TAJÊ protestiert gegen Drohnenangriff in Şengal

Die ezidische Frauenbewegung TAJÊ hat die Drohnenattacke auf ein Fahrzeug in der Hochebene Serdeşt in Şengal verurteilt und Bagdad aufgefordert, einzugreifen. Die in Hewlêr regierende PDK wurde ermahnt, die Zusammenarbeit mit der Türkei zu beenden.

Nach der Drohnenattacke auf ein Zivilfahrzeug im Şengal-Gebirge hat die ezidische Frauenbefreiungsbewegung TAJÊ die irakische Zentralregierung aufgefordert, die Angriffe auf die Ezidinnen und Eziden in Şengal zu stoppen. Es dürfe nicht sein, dass Bagdad sich nicht gegen die grenzüberschreitenden Militäraktionen des türkischen Staates erhebe, sagte eine Aktivistin der Organisation bei einer in der Hochebene Serdeşt einberufenen Kundgebung. Dort wurde am Nachmittag ein ziviles Fahrzeug von einer unbemannten Drohne der türkischen Armee bombardiert. Der Fahrer, ein Ezide aus Şengal namens Xero Şîvan, blieb wie durch ein Wunder unverletzt. An seinem Wagen entstand leichter Sachschaden.

„Wir sprechen von einem Staat, der noch nicht mal davor zurückschreckt, Überlebende eines Genozids zu bombardieren“, sagte die Frau bei der Kundgebung. Etliche Male sei Şengal seit dem Völkermord in der ezidisch geprägten Region 2014 von der zweitgrößten NATO-Armee attackiert worden. Mit solchen Angriffen aus der Luft mache die türkische Region Jagd auf die angestammte Bevölkerung Şengals, um sie aus ihrem traditionellen Siedlungsgebiet zu vertreiben. „Erdoğan will das vollenden, was dem IS nicht gelungen ist: uns auslöschen.  Der Irak aber schweigt, und auch jene, die sich im Namen der ezidischen Gemeinschaft in das irakische Parlament haben wählen lassen. Die PDK kollabiert ganz offen mit dem türkischen Staat und lässt sich für Erdoğans Interessen ausnutzen. Wir aber haben keine Angst vor der Türkei. Wir werden kämpfen und unsere Heimat verteidigen.“

Aufnahmen vom Tatort

Der heutige Drohnenangriff fand in der Nähe des Geflüchtetenlagers Serdeşt statt, das die Bewohner:innen auch Camp Nazê nennen. Die kleine Zeltstadt beherbergt Überlebende der Massaker der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), darunter etliche Kinder. In der Gegend befindet sich auch eine Krankenstation. Vor gut einem Jahr wurde dieselbe Region schon einmal von der türkischen Luftwaffe angegriffen.

„Wir Ezid:innen haben uns verändert“

„Die ezidische Gemeinschaft hat sich verändert. Wir sind nicht mehr die alten Ezidinnen und Eziden, die bei Angriffen passiv bleiben. Wir unterstützen unsere Kinder, die mit der Waffe in der Hand unsere Existenz sichern, und werden nicht noch mal erlauben, dass ein Völkermord an uns verübt wird“, erklärte die Aktivistin außerdem. Weder Erdoğan werde man sich beugen noch der PDK. Die Barzanî-Partei wurde von der Frau aufgefordert, ihre Zusammenarbeit mit der türkischen Führung zu beenden und „vom Verrat an ihrem eigenen Volk abzusehen“. Diejenigen die glaubten, die Ezid:innen würden vor den Bomben fliegen, irrten sich gewaltig. Die Zusammenkunft endete mit den Parolen „Nieder mit dem Verrat“ und „Es lebe der Widerstand von Şengal“.