Im Vorfeld des Frauenkampftages am 8. März ist in Wan der Frauenverein Star gegründet worden. Der Verein hat sich den Kampf gegen Feminizid und Gewalt an Frauen zur Aufgabe gemacht. Sieben Frauen bilden die Gründungsmitglieder des Vereins, der sowohl für den Schutz von durch Gewalt betroffenen Frauen als auch für die Schaffung eines gesellschaftlichen Bewusstseins arbeitet.

„Gewalt ist ein universelles Problem, das gestoppt werden muss“

Serap Güven ist Sprecherin des Vereins. Sie beschreibt die Gewalt gegen Frauen als ein „universelles Problem“ und als „eines der größten Probleme der Türkei“, das alle Teile der Gesellschaft erfasst hat. „Wir dürfen Gewalt gegen Frauen nicht nur als körperliche Gewalt betrachten. Es geht um psychische, soziale und sexualisierte Gewalt, die durch den Krieg und durch die ökonomischen Probleme weiter eskalieren. Es geht um Gewalt, welche Frauen allein deswegen erleben, weil sie Frauen sind“, so Güven.

Sie warnt vor der extrem hohen Zahl an Übergriffen in der Türkei, die aus der gesellschaftlichen Ungleichbehandlung der Geschlechter, den sozio-ökonomischen Verhältnissen und der Akzeptanz einer patriarchalen Kultur resultiert: „Es ist ein Problem, das weit über die Frauenpolitik hinausgeht. Die steigenden Zahlen von Gewalt- und Mordtaten zeigen, dass Frauen effektiver vor Gewalt geschützt werden müssen. Dazu müssen entsprechende Angebote geschaffen und ausgebaut werden. Eine der Tatsachen, die zur Gründung unseres Vereins führten, ist die Feststellung, dass es die Gesellschaft ist, die Lösungsvorschläge entwickeln und zu einer Lösung beitragen muss. Es handelt sich um ein Problem, das sich negativ auf die Gesellschaft auswirkt und das einseitig nicht zu lösen ist.”

Gesellschaftliche Unterstützung für betroffene Frauen organisieren

Güven erklärt, dass es ein Ziel des Frauenvereins Star sei, gesellschaftliche Unterstützung für von Gewalt betroffene Frauen zu organisieren: „Gewalt kann nicht als gerechtfertigte Machtdemonstration des Mannes legitimiert werden. Unser Verein ist die Stimme von Tausenden von Frauen. Frauen müssen geachtet und respektiert werden und wir wollen dazu beitragen. Gewalt ist kein familiäres oder persönliches Problem. Kein Grund kann sie entschuldigen. Wir müssen alle notwendigen Schritte, sowohl auf individueller wie auch auf gesellschaftlicher Ebene, gehen. In diesem Sinne ist die Arbeit der offiziellen Einrichtungen in keiner Weise ausreichend.”

Die Sprecherin des Frauenvereins Star weist auf die Bedeutung der Zunahme von Frauenhäusern hin und sagt: „Es geht kurz gesagt darum, mit einem ganzheitlichen Ansatz das Bewusstsein zu steigern. Wir wollen so auch eine Basis unter den Männern schaffen. Gewalt gegen Frauen ist in unserer Stadt weit verbreitet, aber die Frauen sind damit sehr allein, die Hälfte von ihnen kann nicht einmal darüber sprechen. Es ist wichtig, die Frauensolidarität zu stärken und Gruppen zu bilden, die wirksamen Druck ausüben können. Kindesmissbrauch ist ebenfalls eine offene Wunde und steht weit oben auf unserer Tagesordnung. Wir sieben Frauen aus Wan eröffnen nun den Frauenverein Star. Alle, die für Frauenrechte eintreten, sind bei uns im Verein willkommen.“