Viyan Hêvî hat sich im Jahr 2015 der Guerilla angeschlossen. In ihrem Leben bei der Guerilla ist sie sowohl Ärztin als auch Kämpferin. Während sie die Verletzten und Kranken physisch behandelt, versucht sie durch Gespräche auch ihr psychischen Verletzungen zu lindern. Auf die Frage, wie sie sich der Guerilla angeschlossen hat und was die Schwierigkeiten als Ärztin bei der Guerilla sind, antwortet Viyan: „Ich habe lange Zeit innerhalb des Systems nach einer Lösung gesucht und viele Arbeiten übernommen, aber meine Initiativen stießen auf keine positiven Antworten. Ich wollte auf eigenen Beinen stehen. Als ich mich der Guerilla anschloss, stellte ich fest, dass es zu wenig Ärztinnen und Ärzte gibt. Die Bedingungen in den Bergen und die Kriegssituation führen zu Verletzungen. Ich wollte eine solche Aufgabe in der Guerilla übernehmen, damit wir uns selbst behandeln und Leben retten können. Ohne Zweifel gibt es Schwierigkeiten. Aber diese Schwierigkeiten stärken unsere Verbundenheit mit unserer Arbeit noch mehr. Wenn wir einen Freund oder eine Freundin erfolgreich behandeln, freuen wir uns sehr. Sie kehren dann gesund wieder zu ihren Aufgaben zurück. Das ist für uns heilig.“
Die Guerilla bekämpft Krankheiten mit ihrem natürlichen Leben
Viyan fährt fort: „In der Gesellschaft haben sich Krankheiten und Chaos auf höchstem Niveau ausgebreitet. Der Grund für die Krankheiten ist die kapitalistische Moderne. Das Coronavirus ist das deutlichste Beispiel dafür. Das System, das die Krankheiten hervorbringt, verhindert dann auch noch ihre Behandlung. Dieses System ernährt sich vom Blut der Menschen. Abdullah Öcalan diese Gesellschaft umfassend analysiert. Wir versuchen uns mit seinem Paradigma gegen diese Situation zu stellen. Die Guerilla hat mit dieser Philosophie Bewusstsein über das koloniale Ausbeutungssystem geschaffen und erreicht im Kampf gegen jede Krankheit das höchstmögliche Niveau. Guerillakämpfer*innen werden mit Hilfe dieser Philosophie ihre eigenen Ärzt*innen. Die Guerilla kämpft gegen Krankheiten zunächst im Kopf, dann überwindet sie diese. Die frische Luft in den Bergen und das von den Gipfeln fließende saubere Wasser sorgen für die Gesundheit der Guerilla. Die Menschen können zu jeder Jahreszeit von den Bergen Kurdistans profitieren. Hier wachsen alle möglichen Kräuter. Das Leben in der Natur wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Kämpferinnen und Kämpfer aus.“
Unsere Müdigkeit verfliegt, wenn wir die anderen lächeln sehen
Viyan erklärt, dass sie sowohl Ärztin als auch Guerillakämpferin ist: „Unsere Müdigkeit verfliegt, wenn wir die anderen lächeln sehen. Wir arbeiten und kämpfen mit Freude bei der Guerilla. Wir machen alles gerne. Auf dieser Grundlage behandeln wie unsere Freundinnen und Freunde. Ich mag im Moment Ärztin sein, aber ich bin auch Guerillakämpferin und übe zusätzlich andere Aufgaben aus. Um erfolgreich zu sein, muss man seine Arbeit mögen.
Die jungen Menschen müssen bewusst gegen das System kämpfen, sie sollten nicht unter seinen Einfluss geraten. Sie sollten die Bewegung kennenlernen und sich mit den Gedanken von Abdullah Öcalan auseinandersetzen.“
Nachdem sie uns verabschiedet hat, packt Viyan ihre Arzttasche, schultert das Gewehr und macht sich auf den Weg in ein anderes Guerillagebiet, um ihren Weggefährten zu helfen.