Stadtplanung und Verwaltung aus Frauenperspektive

Auf einem Symposium in Wan haben Politikerinnen und Vertreterinnen der Zivilgesellschaft über Stadtplanung und Verwaltung aus Frauenperspektive diskutiert.

Ohne Frauen keine Zukunft

Die Stadtverwaltung von Wan (tr. Van) hat ein Symposium zur kommunalen Planung für die kommenden Jahre ausgerichtet. Die Teilnehmerinnen der Arbeitskonferenz, darunter Bürgermeisterinnen, Abgeordnete der DEM-Partei, Aktivistinnen der Bewegung freier Frauen (TJA) und Juristinnen der Vereinigung ÖHD, beschäftigten sich mit Stadtplanung und Verwaltung aus Frauenperspektive.

Die Ko-Bürgermeisterin der Provinzhauptstadt Wan, Neslihan Şedal, eröffnete das Symposium mit einer Ansprache, in der sie erklärte, dass die Zukunft einer Stadt, eines Landes oder der Welt nicht ohne Frauen geplant werden könne. „Deshalb haben wir in den Kommunalverwaltungen und allen anderen Gremien die Doppelspitze eingeführt“, sagte die DEM-Politikerin.

Refika Sönmez, Vorsitzende der Abteilung für Frauenpolitik in der Stadtverwaltung Wan, unterstrich in ihrem Beitrag, dass die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern alle Lebensbereiche durchdringt: „Deshalb muss ein Ansatz zu Beseitigung der Ungleichheit der Geschlechter in der Stadtplanung, der Kommunalpolitik und im Bezug auf alle Dienstleistungen Priorität haben. Obwohl 50 Prozent der Menschheit Frauen sind, sind sie unterrepräsentiert und ihr Anteil im Arbeitsleben ist recht niedrig. Die Beteiligung von Frauen an der Stadtverwaltung, ihre aktive Mitwirkung an der Umstrukturierung der Stadt und die Schaffung von sozialen Räumen sind äußerst wichtig, um eine Gleichstellung zu gewährleisten.“

Sönmez unterstrich die Bedeutung der Frauenbeteiligung an der strategischen Planung: „Es ist unerlässlich, dass die Frauenpolitik unserer Stadtverwaltung, die Vision die dahintersteht und die allgemeinen öffentlichen Dienstleistungen für Frauen auf die richtige Weise umgesetzt werden. In dieser Hinsicht müssen wir die strategische Planung entlang lokaler Bedürfnisse ausrichten. Darüber hinaus ist es für den Aufbau einer beispielhaften Stadtverwaltung wichtig, dass alle Prozesse transparent sind. Alle Frauen sollten durch demokratische Partizipation in den Fünf-Jahres-Strategieplan einbezogen werden. Es muss klar sein, dass die strategische Planung einen langfristigen Ansatz verfolgt und eine Änderung der individuellen und institutionellen Denkweise erfordert.“

Es geht um Institutionalisierung und Vergesellschaftung“

Anschließend ergriff die DEM-Abgeordnete Sümeyye Boz das Wort und erklärte: „Als kurdische Frauenbewegung sind wir in den letzten 25 Jahren in den Kommunalverwaltungen vertreten und haben Erfahrung gesammelt. Die kurdische Frauenbewegung ist keine Bewegung, die nur in der Propaganda oder wegen ihrer Position existiert. Sie ist eine Struktur, die darauf abzielt, sich zu institutionalisieren und zu vergesellschaften. In diesem Sinne sind die Kommunalverwaltungen genau der richtige Ort, um diese Sozialisierung zu erreichen.“

Sümeyye Boz hob die Bedeutung von Frauenbefreiung, Ökologie und Demokratie hervor. Dieses Paradigma müsse in allen Gesellschaftsbereichen verwirklicht werden. Der Frauenkampf sei in dieser Hinsicht entscheidend, deshalb würden auch die Frauen einer besonderen Repression unterzogen: „Die Frauenarbeit war das erste Angriffsziel der Zwangsverwalter. Viele Einrichtungen wurden von den Zwangsverwaltern aufgelöst. Die Zerstörung durch die Zwangsverwaltung hat dazu geführt, dass alle Städte dysfunktional wurden. Mit unseren strategischen Pläne wird Kraft der Frauen wachsen.“

Ohne Frauen keine Demokratie“

Als nächstes sprach die im Mai nach jahrelanger Haft aus dem Gefängnis entlassene kurdische Politikerin Sebahat Tuncel. Sie erklärte: „Es ist sehr wichtig, dass Frauen heute Mut haben und für ihre eigene Existenz eintreten. Das macht uns stolz. Wir sind mit einem patriarchalen kapitalistischen System konfrontiert, aber wir haben auch ein eigenes System, das für Frauenbefreiung, Demokratie und Ökologie eintritt. Das patriarchale System hat zuerst die Arbeit der Frauen abgewertet. Fünftausend Jahre lang hat das patriarchale System alle von Frauen geschaffenen Werte mit Füßen getreten. Der erste Bruch zwischen den Geschlechtern fand statt, als den Frauen ihre sozialen Rollen weggenommen wurden und sie zu Hause eingesperrt wurden. Regieren ist eine Kunst. Politik ist eine Kunst. Wenn man es gut macht, führt man die Gesellschaft an einen guten Ort, wenn man es schlecht macht, wird man ein Despot. Warum lehnen wir als Frauen den patriarchalen Stil ab, den hierarchischen, herrschsüchtigen, gewalttätigen Ansatz? Weil Frauen einen Form wählen, bei der wir durch Verhandlungen, Dialog und Beteiligung zur Selbstverwaltung beitragen.“