Trotz Krebs in Haft: Keine ärztliche Behandlung für Rojbin Çetin

Die im Sommer bei ihrer Festnahme gefolterte kurdische Aktivistin Rojbin Çetin wird im Gefängnis in Mêrdîn nicht medizinisch behandelt. Sie leidet unter Gebärmutterkrebs und kann sich kaum noch selbst versorgen.

Die an Gebärmutterkrebs erkrankte politische Gefangene Rojbin Çetin bekommt keine ärztliche Behandlung. Das berichtet eine ehemalige Mitgefangene, die kürzlich aus dem Gefängnis in Mêrdîn (türk. Mardin) entlassen worden ist.

Die kurdische Aktivistin Rojbin Çetin ist im Juli in Mêrdîn wegen vermeintlicher „Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation” verhaftet worden. Wie in den sogenannten Terrorverfahren in der Türkei üblich, basieren die Anschuldigungen gegen sie auf Aussagen eines geheim gehaltenen Zeugen.

Rojbin Çetin ist Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung TJA (Tevgera Jinên Azad) und gleichzeitig Mitglied im kommunalpolitischen Ausschuss der Demokratischen Partei der Völker (HDP). Zwischen 2014 und 2019 war sie Bezirksbürgermeisterin von Êrdmed (auch Ertemêtan, türk. Edremit) in der Provinz Wan. Bei ihrer Festnahme am 26. Juni wurde sie in ihrer Wohnung in Amed (Diyarbakir) von der Polizei gefoltert. Das belegen Fotos, die ihre Rechtsanwältin bei einem Mandantengespräch anfertigen konnte.

Die Folterprozedur dauerte dreieinhalb Stunden an. Nachdem die Tür von der Polizei aufgebrochen wurde, wurden zunächst zwei Hunde auf Rojbin Çetin gehetzt. Die Aktivistin wurde in beide Beine gebissen. Die Polizisten hielten ihr eine Schusswaffe an den Kopf, traktierten sie mit Schlägen und Fußtritten, zogen sie halbnackt aus und fotografierten sie.

Vor ihrer Verhaftung war Rojbin Çetin wegen ihrer Krebserkrankung in ärztlicher Behandlung. Wie ihre ehemalige Mitgefangene berichtet, bekommt sie in Haft keine Medikamente und wird nicht zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Aufgrund ihrer Erkrankung kann sie die üblichen Anstaltsmaßnahmen nicht essen, bekommt jedoch auch keine Sonderernährung. Sie ist kaum noch in der Lage, sich in Haft zu versorgen.

Die Familie von Rojbin Çetin fordert ihre sofortige Freilassung und ruft die Öffentlichkeit zur Aufmerksamkeit auf.