Initiiert von der Bewegung der freien jungen Frauen (JCA) und dem Verband der studierenden Frauen aus Kurdistan (JXK) fand in Stuttgart rund um den Todestag von Sakine Cansız (Sara), Fidan Doğan (Rojbîn) und Leyla Şaylemez (Ronahî) eine Veranstaltungsreihe für die drei kurdischen Revolutionärinnen statt, die am 9. Januar 2013 mitten in Paris von einem Auftragsmörder des türkischen Geheimdienstes MIT erschossen wurden.
Die Gedenkwoche begann am Montag mit einem Leseabend. Rund 25 junge Aktivist*innen diskutierten nach der Lektüre der Perspektiven des PKK-Gründers Abdullah Öcalan die Themen Frauenbefreiung und Patriotismus. Sakine Cansız war in dieser Hinsicht eine beispiellose Persönlichkeit: Sie war nicht nur die einzige Frau, die seit der ersten Stunde der PKK am 27. November 1978 bis zu ihrem Tod aktiv innerhalb der Organisation gekämpft hat, sondern auch Vorreiterin der kurdischen Frauenbefreiungsbewegung.
Zum Todestag von Sara, Rojbîn und Ronahî wurden gleich mehrere Aktionen organisiert. Der Abend begann mit einer Podiumsdiskussion zum Leben und Wirken der Frauen und das Motiv hinter dem Dreifachmord. Die Rednerinnen gingen in ihren Beiträgen auf die Rolle europäischer Länder ein, die an dem Komplott, so wie es die kurdische Gesellschaft bezeichnet, beteiligt waren und nannten die Pariser Morde eine Fortsetzung des internationalen Komplotts gegen Öcalan. Die Aktivistinnen riefen außerdem zur Teilnahme an einer Demonstration am heutigen Samstag in Paris auf. Der kurz nach den Morden gefasste Auftragsmörder Ömer Güney starb kurz vor Prozessbeginn in Untersuchungshaft. Gegen seine Hintermänner wurde niemals Anklage erhoben. Mit der Demonstration wird ihre Bestrafung gefordert.
Den Abschluss des Abends bildeten eine Bilderausstellung und eine Slideshow mit Ausschnitten aus dem Leben von Sara, Rojbîn und Ronahî.
Zum Ende der Gedenkwoche wurde der Dokumentarfilm „Mein ganzes Leben war ein Kampf“ (Jîyana min her şer bû) über das Leben von Sakine Cansız gezeigt. Der Film erzählt ihre Geschichte in chronologischer Abfolge: Kindheit, Jugend, Gründung der PKK 1978, mehr als zehn Jahre Gefängnisaufenthalt bis hin zu dem Tag, an dem sie und ihre Mitstreiterinnen in Paris ermordet worden sind. Die etwa 25 Aktivist*innen, die an dem Filmabend teilnahmen, waren innerlich stark bewegt. Eine der Zuschauerinnen sagte: „Als junge Menschen sollten wir das Erbe von Frauen wie Heval Sara, Heval Avesta und Heval Arîn und ihren Kampf in alle Bereiche des Lebens weitertragen. Wir müssen den Weg des Widerstands wählen und uns der eigenen Realität bewusst werden. Statt nach Geld und anderen materiellen Dingen zu streben, sollten wir uns dem würdevollen Weg unserer Revolutionär*innen widmen.“
Im Anschluss wurde die gemeinsame Fahrt nach Paris angetreten.