Wasserwerfer auf Beerdigung von Zeki Çelebi

Der in Südkurdistan ermordete Mehmet Zeki Çelebi ist unter Polizeiprovokationen und Absperrungen in Wan beigesetzt worden. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein und verprügelte Trauernde.

Mehmet Zekî Çelebi ist am 15. Mai in der südkurdischen Metropole Silêmanî seinen Schussverletzungen erlegen. Der aus Nordkurdistan stammende Restaurantbesitzer ist höchstwahrscheinlich vom türkischen Geheimdienst MIT durch gezielte Schüsse ermordet worden. Sein Leichnam traf am frühen Freitagmorgen an seinem Geburtsort Wan ein. Dort sollte er auf dem Selimbey-Friedhof beigesetzt werden. Bereits im Vorfeld der Beerdigung hatten türkische Sicherheitskräfte den Friedhof umstellt und den Eingang blockiert. Der Leichenwagen wurde am Stadteingang von der Polizei gestoppt und unter Ausschluss der Öffentlichkeit zusammen mit 15 engsten Angehörigen auf den Friedhof gebracht.


Währenddessen kamen viele Menschen, darunter Vertreter:innen der Demokratischen Partei der Völker (HDP) und der Partei der Demokratischen Regionen (DBP), unter ihnen die HDP-Abgeordneten Murat Sarısaç, Muazzez Orhan, Mehmet Sıdık Taş und Mitglieder demokratischer Massenorganisationen am Friedhof zusammen, um Çelebi das letzte Geleit zu geben. Sie wurden allerdings von der Polizei aufgehalten.

Unterdrückung der Kurden reicht bis in den Tod“

Der Abgeordnete Murat Sarısaç protestierte gegen den Polizeieinsatz und erklärte: „Das Recht auf Beisetzung ist das natürlichste Grundrecht. Das gilt für jede Religion. Sie begehen hier ohnehin schon juristisch gesehen ein Verbrechen, aber das, was sie tun, ist auch eine Sünde. Sie bringen kurdische Menschen um und anschließend gehen sie sogar gegen die Toten vor. Wir werden diese Gräuel niemals akzeptieren und im Stadtzentrum protestieren. Da Sie die Komplizen der Mörder sind, erlauben Sie die Teilnahme an der Beerdigung nicht. So etwas gibt es selbst im faschistischsten Land der Welt nicht. Sie verüben hier Gräueltaten am kurdischen Volk.“

Nichts weiter als Banditentum“

Die HDP-Abgeordnete Muazzez Orhan sagte in Richtung der Sicherheitskräfte: „Das hier ist nichts weiter als Banditentum. Woher nehmen Sie dieses Selbstvertrauen? Wenn SADAT, JITEM oder MIT diesen Mord nicht begangen haben, dann erlauben Sie uns doch, an der Beerdigung teilzunehmen. Dieses Vorgehen gleich einem Geständnis, dass Sie ihn umgebracht haben. Sie begehen ein Verbrechen. Haben Sie keine Menschlichkeit oder kein Gewissen?“

Der HDP-Abgeordnete Mehmet Sıdık Taş ergänzte: „Hier wird nicht einmal der Grund des Verbots genannt. Das widerspricht der Verfassung. Die Mörder verhindern die Beerdigung.“

Polizeiangriff auf Trauernde

Nach einer verbalen Auseinandersetzung mit den Sicherheitskräften versuchten die Menschen dennoch, zum Friedhof zu gelangen. Die Polizei verschloss die Tore des Friedhofgeländes und griff die Trauernden an. Es kam zum Einsatz von Wasserwerfern und Schlagstöcken sowie einzelnen Festnahmen. Die Trauergäste erwiderten die Angriffe mit der Parole „Die Gefallenen sind unsterblich“.

Statt die Mörder zu suchen, greift man die Beerdigung an“

Nach der Beerdigung schlossen sich die Angehörigen Çelebis den Protestierenden an. Çelebis großer Bruder Fevzi Çelebi erklärte: „Mein Bruder lebte seit 13 Jahren im Exil. Wir wollten seine Leiche in das Land seiner Geburt bringen, aber sie ließen uns nicht einmal seinen Körper begraben. Was ist das, wenn nicht Grausamkeit? Die Polizisten kamen auf mich zu und sagten: ‚Mach ja den Mund nicht auf.‘ Das ist grausame Unterdrückung. Wir akzeptieren das nicht. Der Staat muss von dieser Haltung Abstand nehmen. Statt die Mörder zu suchen, greift man die Beerdigung an. Als Familie sind wir gegen dieses Unrecht. Ich möchte allen danken, die gekommen sind. Mehmet Zeki Çelebi ist nicht nur ein Gefallener seiner Familie, sondern auch ein Gefallener für alle Kurden und Kurdistan.“