben die matriarchalen Gesellschaften größtenteils zerstört. Sie trennen uns voneinander, von uns selbst und von der Welt, in der wir leben. Wir haben keine andere Wahl, als diese Verbindungen wieder aufleben zu lassen. Und die Zeit dafür ist reif. Dafür müssen wir uns zusammen und gegenseitig bilden, ein Bewusstsein schaffen, unsere Kräfte vereinen und uns verteidigen.“
Zur Bedeutung des gemeinsamen Kampfes in Deutschland erklärt die Kampagne weiter: „Macht und Unterdrückung teilen die Welt durch Grenzen und Mauern, so dass wir uns nicht erreichen, kennenlernen und Schulter an Schulter kämpfen können. Internationalismus überschreitet und durchbricht diese Grenzen. Wir müssen unsere Kämpfe miteinander verbinden. Egal wo wir sind für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen und unsere Rolle in diesem Kampf einnehmen. Wir müssen uns auch fragen, welche Rolle wir hier in der BRD haben, im Herzen des Kapitalismus, in einem Staat, der Waffen liefert, einem Staat der schon immer schon an Kolonialismus und Ausbeutung mitgewirkt hat, einem Staat dessen faschistische Vergangenheit sich bis heute fortzieht. Nie wieder Faschismus bedeutet den Faschismus in unserem Land zu bekämpfen. Es bedeutet aber auch gegen den Faschismus in anderen Ländern zu kämpfen. Es ist ein Kampf, der die Wünsche und Hoffnungen von unseren Vorkämpferinnen in der Geschichte weiter trägt. Frauen wie Shehid Ronahi, Legerin oder Helin. Frauen wie Rosa Luxemburg, Comandanta Ramona, Sylvia Rivera oder Sakine Cansiz. In all ihren Namen.“
Im Redebeitrag des Frauenrates Rojbîn wurde auf den weltweit von Kurdinnen und Kurden geführten Hungerstreik hingewiesen und die Vorreiterrolle von Leyla Güven hervorgehoben. Der Frauenrat rief zur Solidarität auf und erklärte, dass alles in Bewegung gesetzt werden müsse, um die Forderungen der Hungerstreikenden nach Aufhebung der Isolation der kurdischen Bewegung umzusetzen.