Stuttgart: Veranstaltung zur Situation von Frauen in Rojava

In Stuttgart haben rund 50 Personen an einer Veranstaltung unter dem Titel „Kampf oder Flucht ‒ zur Lage der Frauen in Nordsyrien/Rojava“ teilgenommen. Dabei wurde auch die Arbeit der kurdischen Hilfsorganisation Heyva Sor a Kurd vorgestellt.

In Stuttgart hat gestern eine Veranstaltung mit dem Titel „Kampf oder Flucht ‒ zur Lage der Frauen in Nordsyrien/Rojava“ stattgefunden, die vom Frauen Forum Schorndorf (Stuttgart) in Kooperation mit der JXK (Studierende Frauen aus Kurdistan) und dem ZIP (Zentrum für internationale Begegnung) organisiert wurde. Ein Ziel der Veranstaltung war es, über die Lage der Frauen in Rojava zu berichten und die Arbeit des Kurdischen Roten Halbmond vorzustellen sowie Unterstützung für seine Arbeit zu bekommen.

Zuerst begrüßte eine Mitarbeiterin vom ZIP die etwa 50 Teilnehmer*innen. Anschließend eröffnete Hilli die Veranstaltung. Sie ging auf die Vergangenheit Deutschlands ein: „In der Vergangenheit gab es zahlreiche Völkermorde, auch unter der Verantwortung und/oder der Beteiligung Deutschlands, so zum Beispiel an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika, mehr als sechs Millionen Juden wurden durch Deutsche im 2. Weltkrieg ermordet, zeitgleich der Mord an ungezählten Sinti und Roma. Das bedeutet, Deutsche waren an der Ermordung von Millionen Menschen weltweit beteiligt. Und wieder rollen deutsche Panzer gegen ein Volk. Das Volk der Kurden ist in Nordsyrien durch die unrechtmäßige völkerrechtswidrige Invasion der Türkei unter Erdoğan in seiner Existenz bedroht, und wieder sind deutsche Panzer an vorderster Front beteiligt.“ Hilli machte auch auf die Errungenschaften von Rojava und den dortigen Frauenkampf aufmerksam: „Gerade die Frauen in Rojava hatten sich seit 2014 auf beeindruckende Weise aus traditionellen Geschlechterklischees befreit. Die kurdische Revolution in Rojava ist untrennbar mit der Frauenrevolution verbunden. In puncto Gleichstellung der Frau ist die kurdische Frauenbewegung weltweit einmalig. Und es sind gerade die Frauen, die sich standhaft gegen die Vertreibung aus der autonomen Region wehren.“

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung erklärte ein JXK-Mitglied das System und die Bedeutung von Rojava sowie die aktuelle Lage vor Ort. Vor allem wurden die Rolle von Deutschland und der NATO verdeutlicht und die Waffenexporte sowie die Passivität der politischen Parteien kritisiert. Außerdem wurde auf Angriffe mit weißem Phosphor und das Massaker in Tel Rifat aufmerksam gemacht, bei dem zehn Personen, darunter acht Kinder, getötet wurden. Zudem wurde betont, wie wichtig die Unterstützung der Arbeit des Kurdischen Roten Halbmondes ist, da es sonst keine Organisationen vor Ort gibt, die der Bevölkerung helfen. Auch wurde auf die Situation von Çiçek Kobanê aufmerksam gemacht und der Angriff auf Hevrîn Xelef thematisiert und bewertet. „Die Errungenschaften der Frauen in Rojava sind die Errungenschaften aller Frauen, und so ist ein Angriff auf die Frauen in Rojava auch ein Angriff auf alle Frauen“, bewertete die Vertreterin der JXK die Angriffe auf die Frauenrevolution.

Im Anschluss sprach Meike Nack von der Stiftung der freien Frauen in Rojava (WJAR). Sie stellte das Modell der Frauenbewegung dar. Sie ging außerdem darauf ein, dass die Erfahrungen der Frauen von Serekaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) sie jetzt auch in ihrer Fluchtsituation stärke. „Das Besondere an der kurdischen Frauenbewegung ist ihre Organisierung“, so Meike. Sie betonte außerdem den internationalen Frauenkampf und welche Bedeutung die Frauenrevolution in Rojava für alle Frauen eingenommen habe.

Vor der Diskussionsrunde am Ende der Veranstaltung, wurde noch ein kurzer Film über Frauen in Rojava gezeigt.