Die Kampagne Women Defend Rojava ruft dazu auf, sich mit den Menschen in Kurdistan und ihrem Recht auf Selbstbestimmung zu solidarisieren und sich der eigenen Verantwortung bewusst zu werden. Der Widerstand gegen den türkischen Vernichtungsfeldzug müsse überall sichtbar gemacht werden, heißt es in einer Erklärung gegen den Besatzungskrieg:
„In ganz Kurdistan spitzt sich aktuell die Situation zu und der türkische Angriffskrieg intensiviert sich immens. Immer wieder wurde angekündigt, dass Erdoğan im Schatten des Krieges in der Ukraine seinen Besatzungskrieg ausweiten könnte. Wo der Krieg in Kurdistan sowieso schon vor den Augen aller, aber dennoch unbehelligt stattfand, fehlt nun jegliche Aufmerksamkeit. Nachdem vor kurzem Pläne einer neuen Großoffensive veröffentlicht wurden, hat der türkische Staat nun in der Nacht des 17. April durch Artillerie, Bombardements und Kampfflugzeuge seine Luft- und Bodenangriffe gegen die Zivilbevölkerung und Guerilla in den Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan gestartet.
Die großangelegte Invasion der Türkei in Kollaboration mit der KDP in Südkurdistan (Nordirak) zeichnete sich seit langem ab und hat nun also begonnen. Am Freitag, dem 15. April noch traf sich der Ministerpräsident der in Südkurdistan regierenden Partei KDP mit Erdoğan und dem Chef des türkischen Geheimdienstes MİT. Nun wird berichtet, dass die türkischen Kampfflugzeuge aus Militärbasen in Südkurdistan starten, was nur noch einmal mehr die Zusammenarbeit des türkischen Staates und der KDP weiter bestätigt. Zusammen mit dem Angriffskrieg der Türkei droht nun auch ein lang befürchteter innerkurdischer Krieg.
Zeitgleiche Eskalation in Rojava und Şengal
Zeitgleich intensivieren sich die Angriffe in Nord- und Ostsyrien. Die türkische Armee greift die Gemeinde Zirgan und Dörfer in der vor allem christlich geprägten Region Til Temir mit massiven Artillerieangriffen an. Zahlreiche Wohnhäuser und andere Gebäude, wie die Kirche im assyrischen Dorf Til Tawil, wurden dadurch schon zerstört und es finden weiterhin Drohnenflüge über der Region statt.
Parallel zu der erneuten türkischen Militäroffensive in Südkurdistan und den verstärkten Angriffe auf Nord- und Ostsyrien eskaliert auch die Situation in Şengal. Die irakische Armee greift mehrere Stellungen der lokalen ezidischen Verteidigungskräfte an und es kommt zu heftigen Gefechten. Die Bevölkerung in Şengal, wo der IS im August 2014 einen Völkermord verübte, zehntausende Ezid:innen ermordete und Frauen und Kinder versklavte, steht nun wieder vor einer erneuten Gefahr. Mit der Errichtung einer 250 Kilometer langen Mauer entlang der Grenze zu Rojava sowie der Verstärkung irakischer Militärbasen in der Region, spitzt sich die Situation auch dort vor Ort zu.
Faschistische Politik in der Türkei
In der Türkei selbst setzt das Erdogan-Regime seine faschistischen Politik weiter fort. Zivilgesellschaftliche Vereine wie nicht zuletzt die Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“, die Öffentlichkeitsarbeit gegen Feminizid in der Türkei leistet und von Gewalt betroffene Frauen bei Prozessen begleitet, sollen verboten werden. In den türkischen Gefängnissen sind Isolation und systematische Folter bis hin zum Tod tagtägliche Realität politischer Gefangener. Zu all dem schweigt die internationale Staatengemeinschaft dennoch weiterhin, unterstützt und billigt die Angriffe und macht sich wiedereinmal mitschuldig an der faschistischen Politik sowie dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei.
Die Frauenrevolution verteidigen!
Wir schauen jedoch nicht tatenlos zu! Die Errungenschaften der Revolution in Kurdistan, die die Befreiung der Frau in das Zentrum ihrer Kämpfe stellt, ist den Herrschenden ein Dorn im Auge. Es ist unsere Verantwortung, diesem Krieg etwas entgegenzusetzen und die Frauenrevolution an jedem Ort – egal wo wir sind – zu verteidigen. Wir stellen uns gegen den türkischen Angriffskrieg! Wir wissen, dass wir die Kraft haben, diesen Krieg zu stoppen und mit unserem gemeinsamen Kampf um Würde die Welt zu verändern. Wir stehen Seite an Seite mit den Menschen in Kurdistan und ihr Recht auf Selbstbestimmung! Kurdistan zu verteidigen, heißt sich der Verantwortung hier bewusst zu werden, lasst uns Widerstand überall sichtbar machen!
Deshalb rufen wir als Women Defend Rojava zu Aktionen gegen Kolonialismus, Faschismus, das Patriarchat und Feminizide sowie alle Formen der Unterdrückung auf. Lasst uns in kreativen Formen und Aktionen protestieren, unseren Widerstand gegen den türkischen Besatzungskrieg in die Öffentlichkeit tragen und gemeinsam für ein Leben in Würde und Freiheit kämpfen! Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um auf den türkischen Angriffskrieg aufmerksam zu machen, sei es auf social media Plattformen, durch Banner, Solidaritätsfotos zur Verteidigung Kurdistans, Verteilen von Flyer oder anderweitigen Aktionen im öffentlichen Raum. Schließt euch dem Aufruf an und teilt ihn!
Es ist an der Zeit, gegen diesen Krieg aktiv zu werden, Widerstand zu leisten und alle Straßen und Plätze mit unserem feministischen Protest zu füllen! Gemeinsam verteidigen wir die Frauenrevolution! Gegen den Krieg in Kurdistan! Für eine Welt, in der alle Menschen solidarisch und gleichberechtigt miteinander leben können!“