Veranstaltung in Jena: Was hat „Jin Jiyan Azadî“ mit uns zu tun?

Bei den Alternativen Orientierungstagen an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena haben die Gruppen Feminista Thüringen und Women Defend Rojava von der „Jin Jiyan Azadî“-Revolution und der aktuellen Situation in Kurdistan und Iran berichtet.

In Jena haben die Gruppen Feminista Thüringen und Women Defend Rojava am Dienstag einen Vortrag unter dem Titel: „Jin Jiyan Azadî! Zan Zendegi Azadi! Gemeinsam verteidigen wir das Leben! Über die Revolution in Kurdistan, Iran, weltweit und die Frage, was das eigentlich mit uns zu tun hat" gehalten. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Alternativen Orientierungstage an der Friedrich-Schiller-Universität statt.

Die über 30 Teilnehmenden zeigten großes Interesse an der aktuellen Situation. Deutlich wurde dabei, dass viele sehr wenig über die Hintergründe des aus der kurdischen Frauenbewegung hervorgegangenen Slogans „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit) wissen. Auf der Veranstaltung wurde über die patriarchale und zerstörerische Politik des Mullah-Regimes und die soziale Ungerechtigkeit im Iran berichtet. Im Zentrum des Vortrags standen jedoch die lange Geschichte des Widerstands und die im September vergangenen Jahres nach dem gewaltsamen Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini ausgebrochenen Aufstände.

Women Defend Rojava bezog sich vor allem auf die Geschichte und Bedeutung der Parole „Jin Jiyan Azadî“. So sagte eine der Referentinnen: „Hinter Jin Jiyan Azadî steht eine revolutionäre Bewegung zur Befreiung des Lebens, zur Befreiung der Menschen von jeglicher Form der Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt. Es darf nicht passieren, dass diese Bedeutung durch die Vereinnahmung rechter oder konservativer Kräfte die revolutionäre Geschichte und den dahinter stehenden Kampf unsichtbar macht."

Weiter wurde hervorgehoben, dass die revolutionäre Bewegung in Kurdistan auf massive Art und Weise durch den türkischen Staat angegriffen wird und die dabei begangenen Kriegsverbrechen von allen anderen Staaten ignoriert oder unterstützt werden. Die Referentinnen machten bei der Einordnung der aktuellen Lage die Dringlichkeit deutlich, eine Öffentlichkeit zu schaffen, eine mediale Berichterstattung einzufordern und Druck auf Politiker:innen auszuüben.

Berichtet wurde auch von der am selben Tag weltweit initiierten Kampagne „Freiheit für Öcalan und für eine politische Lösung der kurdischen Frage“. Mit einer kurzen Einordnung der Geschichte Kurdistans und der PKK wurde die Bedeutung von Abdullah Öcalan erläutert und zu Aktivitäten in Jena eingeladen: Am Donnerstag wollen Unterstützer:innen der Kampagne mit einem Solifoto die Forderung nach Freilassung von Öcalan bekräftigen, am kommenden Samstag findet eine Demonstration gegen den Angriffskrieg der Türkei und für eine Lösung der kurdischen Frage statt.

Nach den Vorträgen wurde die Frage „Was können wir hier tun, was hat dieser Slogan mit uns zu tun?" in den Raum gestellt. In der Diskussion ging es um die Verantwortung, Druck auf die deutsche Politik auszuüben und eine Öffentlichkeit für die aktuellen Angriffe und Menschenrechtsverletzungen des türkischen Staates herzustellen. Gleichzeitig erfolgte der Aufruf, sich selbst zu organisieren, als feministische Kraft voran zu gehen und dabei die Revolution in Rojava zu verteidigen und die Hoffnung weiterzutragen, die in dem Aufbau einer befreiten Gesellschaft mit den Prinzipien der Frauenbefreiungsideologie zu spüren ist.

Ein Teilnehmender sagte abschließend, er spüre nach der Veranstaltung das erste mal seit langer Zeit wieder Hoffnung, was den Kampf für die Befreiung des Lebens und die politischen Ereignisse unserer Epoche angeht.